Bad Schwartau: Wildschweine werden mit Mäheinsatz vergrämt

Die Situation in den Schwartauwiesen hat sich in den letzten Wochen zugespitzt. Wildschweine haben Wanderwege und Grünflächen in der Nähe des Grünen Klassenzimmers und des Kurparks durchpflügt. Die Stadtjäger Wolfgang Scharf und Rasmus Fink waren alarmiert. Mit einem Spezial-Granulat haben sie versucht, die Tiere zu vertreiben. Die Landesforsten, die für das Areal verantwortlich sind, hatten sogar einer möglichen Bejagung in diesem doch stark von Spaziergängern frequentierten Gebiet zugestimmt. Carolin Welchert aus dem Bauamt dachte zudem darüber nach, aus Sicherheitsgründen bestimmte Wanderwege für Spaziergänger zu sperren. Nun sollte sich das Wildschwein-Problem in den stadtnahen Schwartauwiesen erledigt haben. Grund: Große Schilfflächen, die den Tieren beste Deckung gegeben haben, wurden gemäht. Ein Meter breite Reifen: Florian Kuchelenz zieht in den Schwartauwiesen eine Bahn nach der anderen. Der 26-Jährige sitzt im Führerhaus eines betagten Traktors aus dem Jahre 1988. Das Gefährt hat eine Spezial-Ausstattung – neben Frontmesserbalken und Schlegelmulcher am Heck fällt vor allen Dingen die Bereifung auf. Die Reifen am Heck sind jeweils ein Meter breit. „So etwas gibt es hier gar nicht. Die kommen aus Russland“, berichtet Kuchelenz, der für die Agrarservice-Firma Rüchel Plöhn aus Holzbunge bei Rendsburg in Bad Schwartau unterwegs ist. Die extrem breiten Reifen sorgen dafür, dass der Traktor nicht in dem weichen Untergrund der Schwartauwiesen versinkt. „Unsere Firma ist auch im Moorbau und an anderen Orten im Land auf die Mahd von Feuchtwiesen spezialisiert“, berichtet Kuchelenz. Sieben Hektar wurden gemäht: Sieben Hektar hat Kuchelenz in Bad Schwartau gemäht. „Wir haben den Auftrag nach Absprache mit der unteren Naturschutzbehörde in diesem Jahr etwas erweitert, um die Wildschwein-Problematik in den Griff zu bekommen“, berichtet Carolin Welchert. Die vielen Wildschwein-Spuren haben Kuchenlenz bei der Mahd auch überrascht. „Gesehen oder aufgescheucht haben ich in diesem Jahr aber keine“, berichtet der 26-Jährige. Stadtjäger Scharf vermutet, dass sich die Tiere möglicherweise wegen der vorherigen Kälteperiode und des Schnees bereits in geschütztere Gefilde zurückgezogen haben. „Die Feuchtigkeit und Kälte mögen die Tiere nicht so“, sagt Scharf, der nicht damit rechnet, dass die Wildschweine ganz ohne Deckung nun wieder in die stadtnahen Schwartauwiesen zurückkehren. „Wir werden das natürlich genau beobachten. Vorsichtshalber werden wir entlang der Hauptwege wieder etwas Granulat ausbringen“, kündigt Scharf an. Lesen Sie auch Digitales Lernen: Jetzt sollen auch die Grundschüler iPads bekommen Ostholstein: Das passiert, wenn Corona-Impfstoff übrig bleibt Orchideen im Natura-2000-Gebiet: Da es sich bei den Schwartauwiesen um ein Natura-2000-Gebiet handelt, waren für den großflächigen Mäheinsatz entsprechende Genehmigungen vonnöten. Üblicherweise ist die Mahd der Schwartauwiesen im Zwei-Jahres-Rhythmus vorgesehen, um Gehölzauswuchs zu verhindern und anderen Pflanzen die Chance zu geben, sich zu entwickeln. „Wie wir künftig damit verfahren, ist noch unklar“, sagt Carolin Welchert. In bestimmten Wiesen-Bereichen durfte Kuchelenz nur mit dem Frontbalkenschneider arbeiten, um besondere Orchideen nicht zu eliminieren. Umweltbeirat Rudolf Meisterjahn lobt die großflächige Mahd aus zwerlei Gründen. „Die Wildschweine werden vergrämt. Außerdem unterdrückt das Schilf viele andere Pflanzenarten. Aus unserer Sicht müsste jedes Jahr so gemäht werden“, sagt Meisterjahn. Die Kosten für die Mahd belaufen sich auf knapp 6000 Euro. Von Sebastian Prey