Jetzt geht’s also los. Am Montagabend trafen sich die fünf Bewerber um den Ratzeburger Bürgermeisterposten erstmals gemeinsam, um sich ihren Wählern vorzustellen. Eingeladen hatte der Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen in Wittlers Hotel.
Dass es schwierig werden könnte, das Wahlvolk für seine demokratische Aufgabe am Wahlsonntag, 10. März, zu mobilisieren, zeichnete sich schon ab. Denn nur rund 30 Ratzeburger, vornehmlich aus der „grünen“ Klientel, waren gekommen, um sich selbst ein Bild von den Kandidaten zu machen.
Letztere nutzten ihre Chance insofern, um sich persönlich vorzustellen und ihre Ziele zu formulieren. Wobei dies gar nicht so einfach ist, denn große Versprechungen bezüglich einer bestimmten Politik oder Umsetzung von konkreten Vorhaben kann eigentlich kein Kandidat machen. Letztlich ist der Bürgermeister gerade einer Kleinstadt wie Ratzeburg von den Politikern und Parteien in der Stadtvertretung abhängig, muss deren Vorgaben erfüllen.
Also ist es am Ende eher eine Sache der Beliebtheit und des Vertrauens, welche die Wählerinnen und Wähler ihrem Favoriten entgegenbringen (müssen). Zum Schluss gewinnt der Sympathischste. Wäre der bisherige Amtsinhaber Rainer Voß noch einmal angetreten, hätte wohl kaum ein Gegenkandidat ernsthafte Chancen gehabt, zu gewinnen. Denn zu dessen unbestrittener Kompetenz als Verwaltungsfachmann kam auch noch der Vertrauensbonus, den er sich in zwölf Jahren erarbeitet hatte.
Nun müssen seine potenziellen Nachfolger mit ihren eigenen Mitteln um die Gunst der Wähler buhlen. Bis auf den pensionierten Polizeibeamten Manfred Börner hat keiner echte Verwaltungserfahrung. Alle, auch der SPD-Kandidat Börner, betonten dies aber in ihren Ausführungen. Alle mit dem Hinweis, deswegen besonders eine gute Zusammenarbeit mit den Experten im Rathaus anstreben zu wollen.
Linke für Börner
Die Ratzeburger „Linken“ werden bei der Bürgermeisterwahl den SPD-Kandidaten Manfred Börner unterstützen. Börner stellte sich und seine Vorhaben auf der jüngsten Mitgliederversammlung des Ortsverbandes vor. „Im Vergleich zu den anderen Kandidaten vertritt Herr Börner unsere politischen Vorstellungen und sozialen Anforderungen am konkretesten und hat durch seine Offenheit und Sachkenntnis überzeugt“, erklärt der Ortsvorsitzende der „Linken“, Michael Schröder.
„Wir trauen ihm zu, frischen Wind ins Rathaus zu bringen und ein guter, bürgernaher und sozialer Bürgermeister für alle zu sein.“ Trotz teilweise unterschiedlicher Sichtweisen, habe man bei den Schwerpunktthemen von Herrn Börner in vielen Punkten Übereinstimmungen mit denen kommunalpolitischen Zielen der Linkspartei entdecken können. Dazu gehören unter anderen der Widerstand gegen rechtsextremes Gedankengut, die Stärkung von Schulen und Kitas, die Anerkennung des Ehrenamtes unter anderem in Vereinen sowie die Unterstützung regionaler, klein- und mittelständischer Betriebe.
Viel und gute Kommunikation, Transparenz und Kooperation wollen alle Bewerber pflegen. Klar. Nur ein Donald Trump würde hier vielleicht andere Wege gehen, um sein Wahlvolk für sich zu überzeugen.
Auf dem Podium
Der Wahlkampf zwischen den fünf Bewerbern um Bürgermeisterposten ist in vollem Gange. Nach dem ersten Termin am Montag, zu dem die Grünen eingeladen hatten, präsentieren sich die Kandidaten noch dreimal gemeinsam.
Die Stadt Ratzeburg selbst lädt in der nächsten Woche am Dienstag, 19. Februar, um 19 Uhr zur großen Podiumsdiskussion in die Riemann-Halle ein.
Auf Initiative von Verdi, der Gewerkschaft im öffentlichen Dienst, werden sich die fünf Bürgermeister in spe in der Ratzeburger Jugendherberge am Montag, 4. März, um 17 Uhr der Öffentlichkeit präsentieren.
Die letzte Runde vor der Wahl am Sonntag, 10. März, findet schließlich am Mittwoch, 6. März, um 19 Uhr im Burgtheater (großer Kinosaal) in Ratzeburg statt. Veranstalter sind die Lübecker Nachrichten.
Die fünf Kandidaten wollen dagegen möglichst ein Bürgermeister „aller Ratzeburger“ sein. Was bei der Vielfalt und Verschiedenheit der Einwohner und ihrer Interessen schwieriger sein dürfte als das Versprechen von Transparenz und Kommunikation in der politischen und Verwaltungsarbeit.
Aber die fünf sind ja noch am Anfang eines mehrwöchigen Wahlkampfes. Sie werden in zahlreichen Auftritten, sei es im Bau- oder Supermarkt, bei Vereinen, Verbänden oder Interessengemeinschaften ihre Duftmarken setzen. Nach und nach werden dann auch konkretere Unterschiede herausgearbeitet. Diese waren jedenfalls am Montag bei den Grünen noch nicht so deutlich erkennbar. Zu groß die Angst, mögliche Wähler zu verprellen.
Joachim Strunk