Wotenitz. Ein Knall, als wäre etwas umgefallen, und plötzlich brannte es: Die 78-jährige Bewohnerin des betroffenen Hauses in Wotenitz liegt im Krankenwagen und beschreibt die gerade erlebte Situation. Überall laufen Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Grevesmühlen umher und versuchen zu retten, was eigentlich nicht mehr zu retten ist. Das Feuer frisst sich durch Wände, durchs Dach und durch das Hab und Gut der Rentnerin, die allein in dem Haus lebt. Fensterscheiben zerspringen. Die Straße Hamburger Berg liegt gestern gegen 13 Uhr vollkommen im Rauch, der in den Augen beißt.
Zwei Ordner mit wichtigen Unterlagen habe sie noch retten können, ebenso ihre beiden Hunde, wie Beamte des Kriminaldauerdienstes erläutern. Während der Flucht vor den Flammen stürzt die Wotenitzerin und verletzt sich am Kopf. Hinter ihrem Haus ist ein im Ort ansässiger Arzt im Garten, der Erste Hilfe leistet.
Die beiden Hunde bleiben völlig verschreckt zurück, als der Rettungswagen mit der 78-Jährigen in Richtung Krankenhaus fährt. Edith Thiel von der Boltenhagener Tierarztpraxis Rieckhoff nimmt die Vierbeiner an sich und bringt sie zur weiteren Untersuchung und Unterbringung ins Ostseebad. „Es ist so schlimm, das tut mir richtig leid“, sagt Susanne Ausländer aus Wotenitz, die die Löscharbeiten aus sicherer Entfernung beobachtet. „Ich bin hier fast jeden Tag mit dem Rad vorbeigefahren und kenne die Bewohnerin.“ Auch andere Nachbarn schauen entsetzt mit an, wie das Haus Stück für Stück von den Flammen vernichtet wird.
Weniger als eine Stunde nach der Alarmierung fordern die Grevesmühlener Kameraden weitere Hilfe an – zunächst aus Börzow/Gostorf, dann aus Upahl und Klütz. 55 Kameraden sind vor Ort. Am Ende rückt sogar noch ein Bagger an, der das Dach und die Mauern des Hauses einreißt, damit die Feuerwehr den Flammen Herr wird. Inzwischen sind auch die Tochter und der Sohn der älteren Dame eingetroffen, können angesichts des Ausmaßes nur traurig den Kopf schütteln. Nichts ist mehr übrig. Bis auf die Grundmauern brennt das Haus nieder.
Wie muss es dem Opfer ergehen, das verletzt in der Klinik liegt und das brennende Haus zurücklassen musste – das fragt sich nicht nur der eine oder andere Feuerwehrmann, sondern auch Einwohner aus dem Dorf. Alle Erinnerungen weg. Übrig sind nur die Sachen, die sie am Leib trug, die beiden Ordner mit wichtigen Unterlagen und die Hunde. Fünf Stunden löschen die Kameraden, die Brandursache ist noch nicht geklärt. „Es ist bitter“, sagt ein Einwohner. „Aber vieles lässt sich ersetzen. Wichtig ist, dass es der Frau gut geht.“
Von Jana Franke