Lübeck. Sie treffen sich jeden Mittwoch. Zum Rost abschlagen, Schleifen, Lackieren. Freiwillig. Eine Handvoll Männer ist mit großem Eifer dabei, wenn es darum geht, das Feuerschiff „Fehmarnbelt“ funktionstüchtig und fahrbereit zu erhalten. Doch die Gruppe braucht dringend Verstärkung. „Wir werden schließlich nicht jünger“, sagt Vorsitzender Michael Koch (70).
Erstmals präsentiert sich der Verein „Fehmarnbelt — Feuerschiff für Lübeck“ auf der Ehrenamt-Messe. „Davon versprechen wir uns viel.“
Vor zwei Jahren hat sich Koch zusammen mit Schatzmeister Ulrich Baranski (66) erstmals auf der Messe in Lübeck umgesehen. „Wir waren fasziniert von dem breiten Spektrum“, erinnert sich Baranski. Nun wollen sie dort ihren Verein vorstellen. „Vielleicht kann man den einen oder anderen ja werben“, meint Koch. Die Zahl der Vereinsmitglieder ist in den vergangenen Jahren leicht auf 289 zurückgegangen. Die wenigsten davon helfen aktiv mit, das 108 Jahre alte Museumsschiff zu erhalten. „Etwa zehn engagieren sich wirklich“, sagt Koch.
Einer von ihnen ist Hans Dombrowski (71). Im Blaumann steht er an diesem ungemütlichen Morgen auf der „Fehmarnbelt“ und klopft lose Farbe ab. „Der Rost frisst unaufhörlich“, sagt Dombrowski, der früher selbst zur See gefahren ist. Um die Metallteile zu erhalten, muss der Rost runter, neue Grundierung und Lack müssen rauf. „Das lohnt sich ja wirklich, das Schiff fährt ja noch.“ Fünf Mal im Jahr läuft die „Fehmarnbelt“, ein technisches Kulturdenkmal, mit Gästen an Bord aus. Nur dadurch könne man das notwendige Geld verdienen, dass zum Erhalt des Schiffes gebraucht werde, erklärt Koch.
Gebraucht werden aber auch Leute, die mit anfassen können. Gesucht werden Mitarbeiter in der Maschine/Elektrik, im Service, aber auch in der Vereinsverwaltung. „Ich bin weder Handwerker noch Seemann“, betont Schatzmeister Baranski. Frank Bredtmann, mit 57 Jahren schon einer der jüngeren Helfer, packt beim wöchentlichen „Rein Schiff“ gern mit an. „Ich mache das als Ausgleich“, erzählt der Selbstständige aus Heiligenhafen. „Das macht schon Spaß.“
Bereits zum sechsten Mal richtet das Ehrenamt-Netzwerk Schleswig-Holstein diese Messen im ganzen Land aus. „Ziel ist es, das ehrenamtliche Engagement mehr in das Blickfeld der Öffentlichkeit zu rücken“, erklärt Leiterin Anja Lüsebrink. „Die Veranstaltungen bieten gerade kleineren Organisationen und Initiativen die Möglichkeit, sich zu präsentieren und so ihren Bekanntheitsgrad zu steigern“, sagt sie.
„Uns hat das ganz viel gebracht“, berichtet Norma Kujat, Landschaftsplanerin beim Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer. Viele Besucher hätten sie angesprochen. Einige von ihnen seien später dann tatsächlich zum Verein gestoßen. Aber auch der Verein selbst habe profitiert: „Wir konnten sehen, was machen andere, wie organisieren die das“, sagt Kujat. Der Landschaftspflegeverein habe daraufhin seine Struktur geändert. Es gebe nun mehr Treffen. Denn, so Kujat, Ehrenamtler suchten auch den Austausch, den Kontakt.
12 eintägige Ehrenamt- Messen werden derzeit in Schleswig-Holstein vorbereitet. Unter dem Motto „Miteinander. Vielfalt. Leben“
präsentieren sich Vereine, Organisationen und Initiativen in ihren Städten beziehungsweise Kreisen, unter anderem in Lübeck (21. Februar), Henstedt-Ulzburg (27. Februar) und Lauenburg (20. März).
Bei der Auftaktveranstaltung am 3. Februar im Landeshaus in Kiel (Beginn 18 Uhr) steht die Bedeutung von Inklusion für das Ehrenamt im Fokus. Erwartet wird auch der Musiker und Entertainer Guildo Horn, der sich für soziale Projekte, insbesondere für Menschen mit Behinderung, engagiert. Die Schirmherrschaft hat Schleswig-Holsteins Sozialministerin Kristin Alheit (SPD) übernommen.
Julia Paulat