Ist die Story zu leicht durchschaubar? Verrät der Titel "Im Namen des Vaters" schon alles? Oder gibt es in einem Tatort wirklich einmal zu wenige Verdächtige? Sohn und Lebensgefährte der Toten können es mangels Motiven nicht gewesen sein, Pater Markus (Florian Lukas) nimmt dem mutmaßlichen Mörder die Beichte ab - bleibt eigentlich nur noch die Zufallsbekanntschaft Werner Krabonke.
Rainer Bock spielt den Kneipengänger auf Anschluss-Suche mit überdimensionierter Mini-Bar im Wohnzimmer zwischen Wahnsinn und Resignation, mit einer inneren Logik, die einem den Atem stocken lässt.
In seinem vierten Einsatz schlägt sich Hauptkommissar Frank Steier (Joachim Król) aber noch mit ganz anderen Dingen herum. Der Frankfurter Brummbär hat sich in der Silvesternacht vorgenommen, dem Alkohol zu entsagen, ermittelt quasi auf Entzug.
Und er muss seine Hauptkommissarin Conny Mey (Nina Kunzendorf mit neuem Haarschnitt) auf Distanz halten, der er im fortgeschrittenen Promille-Zustand das Du angeboten hat und die ihn am Neujahrsmorgen mit Küsschen links, Küsschen rechts begrüßt.
Es sind die kleinen Dinge, die diesen Fall des Hessischen Rundfunks wieder zu einem besonderen machen. Wenn etwa Steier Allgemeinplätze wie "diesen Krabonke müssen wir überprüfen" oder "wenn jetzt auch noch das Blut von der Brendel ist, dann haben wir den Mörder" von sich gibt. Ist das etwa leise Kritik an anderen Tatort-Ermittlern, die dem Zuschauer jede noch so simple Denkarbeit abnehmen? Conny Mey hat andere Vermutungen: "Echt? Das ist doch klar. Halten sie mich für stulle oder brauchen sie nen Drink?" Herrlich, wie die beiden im wahrsten Sinne des Wortes miteinander spielen.
Lars Kraume inszenierte Mey/Steier bereits zum dritten Mal, für "Es ist böse" und "Diebe im Gesetz" (wird im April ausgestrahlt) schrieb er das Drehbuch. Diese Kontinuität zahlt sich aus. Leider dürfen wir das Traum-Duo nur noch einmal gemeinsam vor der Kamera sehen, Nina Kunzendorf hat ja ihren Ausstieg verkündet.
Christopher Steckkönig