„Das war Schneckenkorn, das muss vorne an der Gartenpforte gelegen haben. Wir verteilen so etwas garantiert nicht auf unserem Grundstück. Wir haben kleine Kinder und Tiere.“ Sabrina Schmidt scrollt in der Bildergalerie ihres Smartphones, bis sie auf ein Bild von „Tyson“ stößt, das einen fröhlichen kleinen Chihuahua zeigt. Nun ist er tot. Ehemann Sven hat die Nachbarschaft – fast alle haben Hunde – und über die sozialen Netzwerke andere Tierhalter gewarnt, denn beide sind sich sicher: Jemand hat mutwillig ihren Hund vergiftet – und fast auch den zweiten.
„Unsere jüngste Tochter kommt ins Krabbelalter. Ich will mir nicht ausmalen, was hätte passieren können. Sabrina Schmidt
Hundebesitzerin
Es war am Donnerstag vor einer Woche, als der neunjährige Hund speichelnd, zitternd, kotend und „mehr tot als lebendig“ auf der Terrasse stand. Sofort seien sie in die Tierklinik nach Wahlstedt gefahren, wo ihm der Magen ausgepumpt wurde. Zutage kamen etliche blaue Pellets, bestätigt Tierarzt Sebastian Behr. Und die Symptome hätten zu einer Vergiftung gepasst: starke Unruhe, Zittern, erhöhte Temperatur. „Shake and bake“ nennen die Tiermediziner dies im Fachjargon.
Ein Gegengift gebe es nicht. Schneckenkorn greife das zentrale Nervensystem an, und es führe zu Organversagen. „In der Regel treten die ersten Symptome innerhalb der ersten 15 Minuten auf. Nach ein bis drei Stunden treten die Maximaleffekte auf“, macht Behr deutlich, das Eile geboten ist und der Weg umgehend zum Tierarzt führen sollte.
Schon zu Beginn wurde den Hundehaltern wenig Hoffnung gemacht. Die Prognose sei nicht gut. Noch in der Nacht verschlechterte sich der Zustand des Tieres, und als „Tyson“ künstlich beatmet werden musste, entschlossen sich die Schmidts dazu, ihn zu erlösen und einschläfern zu lassen. Australian Shepherd „Boomer“ zeigte ebenfalls leichte Symptome, er konnte zum Erbrechen gebracht werden. Der gleiche Fund. Jedoch nicht in der großen Menge. Er hat überlebt.
Auf der Suche nach dem möglichen Gift stieß das Paar aus Todesfelde auf ausgelegte Kaustangen. Sabrina Schmidt: „Vielleicht, um die Hunde anzulocken. Unsere jüngste Tochter kommt ins Krabbelalter. Ich will mir nicht ausmalen, was hätte passieren können.“ Schlimm sei, dass ihre zweite, sechsjährige Tochter alles miterlebt habe.
Die Familie hat Strafanzeige erstattet. Der für solche Fälle zuständige Umwelt-Trupp der Polizei in Bad Segeberg hat die Ermittluungen aufgenommen. Das bestätigt Polizeisprecher Arnd Habermann.
Groß sind die Hoffungen, den möglichen Täter zu finden, jedoch nicht. Sabrina Schmidt: „Schneckenkorn ist frei verkäuflich.“
Sie und ihr Mann kontrollieren seither misstrauisch ihr Grundstück. „Jeden Tag!“ Sie sind sich sicher, dass es eine Tat gewesen sei, die sich gegen sie ganz persönlich gerichtet habe. Obwohl: „Unsere Hunde machen keinen Lärm, sind friedlich“, es gebe gar keinen Grund für einen bösartigen Racheakt eines Hundehassers.
Heike Hiltrop