Bahrenhof. Aus den einstigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die 1982 die Werkgemeinschaft Bahrenhof bezogen haben, sind inzwischen längst Erwachsene geworden, die allmählich auf das Seniorenalter zugehen. Schon allein dadurch sind die Anforderungen für die Wohnbereiche in der Einrichtung andere geworden, die überdies den heutigen Standards nicht mehr entsprechen.
Jetzt sollen 3,3 Millionen Euro investiert werden, um den Bewohnern mehr Komfort zu bieten, und um differenziertere Wohnformen zu ermöglichen, die an dem jeweiligen Betreuungsbedarf angepasst sind.
Einen ersten Einblick in die bauliche Veränderung der Werkgemeinschaft gab es für die Bewohner Bahrenhofs am Montag bei einer Öffentlichkeitsbeteiligung.
42 Bewohner mit unterschiedlichen geistigen Behinderungen leben nach der anthroposophischen Lehre Rudolf Steiners in der Werkgemeinschaft. Vier Wohngruppen sind mit 29 Bewohnern in der Dorfstraße 6 mit dem Herrenhaus untergebracht. Weitere 13 Personen leben in zwei Wohngruppen in der Dorfstraße 8. Besonders die Wohnbereiche im Herrenhaus entsprechen nicht mehr den heutigen Anforderungen. „Von den für eine Heimunterbringung formulierten Standards sind wir gerade dort ganz weit entfernt“, sagte der Leiter Jochen Berghöfer bei der Vorstellung des Bebauungsplans durch Kreisplanerin Heike Jendrny.
Bereits seit sieben Jahren suchen die Mitarbeiter und Bewohner der Werkgemeinschaft Bahrenhof nach einer Lösung zur Verbesserung der Wohnverhältnisse in dem in den 1920er Jahren gebauten Herrenhaus.
Nach den Plänen des Lübecker Architekten Andreas Voßgrag sollen die Wohngruppen aus dem Herrenhaus verlegt werden. Als neues Domizil sind zwei Neubauten auf dem Gelände in der Dorfstraße 8 angedacht. „Auf diese Weise werden die Wohngruppen zusammengeführt und die pädagogisch angestrebte Trennung von Wohnen und Arbeit erreicht“, verdeutlichte Jochen Berghöfer.
Besonders wichtig für die Bewohner sei zudem der Verbleib in einer vertrauten Umgebung. Das sei mit dem Grundstück in der Dorfstraße 8 gegeben. Die Probleme durch den Abriss des Landarbeiterhauses auf dem Gelände dürften sich in Grenzen halten. „Dort wird nicht gewohnt, sondern nur gearbeitet. Für den Abriss wird also niemand ausziehen müssen“, sagte Andreas Voßgrag, der bei seiner Planung auch den im Westen angrenzenden Wald und den entlang der südöstlichen Grundstücksgrenze verlaufenden Knick berücksichtigen musste.
Jochen Berghöfer gab während der Sitzung ein klares Bekenntnis für den Verbleib der Werkgemeinschaft in Bahrenhof ab. Darüber freuten sich natürlich die Gemeindevertreter, denn die Werkgemeinschaft Bahrenhof ist der größte Arbeitgeber in der Gemeinde. Bürgermeister Hans-Peter Ulverich sagte stolz: „Wenn andere nur über das Zusammenleben reden — bei uns wird es praktiziert.“
Mit den gemeindlichen Steuerhebesätzen von 260 Prozentpunkten bei den Grundsteuern A und B sowie 310 Prozent bei der Gewerbesteuer gehört Bahrenhof zu den Gemeinden, in der es sich am günstigsten leben lässt.
Günstig ist es auch für Hundehalter, denn pro Vierbeiner erhebt die Gemeinde nur 24 Euro. Dabei soll es auch in der Neufassung der Hundesteuersatzung bleiben, die ebenfalls einstimmig beschlossen wurde. „Die Hundesteuer haben wir erst vor zwei Jahren um 100 Prozent erhöht“, sagte Bürgermeister Hans-Peter Ulverich (Kommunale Wählergemeinschaft). Ins Gewicht fällt die Hundesteuer in Bahrenhof allerdings nicht, denn von den 19 gemeldeten Hunden sind mehrere auch noch von der Steuer befreit oder für sie wird ein reduzierter Steuersatz erhoben.
Umdenken muss die Gemeinde allerdings bei der Breitbandversorgung. Nachdem bereits die Verlegung von Leerrohren beschlossen war, haben sich die Förderbedingungen dafür geändert. Jetzt ist die Gemeinde mit dem WZV im Gespräch. Einig sind sich die Gemeindevertreter, dass auch die außen liegenden Siedlungen an die Breitbandversorgung angeschlossen werden sollen. Eine Realisierung könnte aber erst Ende 2017 erfolgen. Besser haben es die 17 Wohneinheiten, die direkt an die Gemeinde Wakendorf I grenzen. Sie werden über die Vereinigte Stadtwerke Media GmbH angeschlossen, die aus den Vereinigten Stadtwerken Bad Oldesloe, Mölln und Ratzeburg hervorgegangen ist. pd
Petra Dreu