Bad Segeberg. „Ich bin schockiert, wenn der Verein jetzt ein jähes Ende findet“, sagt Ingo Micheel, Gründungsmitglied und früherer Vorsitzender. „Dafür haben wir vor fünf Jahren zu viel Kraft hineingesteckt, dass jetzt alles kaputt geht.“ Der Unternehmerverein „Wir für Segeberg“ (WfS) steht, wie gestern berichtet, vor dem Aus, wenn sich kein neuer Vorstand findet und die Strukturen des Vereins nicht grundlegend erneuert werden.
Auch Bad Segebergs Wirtschaftsentwickler Jürgen Trettin ist bestürzt. Er hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben und fände es gut, wenn die Institutionen professionalisiert werden. „Dafür gibt es in anderen Kommunen Beispiele, wie es mit einem hauptamtlichen Geschäftsführer funktioniert, der mehr Schlagkraft bringt.“ Es sei schwierig für das Ehrenamt, Projekte zu organisieren. Immerhin habe der Verein die verkaufsoffenen Sonntage organisiert.
Für Eventmanager Micheel ist der Zug für eine Professionalisierung des Unternehmervereins „längst abgefahren“. Er selbst hatte es damals versucht. „Das wäre vor fünf Jahren der richtige Weg gewesen“, sagte Micheel den LN. Damals wurde die Stadtmarketing GmbH abgewickelt. Es habe die einmalige Chance gegeben, Einnahmemöglichkeiten aus der Übertragung der städtischen Parkraumbewirtschaftung zu bekommen. Doch Micheels Pläne, eine zu gründende Bad Segeberg Management GmbH mit dem Unternehmerverein als Kontrollorgan zu verknüpfen, wurden damals von den Mitgliedern im Verein nicht mitgetragen.
Diese Chance — wie vor fünf Jahren — gibt es heute nicht mehr, sagt Micheel. Die Einlagen durch die Gesellschafter müssten sehr hoch sein, um jetzt eine Geschäftsstelle mit mindestens zweieinhalb Stellen finanziell tragen zu können. Deren Bezahlung könne der Verein nicht aus Mitgliedsbeiträgen und Gesellschafterzuschüssen gewinnen.
Ingo Micheel hat den damaligen Widerstand gegen seine Ideen nicht verwunden. Er hatte ein Jahr lang dem Wir-Verein das Laufen beigebracht und wollte dann eine „Bad Segeberger Management GmbH“
gründen, in der der Geschäftsführer in Personalunion mit dem ersten Vorsitzenden des Vereins die Stadtmarketing-Geschicke hätte übernehmen können. Der Geschäftsführer wäre über den Verein an den Willen der Unternehmer gebunden gewesen. Auch die Stadt hätte als Mitglied im Verein Einfluss gehabt. Damals habe Bürgermeister Dieter Schönfeld neben der Parkraumbewirtschaftung auch die Tourismusinformation angeboten. „Das wäre ideal für die Kaufleute der Innenstadt gewesen.“ Werbeflächenvermietung und Flächenmanagement für Veranstaltungen wären weitere Einnahmequellen gewesen.
Doch den Vereinsmitgliedern sei das alles zu heikel gewesen. Micheel schied aus anderen Gründen im Streit aus dem Vorstand aus. Fünf Jahre später steht „Wir für Segeberg“ vor einem Scherbenhaufen.
Von wgl