Wahlstedt. Lichtdesigner ist Peer Langemak, und Entwickler zwischen Lux und Lumen. Für TV-Shows, Konzerte und Kommunen konzipiert der 48-jährige Strukdorfer in Wahlstedt Beleuchtungs-Lösungen und energetische Lichtkonzepte. In den vergangenen Monaten trieb ihn jedoch die von unabhängiger, durch regenerative Energie gespeiste Straßenbeleuchtung vor allem für strukturschwache Regionen um.
Photovoltaik ist offenbar nicht überall sonderlich gut geeignet. So mache Gemeinde baute ihre sonnenbetriebenen Straßenlampen wieder ab, weil sie unbefriedigende Ergebnisse lieferten, oder sie ergänzten sie von Anfang an mit herkömmlichen Strom-Leitungen. Gemeinden von der Westküste fragten Langemak nach Alternativen. Drum stand für ihn von Anfang an Wind, „den es an der Küste reichlich gibt“, als Energiequelle im Fokus. Zunächst in der Garage, seit Juni vergangenen Jahres in den Räumen seiner Firma „Noordforce“ an der Kronsheider Straße in Wahlstedt. Dort hat er an der perfekten Lösung getüftelt. Herzstück ist eine Windturbine mit zwei schaufelförmigen Schalen, die ineinander greifen — ein so genannter Savonius-Rotor. Langemak: „Der arbeitet geräuschlos, wirft keine Schlagschatten wie Rotorblätter, die von Menschen als negativ empfunden werden, und er gibt ein ästhetischeren Gesamteindruck der Leuchte.“
Aus Kohlefaser hat er das erste Modell gebacken, aus dickem Stahl eines vernietet und aus leichtem Metall verschraubt. Alle Varianten fielen durch: zu aufwendig in der Herstellung, zu schwer, zu anfällig. Übrig blieb als beste Lösung ein drei Kilo schweres Aluminium-Modell mit dem ein vom Entwickler stark modifizierter Generator angetrieben wird. Keramikkugellager und andere Besonderheiten machen aus ihm offenbar den idealen Stromerzeuger. Große Lithium-Akkus, die sich vandalismussicher im Lampenmast verbergen, sorgen für Strom-Speicherplatz.
Mindestens ein leichtes Lüftchen mit drei Metern pro Sekunde (Windstärke zwei) müsse wehen, um daraus Energie schöpfen zu können, so Langemak, besser mehr: „Bei einer Verdoppelung verachtfacht sich die Energie, und hier in Schleswig-Holstein haben wir mindestens zwei Mal in der Woche Windstärke vier.“ Das wiederum reiche aus, denn die großen, im Lichtmast verbauten Lithium-Akkus können die Energie bis zu zehn Tage lang speichern. Der Prototyp stand nur kurz in Wahlstedt. Mittlerweile beleuchtet die 12-Volt-LED-Lampe eine einsame Bushaltestelle in Bassum (Niedersachsen) und hilft dort der Gemeinde aus der Klemme. Denn die wollte die Schulkinder nicht im Dunkeln stehen lassen.
„Einer der großen Vorteile: Die Tiefbauarbeiten fallen weg“, so Langemak. Ökologisch, wirtschaftlich und mit etwa 3500 Euro Kosten auch noch sehr konkurrenzfähig ist sein „Windlicht“. Auf der Insel Juist ist man interessiert, in Schweden ist man auf die Beleuchtung aufmerksam geworden. Nun muss Peer Langemak nur noch in Produktion gehen. Für die Finanzierung (50000 Euro) setzt er auf Crowdfunding. „Die Leute wollen das Ding haben, der Markt ist überreif.“ Bei weltweit nur zwei Konkurrenten, die ähnliches im Portfolio hätten, aber nicht bauen würden, dränge die Zeit.
Einen Tag der offenen Tür hat Peer Langemak für morgen, 6. Februar geplant (9 bis 16 Uhr). Mehr Infos unter www.noordforce.com.
Erneuerbare Energie
162512 GWh (Gigawattstunden) Strom (Brutto) wurden 2014 bundesweit durch erneuerbare Energien geerntet.
19587 GWh wurden dabei durch Wasserkraft gewonnen,
55908 GWh durch Windenergie an Land,
1449 GWh Windenergie auf See.
36 056 GWh Bruttostromerzeugung gingen auf das Konto von Photovoltaik-Anlagen.
27,4 Prozent betrug der Anteil erneuerbarer Energien somit laut einer aktuellen Statistik des Bundes. Damit hat sich der Anteil seit 2007 nahezu verdoppelt.
Heike Hiltrop