Von allem gibt es zu viel: Essen, Trinken, Websites, Geld, Bücher, Pestizide, Schnecken im Garten, Wissen, Kulturdenkmäler, Handys, linksradikale Splittergruppen. Was tun mit dem Überfluss?
Private Haushalte verschieben ihn auf Dachböden, in Keller oder in Rumpelkammern. Der Raum wird gefüllt und bis zum nächsten Umzug vergessen. Bei öffentlichen Institutionen ist es ähnlich. Die Hansestadt Lübeck sucht verzweifelt eine Rumpelkammer, Verzeihung: einen Wissensspeicher.
Dass es aber nicht immer klappt mit der Rumpelkammer, muss jetzt der DGB Lübeck erleben. Für die nächste Maidemo wollte er Ordnung schaffen und räumte allerlei Parteien und Grüppchen beiseite. Doch dann begann es in der Kammer zu rumpeln: Freie Wähler, Grüne und Linke taten sich mit DDR-Nostalgikern und stalinistischen Sektierern zusammen, um aus der Rumpelkammer auszubrechen und eine eigene Maidemo anzumelden.
Man mag sich nicht vorstellen, was sich in einem Wissensspeicher auf dem Priwall abspielen könnte, wenn dort Jahrhunderte alte Akten unkontrolliert mit schwer verständlichen Büchern, mächtigen Ölgemälden und schnörkeligen Skulpturen auf immer engerem Raum lagerten. Was, wenn sie sich auch verbündeten und gegen ihre Verbannung demonstrierten? Daran hat der Waterfront-Investor bestimmt noch nicht gedacht.
LN