Bad Schwartau fehlt Wohnraum für Flüchtlinge

Bereits jetzt ist die Lage zur Unterbringung von Flüchtlingen in Bad Schwartau prekär. Und es ist zu befürchten, dass sich die Situation in Bad Schwartau weiter zuspitzt. Die Büroleitende Beamtin Mandy Treetzen erklärte im jüngsten Sozialausschuss: „Wir kriegen in der nächsten Woche einen Flüchtling, und wir wissen zum jetzigen Zeitpunkt nicht, wo wir ihn unterbringen sollen. Alle Wohnplätze, die wir haben, sind komplett belegt.“ Das ist nur eine Momentaufnahme. Doch das, was der Stadt in Sachen Flüchtlingsunterbringung zu drohen scheint, ist weitaus schlimmer: Bis Mitte 2021 hat Bad Schwartau mehr als 100 Flüchtlinge unterzubringen, für die es keinen Wohnraum gibt. Containeranlage als schnelle Lösung: Um eine schnelle Lösung für das Problem zu schaffen, hat die Verwaltung den Beschlussvorschlag eingereicht, die Containeranlage am Pohnsdorfer Weg so zu erweitern, dass dort weitere 34 Personen untergebracht werden können. 860 000 Euro würde diese Investition kosten. Aktuell leben in der Wohncontaineranlage am Pohnsdorfer Weg 45 Personen, 13 davon sind Obdachlose. Und wie dringlich die Lage tatsächlich ist, hat Dennis Kostrewa aus dem Bauamt im Ausschuss unterstrichen: „51 Flüchtlinge müssen bis Mitte 2021 aus Wohnungen raus, die von der Stadt angemietet wurden. Und dann kommen noch einmal 67 Personen dazu, die wir noch in diesem Jahr vom Kreis Ostholstein zugewiesen bekommen.“ Ziel ist dezentrale Unterbringung der Flüchtlinge: Den Ernst der Lage haben die Politiker durchaus erfasst, dennoch ist der Tenor zur Container-Erweiterung ein klares Nein. „Wir sind zu 100 Prozent dagegen, dass auch nur eine einzige Person am Pohnsdorfer Weg dazukommt“, erklärte Gudrun Berger von den Grünen, „nur im äußersten Notfall soll eine Erweiterung dort erwogen werden.“ Fraktionsübergreifend ist man sich einig, dass eine Erweiterung der Containeranlage die Entwicklung eines Brennpunktes am Pohnsdorfer Weg begünstigen würde. Die Zielsetzung sei eine dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen im Stadtgebiet, sagte auch Uwe Witaszak von der CDU. Genau in diese Richtung gingen auch die Anträge von SPD und Grünen, die den Ankauf von Immobilien zur Unterbringung von Flüchtlingen vorsahen. Die SPD hat ihrem Antrag, der in den wesentlichen Punkten keine Mehrheit gefunden hat, sogar der Stadt ein Budget von 2,5 Millionen Euro zum Ankauf vom Immobilien zugebilligt. Nach fraktionsinterner Schätzung würde man davon vier Häuser mit insgesamt rund 20 Wohnplätzen bekommen. „Das ist eine Menge Geld“, kommentierte Mandy Treetzen die SPD-Idee, „und wir müssen aber auch den städtischen Haushalt im Blick haben, denn wir haben in der nächsten Zeit noch eine ganze Menge an anderen Ausgaben vor der Brust.“ Dazu gehört unter anderem die mit Abstand teuerste Investition in der Geschichte von Bad Schwartau: der bereits für über 30 Millionen Euro beschlossene GaM-Neubau, der in absehbarer Zeit beginnen und 2023 vollendet sein soll. Grünen nennen vier Immobilien zum Ankauf: Die Grünen haben in ihrem Antrag zwar kein Budget genannt, für welches die Stadt auf Immobilien-Einkaufstour gehen soll, aber dafür ein paar konkrete Adressen genannt – vier an der Zahl: Ein Haus in der Königsberger Straße, das Blankenburghaus, die frühere Gaststätte Marienholm sowie das frühere Pflegeheim van Eikels. Amtsleiter Timo Michaelsen machte auf die schwierigen Rahmenbedingungen aufmerksam. „Bad Schwartau ist mit das teuerste Pflaster in Ostholstein, was Kauf und Miete von Immobilien betrifft. Günstige Mieten gibt es hier nicht, und wir müssen auch bedenken, dass wir anderen Mietern Wohnraum wegnehmen“, erklärte Michaelsen. Containererweiterung kommt noch einmal auf den Tisch: Zwar wurde der Antrag der Grünen zu den Immobilienankäufen durch die Stadt empfohlen, doch gelöst ist das Problem der Verwaltung damit noch lange nicht. So kommt der Verwaltungsvorschlag zur Erweiterung der Containeranlage abermals in der Stadtvertretung im November auf den Tisch. Bis dahin dürfte sich das Problem von Bad Schwartau schon weiter zugespitzt haben, denn von den 67 vom Kreis bis Jahresende neu nach Bad Schwartau zugewiesenen Flüchtlingen dürften dann schon einige angekommen sein. Die Frage ist dann, wo genau sie angekommen sind. Lesen Sie auch Bad Schwartau plant neue Wohncontainer für Flüchtlinge Kaffeetrinken auf Abstand: So läuft der Friseur-Besuch in Ostholstein Von Doreen Dankert