Bad Schwartau plant Container für Flüchtlinge am Riesebusch

In der letzten Sitzung der Stadtvertretung des Jahres 2020 wurde viel diskutiert – die Politiker waren bei Fragen zum Haushalt, zu Steuererhöhungen oder der Zentralisierung von Sportanlagen im Stadtgebiet durchaus unterschiedlicher Auffassungen. Über den Punkt Unterbringung von Flüchtlingen und Obdachlosen wurde überhaupt nicht gesprochen. Einstimmig wurden die Pläne für die Errichtung neuer Wohncontaineranlagen verabschiedet. Doch die geplanten Standorte dürften Proteste hervorrufen. Eine Anlage mit 54 Container-Einheiten für 26 Bewohner soll in diesem Jahr unter anderem auf dem Parkplatz Riesebusch errichtet werden. Eine weitere baugleiche Anlage soll 2022 auf einem Areal an der Marienburger Straße folgen. Ehemalige Gaststätten werden Unterkünfte: Bürgermeister Uwe Brinkmann (parteilos) rechnet damit, dass die Planungen nicht ganz geräuschlos über die Bühne gehen werden. „Es wird sicherlich Diskussionen geben“, sagt Brinkmann. Die Verwaltung hatte ursprünglich vorgeschlagen, die bestehende Wohncontainer-Anlage an der Pohnsdorfer Straße aufzustocken. Doch dieser Vorschlag wurde vehement von Politiker aller Parteien abgelehnt. Grund: Die Situation dort mit 29 Flüchtlingen und 14 Obdachlosen ist ohnehin schon angespannt. Mit der Erweiterung der Anlage am Stadtrand würde ein Brennpunkt entstehen. Nun haben die Politiker ein Gesamtpaket zur Unterbringung von mehr als 100 Flüchtlingen in den nächsten zwei Jahren auf den Weg gebracht. So viele Plätze werden benötigt, weil auch andere Gebäude, die von Flüchtlingen derzeit bewohnt werden, anderweitig genutzt werden sollen. Neben den Container-Wohnanlagen sollen deshalb auch mehrere Gebäude im Stadtgebiet zur Unterbringung hergerichtet werden – unter anderem die ehemalige Gaststätte Marienholm und das Gemeinschaftshaus „Open Hus“. Container sind nur eine Übergangslösung: „Es ist sehr wichtig, dass wir menschengerechte Unterkünfte schaffen und die Standorte nicht zu groß werden“, sagt Alexander Schmuck von der CDU. Diese beiden Punkte seien Grundvoraussetzungen für erfolgreiche Integration. Das sieht Suzann Kley von der FDP ähnlich. „Die Nutzung des Parkplatzes Riesebusch soll ja keine Dauerlösung sein“, sagt sie und erinnert daran, dass dieser Standort mit vorhandenen Infrastrukturanschlüssen (Strom, Wasser und Abwasser) kostengünstig und auch schnell hergerichtet werden könne. „Wir müssen uns der Aufgabe stellen und geeignete Unterkünfte finden“, sagt Katrin Engeln (Grüne), die den Parkplatz nicht nur wegen der vorhandenen Infrastruktur für gut hält. „Der Standort ist nicht zu groß und auch nicht außerhalb der Stadtmauern.“ SPD-Kollege Uwe Beckmann ist in erster Linie froh, dass die Entscheidung für die Standorte einstimmig und ohne politisches Kalkül gefallen ist. „Die Menschen, die wir aufnehmen, sind in Not. Denen muss geholfen werden“, erklärt Beckmann, der auch mit einigen Protesten rechnet. „Egal, wo wir Container aufstellen: Darüber wird es immer Unzufriedenheit geben“, sagt Beckmann und betont, dass die Unterbringung in Containern immer nur eine Übergangslösung sein dürfe. Lesen Sie auch Bad Schwartau: Kita-Notbetreuung wird durch Lockdown-Verlängerung stark nachgefragt Tötungsversuch nach Corona-Depression: Familie hält vor Gericht zum Angeklagten Bad Schwartau: So gut sind die Schulen auf die Lockdown-Verlängerung vorbereitet Herrichtung kostet insgesamt 2,7 Millionen Euro: Für die Herrichtung von fünf städtischen Immobilien sowie den beiden neuen Container-Wohnanlagen muss die Stadt Bad Schwartau rund 2,7 Millionen Euro in die Hand nehmen. Für die Wohncontainer-Anlagen wurden zudem zwei weitere Standorte geprüft, die mittelfristig auch in Frage kommen könnten, sollte sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt in Bad Schwartau weiter verschärfen. So wurden Flächen am Sportplatz Riesebusch und am Sportplatz Bürgerpark von der Verwaltung als „geeignete Standorte“ eingestuft. Von Sebastian Prey