Die Beteiligten sind mit dem Verlauf und dem Ergebnis sehr zufrieden und wollen „auch künftig Partner mit ins Boot holen“, sagt Prof. Dr. Axel Walter von der Landesbibliothek. Er hat mit 21 Schülern des Voß-Gymnasiums – Zehntklässler, deren Stundenkontingente aus Wipo und Geografie für das Arbeiten in der Landesbibliothek zusammengelegt wurden – Quellentexte aus der Zeit zwischen 1618 und 1648 aber auch davor und danach bearbeitet. In Gruppen haben die Jugendlichen aus den Quellen Lebensläufe und Schicksale einzelner Menschen und Gruppen herausgefiltert, ihre Wege in den Kriegswirren auf Plakaten nachgezeichnet. Sie sind im Foyer an die Wand geheftet, vis-à-vis präsentiert die Landesbibliothek in Vitrinen wertvolle historische Bücher aus ihrem Bestand, die zur Erforschung dien(t)en.
Um die Ausstellung auch auditiv erlebbar zu machen, hat sich der Seminarraum der Landesbibliothek kürzlich in ein kleines Tonstudio verwandelt. Unter anderem haben Wolfgang Schiller (Friedenskreis Eutin) und Klaus Schöfer (Vorsitzender der Freunde der Landesbibliothek) eingekürzte Quellentexte eingelesen, Bibliotheksleiter Dr. Frank Baudach hat sie aufgenommen. Besucher der Ausstellung können an einer Hörstation Episoden aus Vorgeschichte, von den Ereignissen und dem Nachwirken des Dreißigjährigen Krieges lauschen. Beispielsweise von der Vertreibung der Böhmischen Brüder nach Groß-Polen und ins Herzogtum Preußen oder vom Soldatenleben, speziell aus dem Tagebuch des Söldners Peter Hagendorf (geboren um 1600). Das Grauen des Krieges schildert auch das Lied „Soldatenlob“, das zur Ausstellungseröffnung gesungen und auf der Laute gespielt worden ist. Die Originalnoten aus dem Jahr 1644 stammen aus der Landesbibliothek.
„Der Dreißigjährige Krieg hat prozentual am meisten Tote gefordert. In Deutschland kamen rund sechs Millionen Menschen von den 18 bis 20 Millionen um, die dort lebten. Das Land wurde entvölkert“, sagt Axel Walter. In Magdeburg beispielsweise seien von ehemals 25000 Bewohnern nach dem Krieg nur noch rund 450 übrig geblieben. „Wir möchten mit dieser Ausstellung auch deutlich machen, dass Flucht und Vertreibung, Krieg und Frieden Themen sind, die nach wie vor aktuell sind“, sagt Walter. Andererseits, räumt er ein, sei dieser Krieg die Geburtsstunde der modernen deutschen Literatur gewesen und verweist auf Martin Opitz (1597-1639), den „Vater der deutschen Dichtung“, der ein flammendes Gedicht gegen den Dreißigjährigen Krieg geschrieben hat.
ben