Die seit Monaten laufende Debatte über illegale Ferienwohnungen in der Altstadt habe „einen großen Imageschaden für die Stadt“ angerichtet, erklärte Christian Martin Lukas, Geschäftsführer der Tourismusgesellschaft LTM, jetzt im Wirtschaftsausschuss der Bürgerschaft. Die Vermietung von Wohnungen an Touristen sei gelebte Praxis. Es stünde Lübeck gut zu Gesicht, wenn Politik und Verwaltung eine „gute Lösung“ finden würden. Ende August hatte die Bürgerschaft mehrheitlich entschieden, dass die 80 Ferienwohnungen in den Höfen und Gängen der Altstadt verboten werden. Außerdem wird eine Erhaltungssatzung aufgelegt, die für alle anderen Ferienwohnungen Regelungen findet.
Stadtplaner Karl-Heinz Bresch in der Sitzung: „Die 80 Ferienwohnungen in den Gängen und Höfen sind alle unzulässig und können auch nicht rückwirkend zulässig gemacht werden.“ Weitere 220 Ferienwohnungen in der Altstadt würden von der Verwaltung überprüft. Formal gelten alle als illegal, für die kein Antrag auf Umnutzung bei der Bauverwaltung gestellt wurde. In Hauptgeschäftsstraßen oder in Straßen am Altstadtrand seien Ferienwohnungen unkritisch, heißt es seitens der Verwaltung. Zunächst würden jetzt die Eigentümer angeschrieben und um Stellungnahme gebeten, berichtete Bresch, erst Ende März oder Anfang April sei mit Bescheiden der Behörde zu rechnen. Danach würde den Vermietern, die ihre Ferienwohnungen nicht mehr betreiben dürfen, eine Frist bis Ende September gesetzt.
„Wir sind in einem Dilemma“, sagte Karl-Heinz Brenner, der die Interessengemeinschaft Ferienhausvermieter in Lübeck vertritt, „wir vermieten seit vielen Jahren und sind jetzt praktisch illegal.“ Seit Jahren würden ihre Ferienwohnungen sogar über die städtische LTM vermittelt. Brenner, der zwei Ganghäuser gekauft und saniert hat: „Ich habe auch schon mal Bettensteuer bezahlt.“ Den Vermietern – die Interessengemeinschaft vertritt nach Brenners Angaben 50 bis 60 – breche jetzt die Finanzierung zusammen.
Die Verwaltung geht davon aus, dass die meisten Ferienwohnungen baurechtlich nicht genehmigt sind und deshalb eine Menge Nutzungsuntersagungen drohen. Im August vergangenen Jahres hat die Verwaltung alle bekannten Internetportale durchforstet, auf denen Ferienwohnungen in der Altstadt angeboten werden. „Wir haben 98 bis 99 Prozent erfasst“, sagte Stadtplaner Bresch.
Trotzdem wende sich die Erhaltungssatzung nicht gegen den Tourismus. „Nachhaltige Auswirkungen auf das Beherbergungsangebot sind nicht zu erwarten, weil der Verlust von Übernachtungsmöglichkeiten in Ferienwohnungen durch die in den letzten Jahren erfolgte Errichtung mehrerer Hotels mehr als kompensiert wird“, schreibt die Verwaltung
9940 Wohnungen in der Innenstadt
Wohnraum soll nicht massenhaft in Ferienwohnungen umgewandelt werden – das ist das Ziel der Erhaltungssatzung. 14500 Einwohner leben in 9940 Wohnungen in der Innenstadt, sagt die Verwaltung. In den vergangenen Jahren seien etliche Wohnungen in Feriendomizile umgewandelt worden. Das führte vor allem in den Altstadt-Gängen zu Konflikten. Deshalb wird eine „Satzung zur Erhaltung der Zusammensetzung der Wohnbevölkerung“ für die Lübecker Altstadt erarbeitet.
Die Verwaltung stellt aber klar: Wer seine Wohnung vorübergehend während des eigenen Urlaubs Gästen überlässt, fällt nicht unter die Satzung. Bis zu acht Wochen im Jahr dürfe die Wohnung vermietet werden, heißt es in dem Entwurf.
Der Stadtplaner kündigte im Wirtschaftsausschuss zudem an, dass auch Travemünde unter die Lupe genommen wird, aber erst, wenn das Verfahren in der Lübecker Altstadt abgeschlossen ist. Bresch: „Wir müssen auch dort schauen, wie das Wohnen in Travemünde geschützt werden kann.“ Tourismuschef Lukas: „Eine Ausweitung der Überprüfung auf die Altstadt von Travemünde sehe ich mehr als schwierig. Travemünde lebt auch vom Tourismus in den Ferienwohnungen und nicht nur in den Hotels.“ Vor allem Familien würden sich gerne in Ferienwohnungen einmieten.
CDU-Wirtschaftspolitiker Burkhart Eymer kommentierte die Ankündigung für Travemünde mit den Worten: „Das ist ein Treppenwitz. Damit machen wir uns in ganz Deutschland lächerlich.“
Kai Dordowsky