Corona-Schnelltests: Apotheken schicken mobile Teams an Kitas und Schulen

„Ahhhh“, sagt ein Vater erstaunt, der sein Kind am Donnerstagmorgen in die Kita „Zum Guten Hirten“ bringt und Tiana Evertz gemeinsam mit Miriam Brandes am Eingang erblickt. Die beiden Damen tragen eine komplette Schutzkleidung. Tiana Evertz, Inhaberin der beiden Lübbers-Apotheken in Stockelsdorf, und Ärztin Miriam Brandes sind eines von vier mobiles Corona-Schnelltest-Teams an diesem Tag in Stockelsdorf. Sie tragen Schutzanzug plus Maske, Schutzbrille und Visier. „Wir sind immer in voller Montur unterwegs“, sagt Tiana Evertz. Ab sofort wird die Apothekerin mit ihren mobilen Teams das gesamte Personal der neun Kitas, drei Grundschulen und der Gemeinschaftsschule zweimal pro Woche testen. „Damit ist die Testung in Kitas und Schulen in Stockelsdorf komplett abgedeckt“, erklärt Bürgermeisterin Julia Samtleben (SPD), „und wir begrüßen und fördern das Engagement der Lübbers-Apotheke bei den Schnelltests sehr.“ Denn diese Schnelltest-Aktion, zu der das Land Schleswig-Holstein die Apotheken aufgerufen hat, beruht auf Freiwilligkeit. „In Lübeck zum Beispiel“, sagt Samtleben, „machen gerade mal sechs Apotheken mit.“ Bis zum 2. April soll diese mobile Schnell-Test-Aktion erst einmal dauern. Schnelle Unterbrechung der Infektionsketten möglich: Der Bad Schwartauer Apotheker Kay Klindwort hat seine mobilen Teams bereits seit Mittwoch im Einsatz – unter anderem in den Kita der Lebenshilfe Ostholstein und im Förderzentrum „Schule am Papenmoor“. Ab sofort können sich die Mitarbeiter aus allen Einrichtungen der Lebenshilfe Ostholstein auf das Coronavirus testen lassen, sagt Lebenshilfe-Vorstand Susanne Voß. Durch die regelmäßigen Testungen sollen symptomfreie Infektionen erkannt und Infektionsketten unterbrochen werden. „Dies ist ein wichtiger Beitrag zum Infektionsschutz des Personals, der Kinder und deren Eltern“, erklärt Voß. Am ersten Test-Tag haben die Klindwort-Teams 231 Test in Kitas und Schulen durchgeführt – „alle Ergebnisse waren negativ“, bestätigt Kay Klindwort. Zweimal in der Woche wird getestet: „Es sind fünf Zweier-Teams unterwegs, die in Schulen und Kitas testen“, erklärt Klindwort. „Zusätzlich haben wir Mitarbeiter, die gezielt einzelne Einrichtungen besuchen, „insgesamt gehen wir in 25 Einrichtungen und testen jeweils zweimal die Woche.“ Darüber hinaus kämen noch einige Betriebe mit der Belegschaft oder vereinzelten Mitarbeitern gezielt in eines der beiden Schnelltest-Zentren auf dem Parkplatz am Luv-Center in Lübeck und im Kurmittelhaus in Timmendorfer Strand. Die mobilen Teams der Klindwort-Apotheke sind im Einsatz in Kitas und Schulen in Bad Schwartau, Lübeck, Travemünde, Hamberge, Sereetz, Scharbeutz, Timmendorfer Strand, Niendorf, Pönitz, Kücknitz und Süsel. „Die Zusammenstellung der einzelnen Touren unter Berücksichtigung der Uhrzeiten, um den Unterricht nicht zu stören, sowie überhaupt die passenden Mitarbeiter zu finden, war der totale Wahnsinn“, berichtet Kay Klindwort. Das Personal haben die Apotheker teilweise an der Universität Lübeck rekrutiert und für die Tests geschult. Schnelltest als Chance, sicher aus Lockdown zu kommen: Ebenso wie viele seiner Apotheker-Kollegen begrüßt Kay Klindwort den Einsatz von Schnelltest sehr. „Solange wir nicht genug Impfstoff haben und mit dem Impfen nicht schnell genug vorwärts kommen“, erklärt Klindwort, „so lange sind parallel dazu möglichst viele Schnelltests der einzige Wege, um einigermaßen sicher aus dem Lockdown rauszukommen, denn nur so kann man ganz schnell Infektionen ausmachen und sofort Infektionsketten unterbrechen.“ „Diese mobilen Schnelltests sind ein unglaublicher Aufwand“, erklärt Tiana Evertz, „und dafür wurden Apotheken gesucht, die freiwillig bei dieser mobilen Test-Aktion mitmachen.“ Zwar werde dieser Einsatz auch vergütet, „doch nach Abzug sämtlicher Kosten inklusive der für die Schutzkleidung der Tester kann man froh sein, wenn man da mit plus/minus null rauskommt“, sagt Evertz, die selbst Teil eines Test-Teams ist. In der Kita „Zum Guten Hirten“ wurden innerhalb von zwei Stunden 25 Mitarbeiter getestet. Das Ergebnis liegt jeweils eine Viertelstunde nach dem Test vor. Am Montag kommt das Test-Team wieder vorbei. Insgesamt wurden am Donnerstag 120 Schnelltests durchgeführt – „alle waren negativ“, sagt Tiana Evertz, „und wir haben große Dankbarkeit in den Einrichtungen erlebt, dass wir diese Herausforderung annehmen.“ Mobile Teams ersparen den Einrichtungen großen Aufwand: „Wir sind sehr froh, dass die Tester zu uns kommen können und wir nicht irgendwo hinfahren müssen“, sagt Kita-Leiterin Heike Döring, „denn das erspart uns sehr viel Aufwand.“ Sollte ein Mitarbeiter positiv auf Corona getestet werden, erklärt die Kita-Leiterin, „dann muss deswegen nicht die ganze Kita in Quarantäne, sondern nur die Kohorte, die betroffen ist, denn wir haben hier nach wie vor ein strenges Hygienekonzept.“ Tiana Evertz hat sogar schon Anfragen aus Bad Segeberg und Lübeck bekommen, ob sie dort auch mit mobilen Teams zum Testen vorbeikommen könnte. Aus Kapazitätsgründen habe die Apothekerin abgelehnt. „Denn die Teams sind unterwegs, während der normale Betrieb in den Apotheken weiterlaufen muss“, erklärt Tiana Evertz. Insofern sei die Logistik eine große Herausforderung. Warum Tiana Evertz und ihre Kollegen die kommende Mehrarbeit dennoch auf sich nehmen? Lesen Sie auch Digitales Lernen: Jetzt sollen auch die Grundschüler iPads bekommen SPD-Politiker: Inzidenzen für Orte in Ostholstein veröffentlichen „Wir als Lübbers-Apotheke machen freiwillig bei dieser mobilen Test-Aktion mit, weil wir unseren Beitrag dazu leisten wollen, dass wir hier in Stockelsdorf möglichst sicher sind und schnell aus dem Lockdown und der Pandemie rauskommen.“ Von Doreen Dankert