Bad Schwartau. Fast alle der 280 aufgestellten Stühle in der Mensa der Elisabeth-Selbert-Gemeinschaftsschule sind besetzt. Der Spielmannszug des VfL Bad Schwartau spielt auf. „Les Gendarmes de St. Tropez“ von Raymond Lefèvre erklingt. Der Bürgermeister der französischen Partnerstadt Villemoisson-sur-Orge Francois Chollet wippt in der ersten Reihe mit den Füßen im Takt. Neben dem Gast mit der weitesten Anreise haben unter anderem auch Bad Doberans Bürgermeister Thorsten Semrau, Oberstleutnant Axel Jahnke vom Eutiner Patenschaftsbataillon 6 „Holstein“, Alt-Bürgermeister Jochen Wegener sowie die Landtagsabgeordneten Sandra Redmann (SPD) und Hartmut Hamerich (CDU) Platz genommen. Dass dieser Neujahrsempfang ein ganz besonderer ist, stellt auch Bad Schwartaus Bürgervorsteherin Birgit Clemens klar. „Wir haben Gerd Schuberth schon 13 Mal bei seiner Neujahrsansprache zugehört und das gerne. Heute wird er seine 14. und letzte Rede in diesem Rahmen halten“, kündigt Clemens Gerd Schuberth an. Der 63-Jährige stellt sich in 2016 nicht mehr zur Wahl.
Dabei zieht Schuberth eine positive Jahresbilanz. Er lobt das Engagement der vielen Helfer und Unterstützer bei der Integration und Unterbringung der Flüchtlinge. Zudem wurde mit dem Umbau der Innenstadt begonnen und der neue Bauamtsleiter Thomas Sablowski, auch „Tom der Baumeister“ genannt, habe mit Politik und Kaufmannschaft gut zusammengearbeitet und die Umsetzung beschleunigt. „Zur Stärkung von Handel und Wandel wurde auch der Parkplatz P4/P5 geschaffen“, sagt Schuberth, der auch die neue Dirt- und Bikebahn, den Kunstrasenplatz für den SV Olympia, die schrittweise Sanierung der Schulen, die Lärmschutzmaßnahmen an der A 1 und den rechtlichen Vergleich mit der Hansestadt Lübeck wegen des Luv-Centers hervorhebt. „Dafür haben wir auch einen nicht unerheblichen Geldbetrag erhalten“, berichtet Schuberth noch recht kühl. Doch bei aller Routine, am Ende seiner Ansprache kann Schuberth, der ein besseres und vertrauensvolleres Verhältnis zwischen Politik und Verwaltung anmahnt, seine Emotionen nicht ganz verbergen. Erst recht nicht, als Bürgervorsteherin Birgit Clemens ihn „rein dienstlich“ drückt.
Das Thema, wer folgt auf Schuberth, ist auch beim anschließenden Empfang in der Krummlandhalle das Thema Nummer eins. Diverse Namen werden gerüchteweise als mögliche Kandidaten genannt. Zumal mit Ellen Brümmer (CDU) und Michael Neese (parteilos) erst zwei Bewerber ihren Hut in den Ring geworfen haben. „Wir werden in Kürze einen Kandidaten küren“, versichert Elisabeth Kremer von der SPD, die den Neujahrsempfang nutzt, um auch noch die restlichen Exemplare des Buches „Eine Stadt schreibt Geschichten“ zu verkaufen. Der Neujahrsempfang 2016 könnte bei der nächsten Buch-Auflage mit Sicherheit auch ein eigenes Kapitel füllen. . .
Sebastian Prey