Lübeck. Das Auge ist grün und blau, auch noch leicht geschwollen. Dennis Tretow sieht aus, als ob er ungebremst gegen eine Wand gelaufen ist. Es sind die Nachwehen aus dem bitteren Heimspiel gegen den ASV Hamm-Westfalen (25:26). Doch der Liga-Alltag lässt keine Zeit zum Wundenlecken. Schwartaus Top-Torjäger (55 Treffer) beißt auf die Zähne, ist heute an Bord, wenn der VfL-Tross um 10 Uhr ins 430 Kilometer entfernte Essen rollt. „Es fahren alle mit, und es werden bis auf Finn Kretschmer auch alle spielen. Finn hat nach seiner Gehirnerschütterung Sportverbot“, erklärt Trainer Torge Greve, der so in der Arena „am Hallo“ (18 Uhr) auf die angeschlagenen Marcel Schliedermann, Uwe Kalski und Martin Waschul setzen kann.
Und das ist gut so. Denn Greve ist nach der internen Auswertung des blutleeren Hamm-Spiels überzeugt, „dass alle die Lektion gelernt haben. Wenn wir wieder zu unserem kampfbetonten Spiel finden, können wir etwas reißen“. Dass TuSEM, der Absteiger mit dem klangvollen Namen, unter Neu-Trainer Mark Dragunski und mit einem stattlichen Etat von 1,2 Millionen Euro wieder auf dem Weg in die erste Liga und zu Hause noch ungeschlagen ist — egal. Greve will mit seinen Jungs Essens weiße Weste beschmutzen.
Die Zahlen sprechen dafür: TuSEM hat seit elf Jahren gegen den VfL nicht mehr gewonnen, gab im letzten Heimspiel im September 2009 beim 22:22 (Schult-Treffer 18 Sekunden vor Schluss) einen Punkt ab und scheiterte im letzten Duell, beim 22:22 im März 2012, am überragenden Keeper Ariel Panzer.
Doch Greve schaut über Essen hinaus, will in den neun Punktspielen bis Jahresende die Weichen für das Erreichen des Saisonziels (einstelliger Tabellenplatz) legen. Von gestiegenem Druck nach dem Hamm-Patzer will er nichts wissen. „Druck, Druck. Das haben wir jede Woche, deshalb spielen wir Leistungshandball. Wir setzen uns außerdem selbst genug unter Druck“, entgegnet er scharf. Auch von vier „Muss-Siegen“ in den noch vier Heimspielen gegen vermeintlich leichte Gegner hält er „gar nichts. Die Mannschaft ist nach dem Umbruch im Lernprozess. Es wird sicher weitere Hänger wie gegen Hamm geben. Wichtig ist nur, dass wir uns davon nicht aus der Ruhe bringen lassen und wieder in die Spur zurückfinden.“
(Pokal; Achtelfinale)
So., 15.12., 16.00: VfL - HSG Tarp-Wanderup Mi., 18.12., 19.30: TSV Altenholz - VfL Sa., 21.12., 19.00: VfL - Eintr. Hildesheim Fr., 27.12., 19.00: EHV Aue - VfL
Jens Kürbis