Stralsund. Immer mehr tote Kegelrobben werden an der Küste von Mecklenburg-Vorpommern gefunden. In diesem Jahr waren es bereits 33, teilte das Deutsche Meeresmuseum gestern in Stralsund mit. Allein in den viereinhalb Wochen zwischen dem 19. September und dem 19. Oktober seien 13 tote Robben entdeckt worden. Zum großen Teil handele es sich bei den Totfunden um junge ausgewachsene Tiere.
Zum Vergleich: Zwischen 1991 und 2016 gab es in diesem Zeitraum (19. September bis 19. Oktober) im Durchschnitt nur eine Totfundmeldung alle zwei Jahre.
„In den 50 Jahren, in denen das Deutsche Meeresmuseum für die Bergung und Untersuchung der Totfunde von Meeressäugetieren in Mecklenburg-Vorpommern verantwortlich ist, wurden noch nie so viele Kegelrobben in einem Jahr an den Küsten gemeldet“, sagte Michael Dähne, Kurator für Meeressäuger am Meeresmuseum. Allerdings nehme auch der Bestand zu. Bei der aktuellen Situation handele es sich jedoch um eine „besorgniserregende Häufung“.
Die Todesursache ist bislang völlig unklar. Genaue Untersuchungen liefen derzeit, sagte Dähne. Dabei würden die Tiere auf mögliche Viruserkrankungen, bakteriologische Infektionen, Vergiftungen sowie auf einen möglichen Befall durch Parasiten in Lunge, Leber und im Magen-Darm-Trakt untersucht. Außerdem würden die Kadaver auf Verletzungen durch den Menschen und die Mägen auf Plastikpartikel hin überprüft. Auch genetische Untersuchungen werden demnach vorgenommen. Wann die Ergebnisse vorliegen, ist noch unklar.
Besonders auffällig ist Dähne zufolge die Häufung der Totfunde im vergangenen Monat im Gebiet des Greifswalder Boddens. Dort hielten sich die in der Vergangenheit stark dezimierten Tiere jetzt wieder gern auf, sagte er. Aus Polen werde derzeit eine leichte Häufung von Totfunden gemeldet, während aus Dänemark und Schweden bisher nichts dergleichen bekannt sei.
Bejagung und Umweltgifte hatten zu einem Bestandseinbruch der Meeressäuger geführt, von dem sie sich allmählich wieder erholen. In der gesamten Ostsee war der Bestand in den 1980er Jahren auf etwa 2000 Kegelrobben gesunken. Derzeit leben Schätzungen von Experten zufolge wieder rund 35 000 Tiere in der Ostsee.
LN