Bad Schwartau. Auch in Lübeck sorgt der Vorfall der Vergewaltigung im Schwartauer Bahnhof für Bestürzung.
„Durch die Bahn wurde die Überwachung im Bahnhof nicht mehr betrieben“, räumt der Bad Schwartauer Bürgermeister Gerd Schuberth (CDU) ein, „und unsere eigene war aufgrund von Bauarbeiten defekt“.
Jetzt funktioniere sie wieder. Darüber hinaus sei geplant, die Videoaufzeichnung im Innen- und Außenbereich zu intensivieren. „Wir machen das natürlich unter Beachtung des Datenschutzes.“
Der Ortsverein von Bündnis90/Die Grünen hatte im Vorwege zur gestrigen Stadtverordnetenversammlung eine entsprechende Anfrage gestellt. Es sei aus Sicherheitsgründen dafür Sorge zu tragen, dass die Aufzeichnung vernünftig ausgewertet und die Anlage gewartet werde, sagt Kathrin Faasch. Die Fraktion schlug zudem vor, die Bahnhofs-Toiletten zu später Stunde abzuschließen, da der mutmaßliche Täter sein Opfer dort hineingezogen hatte.
Der mutmaßliche Täter, ein 19-jähriger Iraker, ist erst seit November 2015 in Deutschland und eigentlich in einer Flüchtlingsunterkunft in Lübeck untergebracht. „Der Vorfall ist ein schrecklicher Zwischenfall und bei uns der erste dieser Art“, sagt Lübecks Sozialsenator Sven Schindler. „Leider ist es uns trotz des bundesweit einmaligen Betreuungsschlüssel von 1:40 nicht immer möglich, gewaltbereite Menschen zu erkennen.“ Neuankömmlinge bekämen in Lübeck eine Integrationsbroschüre ausgehändigt, die in mehreren Sprachen die Kultur vermittelt. Diese enthalte auch einen Flyer, der Gleichberechtigung und den respektvollen sowie gewaltfreien Umgang erläutert. Auch in Bad Schwartau gibt es die Broschüren. „In denen ist alles Mögliche erklärt — von Arztbesuchen bis zum Verhalten gegenüber Frauen“, sagt Ordnungsamtsleiter Bernd Kubsch. Es werde viel Aufklärungsarbeit betrieben. „Bei uns gab es bis auf diesen Fall keine Auffälligkeiten im Zusammenhang mit Asylbewerbern“, so Schuberth.
Die Polizei Lübeck kündigt derweil keine weiteren Maßnahmen an. „Polizeiliche Aufgabe ist unter anderem auch die ständige Lagebeurteilung“, sagt Sprecher Stefan Muhtz. „Diese bedauerliche Einzeltat führt zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu einer besonderen taktischen polizeilichen Maßnahme neben den offenen und verdeckten tagtäglichen Tätigkeiten. Ein brennpunktorientiertes Konzept ist zur Zeit nicht angedacht.“
Von km