Bad Schwartau: Gute Geschäfte trotz Lockdown: Kunden nutzen den Abholservice

Die Türen der Einzelhandelsgeschäfte mit Ausnahme derer, die Waren für den täglichen Bedarf bieten, sind geschlossen. Doch hinter vielen Türen in den Geschäften in Stockelsdorf und Bad Schwartau herrscht geschäftige Bewegung. Zum Beispiel in der Boutique „Stilsicher“ von Barbara Volgnandt am Rathausmarkt in Stockelsdorf. „Dass es eine Abhol-Möglichkeit für Waren gibt, bedeutet, dass die Kunden trotzdem noch die Chance haben, etwas zu kaufen“, sagt die Inhaberin. Im Gegensatz zum ersten Lockdown im Frühjahr sei das für viele Einzelhändler „zumindest etwas und auf jeden Fall besser, als gar nichts zu machen.“ Wenn die Kundschaft den Laden nicht betreten darf, dann nutzt Barbara Volgnandt jetzt umso mehr die digitalen Wege. Zwei bis drei verschiedene Outfits, die in ihrer Boutique zu haben sind, postet die Geschäftsfrau pro Tag via Instagram, Facebook und Whatsapp an ihre Kunden. Darüber hinaus bietet Barbara Volgnandt einen Lieferservice sowie die Möglichkeit des Abholens der bestellten Ware – und zwar komplett kontaktlos. Auf einem Sessel an der Eingangstür platziert die Inhaberin die Tüte mit der bestellten Ware, der Kunde nimmt sie sich von dort. Bücher sind 2020 besonders gefragt: Bestellte Ware kann der Kunde in aller Regel 24 Stunden später auch an der Tür des Buchladens „Bücherliebe“ im Zentrum von Stockelsdorf in Empfang genommen werden. Auch alles kontaktlos. Sogar die Bezahlung ist ohne jeglichen Kontakt, denn die Kunden bekommen eine Rechnung. Der Betrag ist dann auf das angegebene Konto der Bücherliebe zu überweisen. „Das klappt sehr gut“, sagt Inhaberin Juliane Hagenström, „die Leuten sind da sehr zuverlässig, zudem sind es Stammkunden und die kommen immer wieder.“ Einen Lieferdienst wie im ersten Lockdown bietet Juliane Hagenström diesmal nur noch in Ausnahmefällen an, „wenn die Kunden tatsächlich aufgrund von nachvollziehbaren Gründen ihr Haus nicht verlassen können.“ Personell sei diese Lieferdienst diesmal nur schwer zu stemmen, sagt die Chefin, „deshalb ist es eine große Erleichterung, dass es bei diesem Lockdown die Abholmöglichkeit gibt.“ Und diese Möglichkeit wird in der Bücherliebe rege genutzt. „Trotz Corona oder vielleicht sogar deswegen hat das Buch bei vielen Leuten wieder einen ganz anderen, viel höheren Stellenwert bekommen“, erklärt Juliane Hagenström, „von daher ist dieses wirklich ganz verrückte Jahr recht gut für uns verlaufen.“ Eigentlich dürfte Susanne Rutzen ihr Geschäft „Aroma & Home“ in der Ahrensböker Straße in Stockelsdorf geöffnet lassen im Lockdown. Denn weil der Geschenkeladen zu 50 Prozent auch Kaffee und Tee im Angebot hat und diese zu Waren des täglichen Bedarf gehören, „sind wir in einer Grauzone und dürften weitermachen“, sagt die Chefin, „aber wir leisten unseren Beitrag zu den Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung und bieten einen Abholservice an.“ Dieser wird auch rege genutzt. Die drei Mitarbeiterinnen von Susanne Rutzen stellen im Akkord bestellte Präsentkörbe zusammen. Abholservice wird rege genutzt: Tee gehört zu den Waren des täglichen Bedarfs, deswegen darf Heike Wiese in Bad Schwartau ihr Teegeschäft, das mit über 500 Sorten zu den größten Teegeschäften im Land gehört, auch im Lockdown öffnen. „Das Jahr war für das Geschäft insgesamt nicht schlecht“, sagt Heike Wiese, „aber es war trotzdem auf jeden Fall ein sehr schwieriges Jahr, weil die Corona-Maßnahmen mehr und mehr bei den Leuten auf die Stimmung schlägt.“ Jeder zweiter Kunde in „Heike’s Teewiese“ mache inzwischen einen deprimierten Eindruck auf Heike Wiese – „und das ausgerechnet jetzt in der Weihnachtszeit, wo man sich eigentlich freut, sich bald mit der Familien zu treffen, was aber in diesem Jahr eben bei vielen nicht der Fall sein wird.“ Seit dem ersten Lockdown-Tag am Mittwoch sei spürbar weniger los in Bad Schwartau. Warteliste für Weihnachtsgänse: Das bestätigt auch Ralf Cordts, der seine Fleischerei und seinen Feinkostladen auch weiterhin öffnen darf. „Das Geschäft in Bad Schwartau muss man sich vorstellen wie ein großes Getriebe“, sagt Cordts, „alle kleinen und großen Rädchen sind wichtig und müssen funktionieren.“ Der Dezember sei insgesamt für den Einzelhandel der wichtigste Monat im gesamten Jahr. Doch ohne Weihnachtsmarkt und Zwergenwald seien zwei wichtige Besuchermagneten weg, so Cordts. Dennoch tut das der Nachfrage nach Gänsen und anderem Fleisch für die Festtage keinen Abbruch. „Klar“, sagt Cordts, „wir hatten auch ein paar Abbestellungen, aber wenn einer eine Gans abbestellt, kriegt die der nächste auf der Warteliste.“ Lesen Sie auch Kirche Heiligabend geschlossen: Gottesdienst wird digital übertragen Lockdown: Haben Postfilialen in Ostholstein geöffnet? Ein bisschen ruhiger geht es seit Mittwoch auch bei Oliver Spohr in seinem Fahrradgeschäft „Drahtesel“ in der Lübecker Straße zu. Das Geschäft selbst ist geschlossen, Ware bestellt werden kann zur Zeit nur online. Aber die dazugehörige Fahrradwerkstatt ist geöffnet. „Und da haben wir genug zu tun“, sagt Spohr, der von 23. Dezember bis 4. Januar Betriebsferien macht. Dann heißt es, ein bisschen durchatmen von diesem von diesem kräftezehrenden Corona-Jahr. Von Doreen Dankert