Grömitz. Essen, toben, Hausaufgaben lösen. Das Angebot einer Offenen Ganztagsschule (OGS) ließe sich knapp zusammenfassen, wenn dabei nicht wesentliche Aspekte im Verborgenen bleiben würden. Aspekte, die für alle Kinder wichtig sind, aber aufgrund der aktuellen Entwicklung eine besondere Bedeutung für den Nachwuchs von Flüchtlingen haben. „Klar haben die Kinder Sprachunterricht. Aber gerade das gemeinsame Spiel ist wichtig. Sie lernen so schnell untereinander“, erläutert Annette Simonmeyer Leiterin der OGS in Grömitz.
Die Einrichtung ist eine von 14 zwischen Stockelsdorf und Fehmarn, die der Kinderschutzbund Ostholstein betreibt. Etwa 1500 Mädchen und Jungen besuchen derzeit das Nachmittagsangebot. Geschäftsführer Henning Reimann weiß um die Bedeutung der OGS für junge Menschen, die gerade erst nach Ostholstein gekommen sind. „Es ist ein wesentlicher Bestandteil der Integration. Gerade die Kinder müssen wir erreichen. Es geht auch um die Vermittlung sozialer Kompetenzen, den Spielregeln des deutschen Alltags“, so Reimann. Dazu gehöre unter anderem das gemeinsame Essen, das anschließende Abräumen, aber auch eventuelle Auseinandersetzungen nicht mit körperlicher Gewalt auszutragen.
Das klingt gut, ist jedoch für etliche Eltern und Kinder nur schwer erreichbar. Denn das Angebot kostet Geld. Pro Monat werden je nach OGS zwischen 40 und 70 Euro pro Kind fällig. Henning Reimann betont, dass sich Land und Kommunen zwar beteiligen würden, eine Teilnahme zum Nulltarif aber nicht möglich sei. Kinder von Flüchtlingen und Hartz IV-Empfängern hätten oft kaum die Chance, eine OGS zu besuchen. „Es gibt die Möglichkeit, zehn Euro pro Monat aus dem Bildungs- und Teilhabepaket zu beantragen“, sagt Reimann. Zudem würden teilweise die Kosten für das Mittagessen übernommen. „Der Beitrag bleibt hoch. Hier in Grömitz sind es rund 110 Euro pro Kind und Monat. Wer mehrere Kinder hat, bekommt noch mehr Schwierigkeiten“, sagt Annette Simonmeyer. Doch damit nicht genug: „Viele Eltern scheitern schon daran, die Anträge für finanzielle Unterstützung auszufüllen“, so Matthias Thoms, Mitarbeiter des Kinderschutzbundes und zuständig für die OGS im Kreis.
Was bleibt ist die Hoffnung auf Spenden und kommunale Unterstützung wie durch den Grömitzer Sozialfonds. Schließlich müssen nicht nur die monatlichen Beiträge, Mittagessen und Lehrmittel finanziert werden, sondern auch qualifiziertes Personal. „Das Anforderungsprofil verändert sich, je mehr Flüchtlingskinder kommen. Realistisch ist, dass es in Grömitz irgendwann zwischen zehn und 15 Kinder sein werden. Deshalb brauchen wir mehr Betreuung. Schließlich können kulturelle Unterschieden auch zu Missverständnissen führen“, sagt Reimann.
Annette Simonmeyer bestätigt dies, betont aber zugleich, dass die „Neuen“ von anderen Kindern meist ohne Probleme angenommen würden. „Die machen sich keine Gedanken über die Herkunft und sehen sich eher als eine Art Paten und wollen alles zeigen“, so die Leiterin der Offenen Ganztagsschule Grömitz.
Zuschüsse für Mittagessen in Kitas und Schulen, Lernförderung, Teilnahme an Sport- und Kulturangeboten sowie Ausflügen und Klassenfahrten und der Kauf von Schulmaterialien gehören ebenfalls zum Paket.
Detaillierte Infos unter www.bmas.de.
Sebastian Rosenkötter