Innenstadt. . Ein Hafenschuppen wird zum Hostel: Die Stadt will aus Schuppen 9 ein Jugend-Hotel machen. Das Gebäude an der Untertrave hat einen Logenplatz an der Kaikante zur Stadt-Trave — und liegt gegenüber vom Hansemuseum. „Ein Jugend-Hostel mit bezahlbaren Preisen“, stellt sich Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) dort vor. Es könnte zudem Räume für Jugendkongresse, Diskussionsrunden und Jugend-Kulturevents geben. In Kombination mit dem Hansemuseum regt er dort Debatten über die Hanse und die Europäische Union an — oder Events mit Künstlern aus anderen Hansestädten. Ein Zeitplan steht noch nicht fest.
„Es gibt Interessenten, die solche Ideen verfolgen“,
Bürgermeister Bernd Saxe (SPD)
Der Hintergrund: Seit Jahren soll die nördliche Altstadt schöner werden. Jetzt ist es soweit. Das Hansemuseum ist für 50 Millionen Euro gebaut und seit Mai 2015 eröffnet. Jetzt soll die Untertrave erneuert werden für 14,8 Millionen Euro. Baustart ist im Herbst. Ende 2018 soll alles fertig sein. Zudem ist ein neues Parkhaus geplant direkt vor der nördlichen Alstadt. In diesem Zuge will die Stadt auch den Schuppen 9 zum Hostel machen.
„Es gibt Interessenten, die solche Ideen gern verfolgen würden“, sagt Saxe. Das Hansemuseum ist jedenfalls mit von der Partie. „Ich halte das für eine gute Idee“, sagt Chefin Felicia Sternfeld. Von einem solchem Hostel direkt gegenüber würde das Hansemuseum „auf jeden Fall“ profitieren. Es gebe etliche Anfragen von Schulklassen, aber auch von Jugend-Parlamenten, die das Hansemuseum besuchen wollen. „Wir wollen uns auch noch stärker mit Veranstaltungen zur Hanse heute etablieren“, so Sternfeld.
Aktuell wird der Schuppen 9 von der städtischen Hafenbehörde betreut, der Lübeck Port Authority (LPA). Die hat den Schuppen an mehrere Privatleute und Veranstalter vermietet. Wie lange die Mietverträge laufen, will LPA-Chef Hans-Wolfgang Wiese nicht sagen. Doch es gibt bereits erste Ideen wie aus dem Schuppen ein Hostel wird: Die LPA könnte das Gebäude an das städtische Koordinierungsbüro Wirtschaft (KWL) übertragen — auf Grundlage eines Erbpachtvertrages. Die KWL baut es zum Hostel um — und vermietet es anschließend an einen Betreiber. So ist die Stadt auch mit den historischen Hafenschuppen 10 und 11 am Burgtor verfahren. Die KWL hat das Schuppen-Ensemble für 6,5 Millionen Euro saniert. Heute haben dort beispielsweise die Bar Celona und Kieser Training ihre Adresse.
Nach LN-Informationen wurde das Thema Hafenschuppen 9 bereits im Aufsichtsrat der KWL vorgestellt. Dem Vernehmen nach gab es dort allerdings Kritik daran, dass die KWL den Umbau zum Hostel bezahlen und damit das wirtschaftliche Risiko tragen soll. Daher reagiert KWL-Chef Dirk Gerdes zurückhaltend. „Klar steht die KWL bereit, wenn die Stadt uns so eine Aufgabe überträgt.“ Aber man müsse sehen, ob Schuppen 9 „ein Fall für die KWL ist“, so Gerdes. Denn die komme immer dann zum Zuge, wenn die Privatwirtschaft da nicht weiterkommt.
„Nicht die KWL“, macht CDU- Fraktionschef Andreas Zander klar. Das Hostel-Projekt dürfe zu keiner Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die städtische Gesellschaft werden. Grundsätzlich ist er von der Idee eines Jugend-Hostels angetan. Ich kann mir auch eine Jugendherberge vorstellen“, so Zander. Ähnlich sieht es SPD-Vormann Jan Lindenau: „Eine touristische Nutzung kann ich mir vorstellen.“ Allerdings lehnt er ein KWL-Modell wie bei den Schuppen 10 und 11 ab. „Damit würde das Risiko eines touristischen Betriebes auf die Stadt abgewälzt“, so Lindenau. Grünen-Fraktionschef Thorsten Fürter ist grundsätzlich für ein Jugend-Hostel, will aber mehr Details dazu wissen. Tourismus-Chef Christian Martin Lukas freut sich: „So ein trendiges Angebot direkt auf der Altstadtinsel passt ganz wunderbar.“ Denn junge Städtereisende seien eine wichtige Zielgruppe für Lübeck. Lukas: „Ein Youth-Hostel wäre eine echte Bereicherung.“
Josephine von Zastrow