Schreck am Frühstückstisch: So beschreibt Ahrensböks Bürgermeister Andreas Zimmermann (parteilos) seine erste Reaktion auf die Nachricht über den Verkauf der Poppe Ahrensbök GmbH an das Münchner Unternehmen Callista Private Equity. Er habe davon aus der gestrigen Ausgabe der LN erfahren, so Zimmermann, und sofort Kontakt zum neuen Eigentümer aufgenommen.
„Schließlich handelt es sich um den größten Arbeitgeber in der Gemeinde.“
Bei der Poppe GmbH, den ehemaligen Globus-Gummiwerken, sind 276 Mitarbeiter beschäftigt, darunter 41 Zeitarbeiter. Sie produzieren Dichtungen für die Verpackungs- und die Auto-Industrie. Die seit 110 Jahren in Ahrensbök ansässigen Werke waren 1994 vom Gießener Unternehmen Poppe übernommen worden. Im Jahr 2012 hatte Poppe sechs Millionen Euro in den Bau einer neuen Halle am Bökenbarg investiert.
Schon allein wegen dieser großen Investition habe er die Hoffnung, dass die Arbeitsplätze im Ort erhalten bleiben, so Zimmermann. Das habe ihm gegenüber gestern auch ein Vertreter der Callista am Telefon erklärt: „Es hieß, dass der Betrieb zunächst einmal vollumfänglich weitergeführt wird“, berichtet der Bürgermeister. Es werde offenbar auch nicht von „signifikanten Veränderungen ausgegangen“. Zudem sei ihm ein persönliches Gespräch mit dem verantwortlichen Geschäftsführer zugesagt worden, erklärt Zimmermann.
Die Belegschaft sei bei einer Betriebsversammlung am vergangenen Mittwoch über den Verkauf informiert worden, sagt Thomas Schwede, Betriebsratsvorsitzender bei der Poppe GmbH. „Wir gehen davon aus, dass sich vorerst nichts ändern wird, und wir bleiben tarifgebunden“, so Schwede. Der neue Eigentümer habe zugesichert, dass alles daran gesetzt werde, die Arbeitsplätze in Ahrensbök zu erhalten.
Den Verkauf habe die Belegschaft mit gemischten Gefühlen aufgenommen, meint der Betriebsratsvorsitzende. Die bisherige enge Verzahnung mit dem Werk in Gießen werde dadurch aufgehoben, „wir haben also sozusagen keine ,große Mutter‘ mehr im Hintergrund, das ist ein Risiko“. Andererseits sei das auch eine große Chance, sich „in Eigenregie neu zu positionieren“, glaubt Schwede: „Wir können ein voll funktionsfähiger, eigenständiger Betrieb werden.“ Sehr positiv sei die Ankündigung aufgenommen worden, dass das Unternehmen wieder „GlobusGummiwerke“ heißen solle. „Mit dem Namen identifizieren sich alle — dann können wir wieder sagen, dass wir auf dem Globus arbeiten“, erklärt Schwede. Letztlich, so seine Hoffnung, wollten Arbeitgeber und Arbeitnehmer das Gleiche: „Wirtschaftlich gut aufgestellt sein, sichere Arbeitsplätze und jeden Monat unser Geld verdienen.“
Der neue Eigentümer, die Callista Private Equity, ist nach Angaben auf der unternehmenseigenen Internet-Seite „spezialisiert auf die Akquisition von defizitären, in Sondersituationen befindlichen Konzerntochterunternehmen, Konzernrandaktivitäten und Geschäftseinheiten“. Der Erfolg des Unternehmens beruhe demnach „auf der im Anschluss durchgeführten Sanierung und der konsequenten Ausrichtung zu nachhaltigem Unternehmenserfolg“. Anfang 2014 hatte Callista die Mehrheit an der Neustädter Reederei Deilmann und damit an der als „Traumschiff“ bekannt gewordenen „MS Deutschland“ erworben.
Anfang 2015 wurde das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Reederei eröffnet. Die „MS Deutschland“ wurde inzwischen von einem amerikanischen Investor gekauft und heißt jetzt „World Odyssey“.
latz
LN