Geesthacht. Alles für die Katz': Die Stadt Geesthacht löst jetzt die als Notunterkunft hergerichtete Sporthalle an der Berliner Straße auf. Im Februar wird sie wieder für den Vereinssport und die Schüler der Buntenskampschule zur Verfügung stehen. Nicht ein einziger Flüchtling hatte seit Oktober in der Sporthalle geschlafen. Das Projekt kostete die Stadt dennoch mehrerer Zehntausend Euro.
„Dass wir die Halle nicht brauchen würden, war nicht absehbar, als wir uns für diese Lösung entschieden hatten“, erklärt Torben Heuer, der Sprecher der Stadtverwaltung. Gestern Abend wurde die Entscheidung, die Notunterkunft aufzulösen, im Hauptausschuss bekannt gegeben. Heuer: „Die Idee, die Sporthalle als Notunterkunft für den erwarteten Ansturm von Asylbewerbern und Flüchtlingen einzurichten, war damals richtig.“
Weil das Land die Prognosen zu den erwarteten Flüchtlingszahlen im Spätsommer massiv nach oben geschraubt hatte, musste die Stadt schließlich handeln. Der Hallenboden wurde mit Holzplatten und darüber Teppichboden ausgelegt, um ihn zu schonen. Dann wurden durch DRK-Helfer die ersten 40 Feldbetten aufgestellt. Die Notunterkunft war insgesamt für bis zu 120 Menschen ausgelegt. 250 Menschen hatte die Stadt im Herbst noch bis zum Jahresende für eine Unterbringung erwartet, es wurde tatsächlich nur die Hälfte. Aktuell leben gut etwa 430 Flüchtlinge in Geesthacht, dieses Jahr wird ein Zuzug von 546 weiteren erwartet.
„Als bekannt wurde, dass wir die Halle zur Flüchtlingsunterkunft machen wollen, mussten wir als Vorgabe unserer Versicherung einen Wachdienst engagieren, der rund um die Uhr vor Ort war“, so Heuer.
Hintergrund: Brandanschläge auf andere geplante Unterkünfte, etwa in Escheburg oder Boizenburg.
Die fertig ausgestattete Halle stand bisher jederzeit als Notunterkunft bereit, musste aber nicht in Anspruch genommen werden. Hauptsächlich, weil die Stadt anders als gedacht ausreichend Wohncontainer für den Standort an der Mercatorstraße bekommen konnte. Bis April sollen dort 470 neue Wohnplätze zur Verfügung stehen.
„Wir werden jetzt die Halle ausräumen und dann mit den Vereinen den Rücktransport der ausgelagerten Sportgeräte absprechen“, kündigte Heuer gestern an. Er geht nicht davon aus, dass die Stadt noch einmal aufgrund des hohen Zuzugs in so eine Notlage kommen wird wie im Herbst 2015.
Timo Jann