Segeberg. Die Schleswig-Holstein-Netz AG investiert in diesem Jahr rund elf Millionen Euro in die Strom- und Gasnetze im Kreis Segeberg. „Allein sechs Millionen fließen davon in Neuinvestitionen“, sagte Vorstandsmitglied Matthias Boxberger bei einem Pressegespräch, bevor er Landrätin Jutta Hartwieg und 50 Bürgermeistern auf einem Regionalforum in Stuvenborn zum Thema regenerative Energien Rede und Antwort stand.
Die Neuinvestitionen — 4,6 Millionen Euro ins Stromnetz und 1,4 Millionen ins Gasnetz — sind großenteils dem wachsenden Anteil der regenerativen Energien geschuldet. Allein im Kreis Segeberg wird die Energie von 1590 Photovoltaik- und Windkraftanlagen sowie Blockheizkraftwerken ins Netz eingespeist. Die Leistung dieser regenerativen Erzeugungsanlagen im Kreis beträgt rund 125 Megawatt (das bedeutet über 40 Millionen Euro Einspeisevergütung — „ein signifikanter Ertragszweig“, so Boxberger).
Bei der Energiewende läuft vieles falsch: zu viel Strom, zu teurer Strom, zu wenig Markt, üppige und zu lange garantierte Einspeisevergütungen, wenige Profiteure, viele Zahler. „In der Vergangenheit hat es geheißen ,Eile vor Sorgfalt‘, unter der neuen Bundesregierung muss es heißen ,Eile mit Sorgfalt‘“, sagte Boxberger . „Die nächsten 300 Megawatt müssen an die Netze im Land angeschlossen werden“, die auf 200 neuen Windeignungsflächen generiert werden. „Die Frage ist, was macht das mit unserem System?“ Die Bürgermeister hätten dazu „einen ungebremsten Wissensdurst“. Beim EEG fehle ihm ein „Projektplan“: „Das EEG ist als Anschubfinanzierung gebaut worden und wird immer noch so genutzt.“ Im Klartext: „Wir müssen die Höhe der Einspeisevergütung überprüfen. Und ob nicht auch die Einspeiser sich an den Kosten der Infrastruktur beteiligen sollten — bisher zahlen nur die Verbraucher“, sagte Boxberger.
Bis 2020 erwartet die Schleswig-Holstein-Netz AG eine Steigerung der erneuerbaren Energien auf 270 Megawatt Leistung. Für die AG bedeutet dies, dass sich ihre Arbeit weiter von der Energieverteilung in Richtung Energieaufnahme verlagert. Dies macht den Neu- und Ausbau vorhandener Umspannwerke und Stromnetze erforderlich. Landesweit sind es 30 500 regenerative Anlagen, die zusammen 4200 Megawatt Leistung einspeisen.
Um der neuen Entwicklung Rechnung zu tragen, investiert die Netz AG allein im Kreis Segeberg unter anderem 1,2 Millionen Euro in ein Umspannwerk in Harksheide. Zwischen Tarbek und Schmalensee ersetzt das Unternehmen 4,4 Kilometer Mittelspannungsfreileitungen durch Erdkabel. Etwa die gleiche Strecke Erdkabel verlegt sie zwischen Hitzhusen und Weddelbrook sowie zwischen Lentföhrden und Weddelbrook. Im Kreis Segeberg gibt es nur noch etwa 150 Kilometer Mittelspannungsfreileitungen, der Rest liegt in der Erde.
Anteilseigner an der Schleswig-Holstein Netz AG sind knapp 200 schleswig-holsteinische Kommunen sowie die Eon Hanse AG.
Christian Spreer