Bosau. Ist es ihr Selbstbewusstsein, ihre Natürlichkeit oder ihr unbekümmerter Mut? Vermutlich wirkt die charmante Mischung aus allem, wenn man Farina de Waard gegenübersitzt. Die junge Autorin mit Wohnsitz in Bosau lässt nicht nur ihre Geschichten für sich sprechen, sondern erzählt offen über ihr Leben und ihre Arbeit.
„Im Großen und Ganzen weiß ich, wohin ich will.“ Farina de Waard, Autorin aus Bosau
„Jamil“ lautet der Titel ihres jüngsten Romans, erschienen in diesem Frühjahr und entstanden in einer Phase, die ursprünglich als Urlaub vom Schreiben vorgesehen war. Eine Pause zwischen Band 2 ihrer auf sechs Teile angelegten Fantasy-Reihe „Das Vermächtnis der Wölfe“ und dem dritten Band, der zur Buchmesse in Frankfurt erscheinen soll. „Das mit der Pause hat nicht geklappt“, sagt Farina de Waard lachend.
„Jamil“ kam dazwischen, im September begonnen und im Dezember schon komplett zu Papier gebracht. Der Stoff — ein junger Mann, zerrissen zwischen zwei Welten und von seiner Umwelt dämonisiert — lässt viele Leser Parallelen zum aktuellen Flucht- und Zuwanderungsthema ziehen. „Das ist nicht explizit meine Absicht gewesen. Aber ich freue mich, wenn die Menschen beginnen nachzudenken“, erklärt die Autorin.
Mit genauem Blick und wachem Sinn nimmt Farina de Waard ihre Umwelt wahr und ist in ihren Entscheidungen unbeirrbar. „Im Großen und Ganzen weiß ich, wohin ich will“, meint sie. Und so hat sie mit gerade 25 Jahren nicht nur einen Bachelor-Abschluss in Umweltnaturwissenschaften, sondern betreibt mit „Fanowa“ auch ihren eigenen Verlag. „Fanowa“ setzt sich aus den Anfängen ihres Namens zusammen: Farina Nova de Waard — kein Pseudonym, sondern so echt wie die junge Frau selbst. Ein Grund für die Publizierung ihrer Bücher im Selbstverlag war die Stellung der Autoren in großen Häusern.
Gleichwohl ist sie professionell organisiert, arbeitet mit erfahrenen Lektoren zusammen und mit den drei großen Vertriebsfirmen KNV, Libri und Umbreit.
Akribisch verfolgt Farina de Waard ihr Ziel, die sechsteilige Reihe abzuschließen, und sie ist sicher, dass sie das schaffen wird. Für den Auftaktroman „Zähmung“ gab es 2015 auf der Leipziger Buchmesse den „Indie-Autoren“-Preis. Unterstützt wird Farina de Waard von ihren Eltern: „Sie haben immer an mich geglaubt.“
Auch die Liebe zur Kunst hat ihre Mutter gefördert. „Ich male schon immer“, erinnert sich Farina de Waard. Für die aufwändige, geprägte Titelgestaltung ihrer Bücher liefert sie selbst die Vorlagen.
Mit ihrem Vater hat sie das Gefängnis, das im Roman eine Rolle spielt, detailliert geplant, um sicherzustellen, dass die von ihr beschriebene Flucht auch möglich wäre. Ihre Figuren indes führen ein Eigenleben, sie versetzt sich in sie hinein, um nachzuvollziehen, wie sie handeln würden. In der Reihe „Das Vermächtnis der Wölfe“ geht es um eine junge Frau, „die lernt, mit ihrer Kraft umzugehen“.
Ein Prozess, den ihre Schöpferin längst durchlaufen hat, so scheint es. Farina de Waard schreibt, malt, fertigt Schmuck, liebt Tanz und Fotografie und wird im Herbst einen Masterstudiengang in ihrem Fach beginnen. Sie packt ihre Träume an, das ist der Eindruck, der bleibt. Aber wenn sie sich etwas wünschen dürfte, dann wäre das „der große Durchbruch oder eine Verfilmung“ ihrer Bücher.
Von Astrid Jabs