Trenthorst. So mancher Trenthorster Gutsbewohner wird sich des Nachts darauf schlafen gelegt haben. Mit Seegras gestopfte Matratzen, Kissen oder Sitzmöbel waren bis in die 50er Jahre noch gang und gäbe. Mit dem Import von Erdöl und dem daraus entwickelten Kunststoff geriet das gekräuselte Füllmaterial in Vergessenheit.
Zu schade, findet Swantje Streich, die sich im Dorf niedergelassen hat und den natürlichen Rohstoff vertreibt. „Die Verwendung von Seegras ist eine uralte Tradition, die bis in die Neuzeit nicht abgerissen ist“, erzählt sie. Abgesehen von der Polsterung eigneten sich die abgestorbenen Pflanzenteile als effektives Dämmmaterial ohne zu schimmeln. „Die ersten Kühlschränke wurden mit Seegras gefüllt und sogar das Rockefeller Center in New York wurde mit Seegras isoliert“, sagt die Wahl-Trenthorsterin. Nicht zuletzt eigne es sich vortrefflich für den Schallschutz.
An der deutschen Ostseeküste werde das angeschwemmte Gras leider als Verunreinigung betrachtet und mit hohen Kosten entsorgt, sagt Swantje Streich. Ende der 1990er Jahre habe eine Firma versucht, den Naturstoff am Klützer Winkel zu gewinnen und vermarkten. Aber das sei an zu hohen Investitionskosten gescheitert. In Dänemarkt werde der Handel mit Seegras hingegen erfolgreich betrieben. Um es verkaufen zu können, breiteten sie das geerntete Material zunächst auf Wiesen aus und setzten es dem Regen aus. Auf diese Weise würden Sand und andere Verunreinigungen ausgespült. „Wenn Erdöl als fossiler Rohstoff knapp wird, hat das Seegras vielleicht her wieder eine Chance“, hofft Swantje Streich.
LN