. Überraschend wenig Interesse zeigten die Einwohner von Klein Zecher mit den Ortsteilen Marienstedt und Hakendorf im Naturpark Lauenburgische Seen am vergangenen Donnerstag. Seit Monaten gibt es in der Region immer wieder Aktionen und Veranstaltungen zu den derzeitig bekannten Planungen der Landesregierung, im Naturpark potentielle Standorte für Windkraftanlagen (WKA) auszuweisen. Zu einer Protestkundgebung zwischen Seedorf und Hollenbek waren erst am 30. Oktober etwa 230 Kritiker der Landesplanung angereist (LN berichteten).
Bürgermeister Conrad Torkler hatte daher mit großem Interesse bei der Sitzung der Gemeindevertretung gerechnet. Beim Aufruf des Tagesordnungspunktes 8, eineinhalb Stunden nach Beginn der Sitzung, interessierten sich dagegen nur noch vier Gäste für das Thema „Windenergie“. Torkler hatte das Thema in einen allgemeinen Teil und in eine Stellungnahme der Gemeinde aufgeteilt. Begründung: Er selbst sowie zwei weitere Mitglieder der Gemeindevertretung gelten nach den bislang bekannten Planungen als Eigentümer oder als Angehörige von Grundstückseigentümern, die mögliche Eignungsflächen für WKA besitzen, als befangen. Nach ausführlicher Vorstellung der aktuellen Rechtslage wies Bürgermeister Torkler auf Informationen hin, dass seitens der Landesplanung am 6. Dezember bereits aktualisierte Karten veröffentlicht werden sollen. Angeblich sind dann dort keine Flächen östlich des Elbe-Lübeck-Kanals mehr ausgewiesen. Torkler bekannte sich zur Nutzung von Windenergie auf geeigneten Flächen.
„Diese Nutzung ist notwendig, um unsere Welt zu retten“, sagte er. Mit dem Hinweis auf die Erderwärmung und dem zu erwartenden Anstieg des Meeresspiegels um sechs Meter bis zur Mitte des Jahrhunderts käme „eine gewaltige Katastrophe auf uns zu. Wir müssen das verhindern und Windkraft noch viel mehr fördern“, so der Bürgermeister. Nach seiner Auffassung bedeutet das aber nicht, dass diese Anlagen überall stehen dürfen: „Die Auswirkungen auf die Gesundheit sind noch gar nicht genügend erforscht und es müssen Naturparks, Naturschutzgebiete, Umweltaspekte und Nistplätze von Großvögeln berücksichtigt werden.“
In Abwesenheit der drei als befangen geltenden Gemeindevertreter diskutierte die Runde gemeinsam mit Ausschussmitgliedern ausführlich über einen Beschlussantrag zu einer Stellungnahme der Gemeinde.
Diese rechtlich als symbolisch zu wertende ablehnende Stellungnahme zu WKA im Gemeindegebiet hatten zuvor bereits einige Gemeinden im Umland an die Landesplanung gesandt. Mit zwei Ja-Stimmen und vier Nein-Stimmen wurde dieser Antrag abgelehnt. Bürgermeister Conrad Torkler sagte im Anschluss der Sitzung den LN: „Es gibt ja auch keinen Gegenbeschluss. Wir verhalten uns neutral und warten die Veröffentlichung der neuen Karten ab. Dann hat die Gemeinde vier Monate Zeit, Stellung zu nehmen.“
Thomas Biller