Heiligenhafen. Der Streit um das Flüchtlingscafé in Heiligenhafen — die evangelische Kirche hatte eine Anfrage zur Nutzung des Gemeindehauses zu diesem Zweck schriftlich abgelehnt — ist nun als Thema auch bei Propst Dirk Süssenbach, dem Dienstherrn von Pastor Carsten Sauerberg, angekommen.
„Die Flüchtlingshilfe ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der wir uns von der Kirche auch gern stellen. Daher haben wir auch einen Flüchtlingsbeauftragten für fünf Jahre eingestellt“, sagt Süssenbach. Kurs des Kirchenkreises Ostholstein sei es, sowohl Räumlichkeiten zur Flüchtlingsnutzung als auch zur Unterbringung vorzuhalten. Süssenbach: „Diesen Weg haben wir eingeschlagen und diesen Weg gehen wir auch weiter.“
Er werde sich mit Blick auf das Heiligenhafener Problem zunächst mit den Beteiligten kurzschließen. Angesichts des Wortlautes aus dem Brief Sauerbergs sagte Süssenbach spontan, dass dies nicht in seinem Sinne geschehen sei. Man werde daher den Flüchtlingsbeauftragten als Vermittler einschalten und auch selbst das Gespräch mit der evangelischen Kirche in Heiligenhafen suchen. Süssenbach sagt aber auch: „Pastor Sauerberg hat sich als Vorsitzender des synodalen Diakonieausschusses vorbildlich in der Flüchtlingshilfe eingebracht.“
Zeitgleich bemühen sich die Heiligenhafener auch selbst um eine Beilegung des Streits. Frank Detke von der Flüchtlingshilfe in Heiligenhafen sagt beispielsweise: „Ich habe immer noch Hoffnung, dass wir zu einer gemeinsamen Lösung mit Flüchtlingshilfe, Kirche und Stadt kommen werden, um das gegenseitige Verständnis zwischen Deutschen und Asylbewerbern zu fördern.“ Pastor Carsten Sauerberg signalisierte gestern, dass er dazu auch bereit wäre. Mehr noch. „Ich habe Kontakt zu Frau Wenner von der Flüchtlingshilfe aufgenommen. Es geht noch was im Gemeindehaus. Wir versuchen, einen Termin am Sonntagnachmittag zu finden“, erklärte Sauerberg. Auch habe er zunächst verstanden gehabt, dass dieses Flüchtlingscafé unbedingt sonnabends stattfinden müsse. Dies ginge aber aus terminlichen Gründen nicht. Sauerberg: „Wir können niemanden rausschmeißen.“ Wenner wiederum hatte den LN vorab gesagt, man sei terminlich durchaus flexibel. Schließlich räumte Sauerberg sogar ein: „Mein Brief war sehr unglücklich ausgedrückt. Ich bitte dies zu entschuldigen.“ Versöhnliche Worte.
Möglicherweise steht ein solcher Austausch auch noch mit der Stadt an. Denn Sauerberg hatte als Vorsitzender des Kirchenvorstandes wegen des Flüchtlingsfrühstücks in seiner schriftlichen Absage auch die Stadt Heiligenhafen angegriffen. Diese müsse Räumlichkeiten zur Verfügung stellen, schließlich sei Integration von Asylbewerbern zunächst eine staatliche Aufgabe. Dazu erklärte Bürgermeister Heiko Müller: „Kein Kommentar.“
Peter Mantik