Nicht alles, was die Zivilisation hervorbringt, ist wohlriechend. Autos zum Beispiel stoßen aus einer Öffnung am hinteren Ende stinkende Gase aus. Trotzdem können die Menschen von ihnen gar nicht genug kriegen, schätzen sie als Statussymbol und bauen ihnen mitten in der Stadt große Häuser, damit sie es warm und trocken haben.
Eine der wichtigsten Errungenschaften der Zivilisation aber behandeln wir mit Geringschätzung: die öffentliche Toilette. In früheren Jahrhunderten ließ sich jeder, den ein dringendes Bedürfnis überkam, am Wegesrand nieder. Das war zwar unkompliziert, aber auch unhygienisch und übelriechend. Die öffentliche Toilette hat unser Leben verbessert. Sie ist für die Mobilität des modernen Menschen mindestens so wichtig wie das Auto. Dank ihr können wir entspannt unterwegs sein. Ohne öffentliche Toilette keine langen Autoreisen und kein Städtetourismus.
Bis vor 13 Jahren gab es auf dem Markt eine Toilette. Sie war unterirdisch und das, wir erinnern uns, im doppelten Sinn. 2004 wurde sie zugeschüttet. Sie heute einfach wieder freizubuddeln, wie der Innensenator vorgeschlagen hat, wäre ein ganz falsches, rückwärtsweisendes Signal.
Die Zukunft der öffentlichen Toilette könnte in Lübeck beginnen. Der Stoffwechsel ist die Grundlage allen Lebens. Wir sollten ihm einen Tempel errichten, der zugleich ein Bekenntnis zur modernen Zivilisation ist. Statt die Toilette im Keller zu verstecken, sollten wir sie stolz präsentieren, oberirdisch, mitten auf dem Markt, von einem klugen Architekten gestaltet, mit allem erdenklichen Komfort ausgestattet: reiches Klopapiersortiment, gut gefüllte Bücherregale, geschultes Servicepersonal. Ein Ort zum Entspannen, ein Ort zum Verweilen. Eine Toilette, die Begeisterung in der Fachwelt hervorruft; eine Toilette, mit der die LTM Gäste nach Lübeck lockt. Eine Toilette, schöner als das schönste Parkhaus.
LN