Sassnitz. Die Rügen Fisch AG in Sassnitz könnte mit ihren jährlich produzierten Fischkonserven eine Dosenkette vom Werkstor bis hinter Los Angeles legen. 70 Millionen Dosen mit Makrelenfilet in Tomatencreme, Hering in Curry-Ananas-Soße, Scomber-Mix und anderen Sorten verlassen pro Jahr das Werk an der Ostsee. Das Unternehmen mit weiteren Werken in Lübeck, Rostock und in Litauen ist Deutschlands Marktführer von Fischkonserven und schickt sich nun an, die imaginäre Blechkette um weitere Kilometer zu verlängern.
Anfang Februar — nach Zustimmung durch das Bundeskartellamt — übernahm der große asiatische Fischverarbeiter Thai Union nach eigenen Angaben für 42,2 Millionen Euro 51 Prozent der Anteile an der AG, die neben der Marke Rügen Fisch auch die Marken Hawesta, Lysell, Ostsee Fisch und Leckermäulchen produziert. Vorstand Andrew Bergmann spricht von einer strategischen Partnerschaft und einer „Win-Win-Situation“.
Während die Rügen Fisch AG die Thailänder als Türöffner für ihre Produkte zu bislang unerschlossenen Märkten in Europa und den USA betrachtet, könnte sich Thai Union anschicken, mit Konserven den Thunfisch-Markt in Deutschland zu erobern. Der liegt bislang nahezu unangefochten in der Hand des französischen Marktriesen Saupiquet.
Einen Monat nach der Übernahme durch die Asiaten reifen in der Sassnitzer Firmenzentrale dazu die ersten Ideen. Thunfisch stehe für ein modernes, junges Produkt, während der Hering eher das klassische Abendbrot repräsentiere, sagte Bergmann.
Fest steht wohl, dass Thai Union, Weltmarktführer im Bereich Thunfischkonserven, seine Marke John West vom deutschen Markt nehmen wird. Diese Vereinbarung sei Teil der Verhandlungen gewesen, sagt Bergmann. Die Asiaten hatten mit der Marke in den vergangenen beiden Jahren vergeblich versucht, sich mit Thunfisch im deutschen Markt zu positionieren.
Mit einem Marktanteil von 12,5 Prozent ist Thun nach Angaben des Fisch-Informationszentrums die viertbeliebteste Fischart nach Alaska-Seelachs (22,9 Prozent), Lachs (18,7) und Hering (14,5).
LN