Kiel. Anklage sei in beiden Fällen noch nicht erhoben, die Ermittlungen liefen auf Hochtouren. Ein 43-jähriger aus dem Kreis Segeberg sei bereits am 3. Oktober in Karlsruhe von Spezialkräften der Polizei festgenommen worden, sagte ein Sprecher der örtlichen Staatsanwaltschaft. Der Mann sei zum Missbrauch eines Neunjährigen extra nach Karlsruhe gereist. Dessen Eltern hatten ihren Sohn über zwei Jahre mehreren Pädophilen angeboten. Bei seiner Festnahme hatte er einen Rucksack mit Fesselutensilien dabei, berichtete das Landeskriminalamt. Nach Erkenntnissen der Ermittler soll der Mann zuvor Tötungsfantasien im Zusammenhang mit einem Kindesmissbrauch geäußert haben. Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe wirft ihm Verabredung zu schwerem sexuellen Kindesmissbrauch vor. Anhaltspunkte für eine konkrete Tötungsabsicht lägen aber nicht vor, sagte ein Behördensprecher.
Der einschlägig vorbestrafte Mann stand nach Angaben des Kieler Oberststaatsanwalts Axel Bieler unter Führungsaufsicht der Behörden. Das Landgericht Kiel hatte den Angeklagten 2010 zu elf Jahren Haft verurteilt. Er soll den Tausch seines Sohnes mit dem eines Schweizers vorbereitet und in Online-Chats Missbrauch und Ermordung durchgespielt haben, berichteten die „Kieler Nachrichten“
. Der Bundesgerichtshof habe dieses Urteil kassiert, da der Mann in einigen Foren nur unter einem Decknamen kommunizierte, erläuterte Bieler. In anderen Fällen habe der Straftäter aber telefoniert. Schließlich sei der heute 43-Jährige bis 2015 in Lübeck im Gefängnis gewesen. Es sei keine Sicherungsverwahrung angeordnet worden.
Im Zuge der Zerschlagung des Pädophilenrings kamen die Ermittler auch auf die Spur eines 32-Jährigen aus Neumünster. Der Vater eines Mädchens soll sich an seinem Kind vergangen und das Verbrechen gefilmt haben.
LN