Bad Schwartau: Bernd Kubsch verlässt das Rathaus nach 47 Jahren

Eine neue Unterkunft für eine ausgebrannte Familie suchen, Zwangsräumungen veranlassen, Hochzeitspaare vermählen, Ansprechpartner für Marktbeschicker sein, Nachbarschaftsstreitigkeiten schlichten, Verkehrsüberwachung organisieren, Unfallschwerpunkte entschärfen, Wahlen vorbereiten und durchführen und in Zeiten von Corona die Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln überprüfen. Das sind nur einige der vielen Aufgabenbereiche im Ordnungsamt. „Diese Vielfalt ist das Salz in der Suppe“, sagt Bernd Kubsch. Der 64-Jährige muss es wissen. 47 Jahre lang hat er im Rathaus der Stadt Bad Schwartau gearbeitet. Und das abgesehen von seiner Lehrzeit ausschließlich im Ordnungsamt. Am Mittwoch, 2. Dezember, wird Kubsch in den Ruhestand verabschiedet. Wegen Corona noch um drei Monate verlängert: Auf seinen Abschied hat sich Bernd Kubsch schon lange vorbereitet. Eine Einladungskarte und eine Gästeliste mit knapp 70 Namen hatte er bereits für seine Abschiedsfeier zusammengestellt. Doch das geplante Fest im Sommer musste wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Und Kubschs’ Abschied auch. Er kam der Bitte des Bürgermeisters nach, in den schwierigen Zeiten noch über den August um einige Monate zu verlängern. Für den pflichtbewussten Bernd Kubsch fast eine Selbstverständlichkeit. „Ich will doch meine Truppe hier nicht im Stich lassen. Corona ist schon eine enorme Herausforderung, die es so in meiner gesamten Dienstzeit noch nie gegeben hat“, sagt Kubsch. Entsprechend gleitet er nicht einfach in den Ruhestand, sondern ist bis zum letzten Tag gefordert. Seit 2000 Leiter des Ordnungsamtes: Bernd Kubsch ist in Flensburg geboren. Seine Grundschulzeit verbrachte er in Lübeck bevor er mit seiner Familie nach Bad Schwartau zog. An der hiesigen Realschule legte er die Mittlere Reife ab. Ursprünglich wollte Bernd Kubsch dann zur Polizei oder in die Fußstapfen seines Vaters bei der Bahn treten. Doch eine kleine Rot-Grün-Schwäche zwang ihn zum Umdenken. Er stellte sich im Rathaus vor und trat zum 1. August 1973 seine Verwaltungslehre an. Im Anschluss ging es noch zur Bundeswehr, um 1979 als Angestellter ins Rathaus zurückzukehren. Seine Rathaus-Laufbahn im Ordnungsamt begann im Einwohnermeldeamt. Im Jahr 2000 wurde Bernd Kubsch nach vielen Jahren als Stellvertreter die Leitung des Amtes übertragen. „Mein Traumjob. Es ist keine reine Büroarbeit, ich habe viel mit Menschen zu tun und bin quasi ständig an der Front“, beschreibt Kubsch sein Wirken. Dabei muss er häufig auch unangenehme Dinge ansprechen und auch durchsetzen. Mit fünf Bürgermeistern zusammengearbeitet: Mit seiner verbindlichen aber auch direkten Art verschaffte er sich den nötigen Respekt. „Ich kann auch laut, aber das kommt nur ganz selten vor“, erklärt Kubsch, der aber durchaus Kritik aushält und eigene Fehler einräumt. „Als Ordnungsamtsleiter kann man es ohnehin nie allen recht machen“, weiß Kubsch. Insbesondere bei Verkehrsthemen sind Meinungsverschiedenheiten mit und unter Anwohnern auf der Tagesordnung. „Ich kann nichts tun, ohne es falsch zu machen“, lautet in diesem Zusammenhang einer der Lieblingssätze von Bernd Kubsch, der in seiner Dienstzeit unter allen fünf Bürgermeistern, die die Stadt Bad Schwartau nach dem Zweiten Weltkrieg geführt haben, gedient hat. „Ich bin mit allen unabhängig von der Parteizugehörigkeit gut ausgekommen“, sagt Kubsch, der selbst Mitglied in der CDU ist. Weiter aktiv im Bürgerverein und Stiftung: Auf die neue Freiheit im Ruhestand ist nicht nur Bernd Kubsch gespannt. Ehefrau Andrea, die als Schulsekretärin arbeitet, freut sich ganz besonders auf den neuen Abschnitt. „Dann können wir auch mal wie ganz normale Leute in die Stadt gehen, ohne gleich angesprochen zu werden“, sagt Kubsch, der in seiner Freizeit gerne mit dem Auto, Motorroller oder Fahrrad einfach so durch die Gegend cruist. „Gerne gehe ich auch an der Küste spazieren“, erklärt Kubsch, der in seinem Ruhestand nicht in der Versenkung verschwinden wird. „Ich bleibe aktiv und habe als Vorstandsmitglied in der Bruhn-Stiftung und im Bürgerverein noch einiges vor.“ Lesen Sie auch: Wunschbaum: Sparkasse hilft, Kinderwünsche zu erfüllen Bad Schwartaus Händler setzen auf Stadtgutscheine Nach Feuer in Tierfutter-Geschäft: Jugendliche und Hundehalter gesucht Von Sebastian Prey