Panten. „Wir wussten damals nicht, was wir taten“, sagt Fred Jorczyk und lacht. Er spielt mit diesem Satz auf das Jahr 1988 an, in dem seine Frau Gunda und er im Lauenburgischen auf der Suche nach einem Wochenendhäuschen waren und schließlich im Pantener Ortsteil Mannhagen fündig wurden. Das Ehepaar aus Hamburg erwarb an der Schmiedestraße eine alte Kate – und hatte danach mit der Sanierung lange zu tun.
„Zehn Jahre haben wir jedes Wochenende an dem Haus gearbeitet“, erinnert sich Gunda Jorczyk und holt ein paar alte Schwarzweißfotos hervor, die den Zustand des Gebäudes in der Mitte des vorigen Jahrhunderts zeigen. Sofort fällt auf, dass man damals das ursprüngliche Reetdach durch ein Hartdach ersetzt hatte, die sogenannte „Berliner Welle“, bestehend aus asbesthaltigem Eternit. Die Jorczyks ließen ihren neuen Besitz nun wieder mit Reet eindecken, und auch innen wurde der ursprüngliche Zustand der um 1725 errichteten Kate weitgehend wiederhergestellt.
Das genau Baujahr des Hauses, in dem einst vor allem Landarbeiter wohnten, ist unbekannt. Die heutigen Besitzer gaben allerdings ein dendrochronologisches Gutachten in Auftrag, in dem mittels einer Holzanalyse festgestellt wurde, dass etliche Balken im Fachwerk der alten Kate aus dem Jahr 1625 stammen und damit wohl schon einmal in einem anderen Bauwerk Verwendung fanden. Auffallend ist auch, wie krumm manche Balken sind. "Dies war kein Haus für reiche Leute, die geraden Balken bekam der Herzog", erklärt Gunda Jorczyk. Einige Türen mussten sogar der gebogenen Form der Balken angepasst werden.
Das Fundament wurde ebenfalls erneuert, was auch nötig war. Die Kate war nämlich im Laufe der Jahrhunderte ein ganzes Stück in den Boden eingesackt – im hinteren Teil noch mehr als zur Straßenseite hin. Deshalb gibt es jetzt mitten im Haus eine Stufe. Im Zuge der Totalrenovierung wurde das historische Fachwerk – größtenteils hinter billigen Spanplatten aus dem Baumarkt verborgen – wieder freigelegt. Manches blieb aber auch erhalten, zum Beispiel die starken Haken, an denen einst die Schinken zum Räuchern aufgehängt wurden.
Als Gunda und Fred Jorczyk mit der Sanierung fertig waren, hatten sie trotz reichlich Eigenleistung weit mehr für die notwendigen Arbeiten bezahlt als zehn Jahre zuvor für den Kauf des Anwesens, aber dafür stand nun an der Schmiedestraße ein wahres Schmuckstück. Das sollte ja eigentlich nur als Wochenendhaus genutzt werden, war jedoch so gemütlich geraten, dass es zum Dauerwohnsitz wurde. Gleich nebenan errichtete das Ehepaar noch ein zweites Haus, in das die Mutter der Besitzerin einzog.
Als die Mutter vor einigen Jahren starb, übernahmen die Jorczyks den Neubau und beschlossen, ihr liebevoll restauriertes altes Haus zu vermieten – nicht auf Dauer, aber jeweils für ein paar Tage an Feriengäste.
Die Idee war gut, wie die Nachfrage zeigt. Nicht nur im Sommerhalbjahr wird das Haus Steinautal, wie es jetzt heißt, gern gebucht – vor allem von Menschen, die hier, mitten in der Natur, Ruhe finden wollen. Dass man nach wenigen Minuten Autofahrt Mölln oder Ratzeburg erreichen kann, ist ein weiterer Pluspunkt. Übers Internet kann man die rustikalen Räumlichkeiten samt dem Himmelbett unter dem Dach weltweit buchen. Das geschieht auch. „Sogar Gäste aus New York waren schon hier“, berichtet Fred Jorczyk. Bis zu fünf Personen finden in Räumen bequem Platz, neun sind das Maximum. „Dann ist es aber ein bisschen wie in der Jugendherberge“, räumt der Besitzer ein.
Das stimmt nicht so ganz: Eine Jugendherberge mit Fußbodenheizung, Sauna, Kamin, Ledersesseln, Badewanne und eigenem Apfelbaum im Garten dürfte anderswo schwerlich zu finden sein.
Denkmal zu besichtigen
Das Haus Steinautal in Mannhagen beteiligt sich am morgigen Sonntag am bundesweiten „Tag des offenen Denkmals“ und kann von 15 bis 18 Uhr von jedermann besichtigt werden. Von Ratzeburg bis Lauenburg, von Mölln bis Siebenbäumen sind im Kreis zahlreiche historische Gebäude zugänglich. Die Adressen findet man im Internet unter tag-des-offenen-denkmals.de Diese Veranstaltung sei inzwischen „zu einem festen Termin in jedem Kulturkalender geworden“, sagt Susanna Helmert von der unteren Denkmalschutzbehörde des Kreises Herzogtum Lauenburg. Man freue sich erneut „über ein reges Engagement von vielen Privatleuten, Vereinen, Kirchengemeinden sowie Freunden und Förderern des Denkmalschutzes“.
Norbert Dreessen