Bad Segeberg. Dicke Luft in den Backstuben: Immer noch keine Einigung im Tarifstreit des Bäcker-Handwerks. Die Gewerkschaft fordert fünf Prozent mehr Lohn für die Branche, die Bäcker- Vereinigung bietet nur 3,3 Prozent. Die Laufzeit soll zwei Jahre betragen. Dabei geht es um 870 Beschäftigte im Kreis Segeberg und mindestens 5000 Mitarbeiter in Schleswig-Holstein — vom Bäcker-Gesellen über die Verkäuferin bis hin zum Brotlieferanten.
„Die Beschäftigten erleben eine echte Hängepartie“, beklagt Dirk Himmelmann, Chef der Gewerkschaft Nahrung-Genuss- Gaststätten (NGG). Seit Ende Mai wird verhandelt, am Montag ist das nächste Treffen in Schnelsen-Nord. „Das ist nicht ungewöhnlich“, meint indes Heinz Essel, Geschäftsführer der Bäcker- und Konditorenvereinigung Nord (BKV). Die Arbeitgeber wollen ab 1. September zwei Prozent mehr Lohn zahlen, ein Jahr später weitere 1,3 Prozent. „Das ist kein akzeptables Angebot“, sagt Himmelmann. Die NGG will, dass die Lohnsteigerung bereits rückwirkend ab 1. Juni gilt und fünf Prozent beträgt. Für einen Bäcker-Gesellen in seinem fünften Berufsjahr bedeutet das ein Plus von 113 Euro. Er würde statt jetzt 2277Euro brutto im Monat dann 2390 erhalten.
In Hessen hat es bereits einen Abschluss gegeben: Dort bekommen die Mitarbeiter der Bäcker-Branche in zwei Stufen mehr Geld: 2,5 Prozent und 2,2 Prozent. „Wir müssen die Kirche im Dorf lassen“, lehnt Essel die Forderung der Gewerkschaft ab. Die 200 Betriebe in Schleswig-Holstein stünden in Konkurrenz zu den Supermärkten. „Die kaufen die Brotwaren im Ausland ein“, sagt Essel. Weil die Lohnkosten viel niedriger seien. „Personal macht 45 bis 50 Prozent der Kosten aus“, argumentiert Essel. Die Gewerkschaft kontert. „Viele Bäcker in Segeberg fragen sich, warum eine deutliche Lohnerhöhung in anderen Bundesländern längst beschlossen ist“, hält Himmelmann dagegen.
Neben dem Streit um die Höhe der Löhne gibt es auch Ärger um die Bezahlung der ungelernten Mitarbeiter. Eine Auseinandersetzung, die auch in anderen Branchen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern geführt wird.
jvz