St. Lorenz Nord. Es gibt derzeit kein anderes Thema im Kollegium und der Schülerschaft der Emil-Possehl-Schule. Der Schock sitzt tief. Während der Mittagspause kam es am Mittwoch vergangener Woche zwischen einem 18-jährigen Schüler der Berufsschule und einem 16-Jährigen auf dem Parkplatz neben der Schule zu einer heftigen Auseinandersetzung – der 16-Jährige liegt seitdem mit schwersten Schädelverletzungen im Krankenhaus. „Lange war er nicht stabil genug, um operiert zu werden“, berichtet Andreas Clasen, ein Freund der Familie des Verletzten.
Bei dem Streit der Jungen soll es eventuell um Drogen gegangen sein. „Der 16-Jährige hatte den Baseballschläger offenbar selbst mitgebracht“, erklärt Polizeisprecher Dierk Dürbrook. In einer abgeschiedenen Ecke vor dem Schulgelände sei es dann zur Prügelei gekommen. Laut Polizei soll der 16-Jährige zweimal auf den Kontrahenten eingeschlagen haben, dieser habe ihm dann den Baseballschläger entrissen und ihm damit auf den Kopf geschlagen. Dabei verletzte er ihn schwer, wie man einem Facebook-Post der Mutter des 16-Jährigen entnehmen kann.
„Sie ist völlig fertig und mit den Nerven am Ende“, sagt Clasen. Der Junge habe eine Hirnschädigung erlitten . „Wie stark sie ist und mit welchen Spätfolgen die Familie rechnen muss, ist noch nicht klar“, so Clasen, der selbst Lehrer ist. „Die Schule sollte ein sicherer Ort für die Schüler sein“, sagt er. Nun hätten viele das Gefühl, dass der Vorfall totgeschwiegen würde.
Schulleiter Jörn Krüger erklärt auf LN-Anfrage dazu: „Der schreckliche Vorfall ereignete sich außerhalb des Schulgeländes, die Aufsicht konnte den Bereich nicht einsehen.“ Erst als das Martinshorn ertönte, habe man mitbekommen, dass etwas passiert sei. Der Schüler sei außerdem volljährig – er durfte das Gelände verlassen. „Wir haben sofort versucht, den Vorfall aufzuklären“, so Krüger.
Der 18-jährige Schüler war nach der Schlägerei geflüchtet, soll sich aber später der Polizei gestellt haben. Er erschien dann am Montag in der Emil-Possehl-Schule. „Er wollte am Unterricht teilnehmen – wir haben ihn sofort separiert und angehört“, so Schulleiter Krüger.
Der junge Mann wurde dann für sieben Tage suspendiert. „Mehr lässt das Schulgesetz nicht zu“, erklärt Krüger. „Die sieben Tage kann ich als Schulleiter aussprechen, zur Abwendung von Gefahr und Wahrung des Schulfriedens.“ Denn der Schüler habe Gewaltbereitschaft gezeigt. Für einen längeren Ausschluss muss laut Schulgesetz eine Konferenz stattfinden. „Nächste Woche wird entschieden, ob der Schüler eine Gefahr für andere sein könnte“, so Krüger. Er betont, dass der 18-Jährige nach dem Vorfall keine Sekunde im Unterricht gesessen habe.
Das bestätigt auch Thomas Schunck, Sprecher des Kieler Ministeriums für Schule und Berufsbildung: „Die Auseinandersetzung hat zwar vor der Schule stattgefunden, aber das ändert nichts – der Schulfrieden muss gewahrt werden.“ Normalerweise wäre die Aufsichtsfrage interessant. Da es sich in diesem Fall aber um einen volljährigen Schüler handle, habe die Schulleitung richtig reagiert.
„Das rechtliche Ermittlungsverfahren läuft“, erklärt Polizeisprecherin Anett Dittmer. Wer Schuld hat und wie die genauen Umstände waren, sei unklar und sehr schwierig zu ermitteln. „Die polizeilichen Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen“, bestätigt auch Staatsanwältin Ulla Hingst. In der nächsten Woche soll der Fall der Staatsanwaltschaft vorliegen.
Tomma Petersen