Grevesmühlen. Ideen, Konzepte und Planungen gab es reichlich in den vergangenen Jahren für den ehemaligen Diamant-Industrie-Standort im Zentrum von Grevesmühlen. Zu DDR-Zeiten hatten dort Hunderte Frauen Kleidung für den Export genäht, später richteten dort Vereine und Parteien ihre Büros ein. Vor vier Jahren schließlich wurde der Komplex abgerissen, um einem Wohnpark Platz zu machen. Doch mehrere Versuche, Eigentumswohnungen dort zu errichten, scheiterten entweder am Votum der Stadtvertreter oder an der fehlenden Finanzierung.
Info-Abend im Rathaus
Am Dienstag, 5. Juli, findet zum Wohnpark Diamant ein Info-Abend in Grevesmühlen statt. Um 18 Uhr werden die Details des Projektes vorgestellt. Es gibt Infos zu den Kosten und zeitlichen Abläufen.
Nun allerdings sollen diese Hürde allesamt übersprungen sein, wie Ursula Arndt aus München, die für die Vermarktung verantwortlich zeichnet, betont. „In diesem Jahr geht es los, 2018 wollen wir fertig sein“, sagt die Unternehmerin. Ein zweistelliger Millionenbetrag soll in das Projekt fließen, das aus vier sogenannten Punkthäusern mit jeweils zwölf Eigentumswohnungen (Zwei-Raum-Wohnungen) besteht, sowie zwei Konzepthäusern, die vom Mecklenburgischen Pflegedienst betrieben werden. Das jetzt präsentierte Konzept ist ein Kompromiss aus den Ideen der vergangenen Jahre. Denn der Ursprung war eine reines Wohngebiet mit Eigentumswohnungen.
„Jetzt bieten wir etwas an, das vor allem den älteren Bewohnern die Möglichkeit geben soll, in der Stadt zu wohnen, bei Bedarf Betreuung in Anspruch zu nehmen und selbstständig zu bleiben“, erklärt Ursula Arndt. „Wir wollen nicht nur einen Klotz dort hinstellen, sondern einen Wohnpark.“ Natürlich gehe es auch darum, mit dem Projekt Profit zu erzielen. Das allerdings mit innovativen Ideen. So werden nach der Fertigstellung Elektroautos angeboten, die sich die Bewohner teilen können. So soll die Zahl der Parkplätze niedrig gehalten werden. Der Strom für die E-Autos kommt aus den hauseigenen Solaranlagen. Das ist kurzfristig betrachtet nicht unbedingt preiswerter, als sich ein Auto mit Benzinmotor in die Garage zu stellen. Aber die Investoren setzen darauf, dass sich mehrere Mieter/Wohnungsinhaber ein Fahrzeug teilen und dadurch langfristig die Umwelt schonen und Geld sparen.
Wie Ursula Arndt mitteilt, ist die Baugenehmigung für die Punkthäuser bereits eingetroffen. „Für die beiden Konzepthäuser ist es so, dass wir jeden Tag auf die Genehmigung warten. Aber ich bin guter Hoffnung, dass das in naher Zukunft über die Bühne geht.“
Sollten die Arbeiten wirklich in diesem Jahr beginnen, würde Grevesmühlen seinem Ziel, mehr barrierefreie Wohnungen anzubieten, ein großes Stück näher kommen. Die großen Wohnungsverwaltungen wie die Wobag setzen bereits auf das Konzept. So plant die Wobag in der August-Bebel-Straße den Neubau eines barrierefreien Wohn- und Geschäftshauses, in dem eine Wohngemeinschaft vorgesehen ist. Hintergrund ist die deutlich gestiegene Nachfrage in den vergangenen Jahren nach kleinen Wohnungen in zentraler Stadtlage, die für ältere Menschen und Menschen mit Handicap nutzbar sind.
Michael Prochnow