St. Jürgen. Die avisierte Rede-Zeit wurde fast verdoppelt an diesem Abend – ein Zeichen dafür, dass es bei der Verabschiedung von Fachhochschul-Professor Joachim Litz eine Menge zu sagen gab. Sein Kieler Kollege, Prof. Udo Beer, fasste seine freundschaftliche Hochachtung sogar in den Satz: „In die Hochschulgeschichte wirst Du als Leitfossil eingehen.“ Es gab aber nicht nur höchst wertschätzende Worte, sondern auch noch zwei weitere Titel für den Mann, der als einer der dienstältesten Hochschul-Vizepräsidenten in Deutschland gilt.
So überreichte ihm Professorin Xu Liquin aus Hangzhou die Urkunde „Ehrenprofessor der Zhejiang University of Science and Technology (ZUST)“. Und von „seiner“ Präsidentin Dr. Muriel Kim Helbig wurde ihm in Anwesenheit vieler hochrangiger Ehrengäste die Ehrenbürgerwürde der Fachhochschule Lübeck „in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste“ verliehen. Dies ist die höchste Auszeichnung, die von der Hochschule vergeben wird, und in ihrer 48-jährigen Geschichte hat sie erst 15 Mal davon Gebrauch gemacht.
Der gebürtige Ludwigshafener kam vor 27 Jahren auf den FH- Campus am Mönkhofer Weg und lehrte fortan im Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften im Studiengang Chemieingenieurwesen. 1995 wurde er für drei Jahre zum Dekan des Fachbereichs gewählt. Bereits 1998 übernahm er dann das Amt des Prorektors und leitete die Geschickte der Hochschule in dieser Funktion bis 2008. Mit dem neuen Hochschulgesetz, das für die Hochschulen eine Präsidialverwaltung vorsah, wurde Litz im selben Jahr noch zum Vizepräsidenten gewählt. Bis heute war der Diplom-Ingenieur in diesem Amt für Lehre und Internationales verantwortlich.
Außergewöhnliche Verdienste erwarb er sich in der Kooperation mit China. So hat er unter anderem das Deutsch-Chinesische Studienmodell mit der East China University of Science and Technology initiiert, den Wissenschaftler-Austausch zwischen der FH und der ZUST eingefädelt sowie das Chinesisch-Deutsche Institut für Angewandte Ingenieurwissenschaften (CDAI) ins Leben gerufen.
Staatssekretär Rolf Fischer aus dem Kieler Wissenschaftsministerium drückte dann auch noch gleich seine Hoffnung aus, dass Litz’ Terminkalender zwischen dem 6. und 9. September hoffentlich eine Lücke aufweise – „dann fliegt die Zhejiang Förderkommission wieder nach China“. Er schrieb dem 65-Jährigen „eine Haltung aus Gelassenheit, Pragmatik und ausgesprochener Sachorientierung sowie immer dialogisch, nie dogmatisch“ ins Stammbuch.
Michael Hollinde