Corona sei Dank: Ente brütet mitten auf dem Golfplatz

Noch hängt das „Platz gesperrt“ -Schild am Eingang zum Golfplatz Curau. Schon seit fünf Wochen. Klaus-Dieter Schmidt, Vizepräsident des Golfclub Curau (GCC), hatte – wie wohl die meisten der über 5000 Golfer auf den verschiedenen Anlagen in Ostholstein auch – fest damit gerechnet, dass das Golfen ab Montag wieder erlaubt sein würde. Auch wenn einige Bundesländer wie Mecklenburg-Vorpommern die Golfplätze schon am 20. April wieder aufmachen, so müssen sich die Golfer in Schleswig-Holstein nach aktuellem Stand der Dinge noch bis zum 4. Mai gedulden. Bis dahin jedenfalls hat die Ente mit ihrem Nest mitten auf dem Platz ihre Ruhe. Es sind keine Golfer unterwegs – und keine fliegenden Bälle. Diese Ruhe braucht diese Ente auch, denn in ihrem Nest ist sie schwer beschäftigt mit ihrem Gelege. Ungefähr zehn Eier brütet die Ente derzeit aus. Die Greenkeeper, die im Übrigen aufgrund des Spielverbots derzeit ebenfalls komfortable Arbeitsbedingungen haben, nehmen Rücksicht auf die werdende Entenmutter und lassen das Gras im Umkreis von einigen Metern um das Nest ungehindert sprießen. „Falls wir den Platz wieder aufmachen dürfen, bevor die Entenküken geschlüpft sind“, versichert Klaus-Dieter Schmidt, „dann werden wir den Teil des Platzes, wo die Ente brütet, absperren. Da wird dann einfach kein Golf gespielt.“ Greenkeeper arbeiten seit über vier Wochen ungestört: „Dass jetzt keine Golfer unterwegs sind“, erklärt der Chef-Greenkeeper Simon Nickisch, „bedeutet nicht, dass wir jetzt weniger Arbeit haben als sonst. Die vierköpfige Crew der Curauer Greenkeeper hat jeden Tag damit zu tun, auf dem 80 Hektar großen Areal den Rasen in Schuss zu halten, in unterschiedlicher Höhe zu mähen, biologisch zu düngen oder Hecken zu schneiden. „Wir haben jetzt aber den Vorteil, dass wir die riesigen Golfbahnen zur Zeit nicht mehr ganz früh am Morgen mähen müssen, wenn nur wenige Golfer da sind, sondern dass wir das jetzt am Nachmittag machen können, wenn normalerweise viel los ist.“ Der Platz müsse so bearbeitet werden wie immer. „Das ist eine Menge Arbeit“, sagt Simon Nickisch und gesteht, „dass man sich manchmal schon fragt, warum man das alles macht, wenn man weiß, dass eh kein Spieler kommt.“ Vorstand setzt Corona-Maßnahmen um: Aber es ist Land in Sicht für die Golfer – spätestens am 4. Mai soll es in diesem Bundesland soweit sein. Allerdings zu anderen Bedingungen. Zu Corona-Bedingungen: Allein oder maximal zu zweit. „Wir sind auf jeden Fall auf Standby“, sagt Klaus-Dieter Schmidt, „wir sind vorbereitet, das kann hier sofort losgehen, denn die Abstandsregeln kann man auf einem Golfplatz sowieso ganz einfach einhalten.“ Und im Speziellen werden die Corona-Maßnahmen angepasst. Am vergangenen Freitag wurde ein Startzeiten-Buchungsprogramm auf der GCC-Homepage installiert. Jeder, der auf dem großen Platz spielen will, muss sich in eine Startzeiten-Liste eintragen. „So haben wir immer den Überblick, wie viele Spieler und welche genau auf dem Platz sind“, sagt Schmidt. Gestartet wird im Abstand von zehn Minuten und maximal zu zweit. Üblich ist sonst eine Gruppe bis zu vier Spielern. Durch Corona wird das Maximum halbiert. Damit möglichst viele Spieler die Chance haben zu spielen, sind erst einmal nur neun Löcher erlaubt, sagt Klaus-Dieter-Schmidt. „Viel“ ist dabei relativ. Wenn jede der 18 Bahnen von jeweils zwei Spielern besetzt ist, dann sind auf dem Areal knapp 40 Spieler unterwegs. Im Durchschnitt hätte dann jeder Spieler zwei Hektar für sich. Clubhaus bleibt zu, Terrassenmöbel bleiben im Lager: Auf der Range wurde der Abstand zu den Abschlagmatten ausgemessen. „Von Matte zu Matte haben wir 3,10 Meter, also mehr als nötig“, sagt Schmidt. Doch es gibt noch mehr Maßnahmen – und zwar solche, die vorerst zumindest – die Geselligkeit und damit die Virenverbreitungsgefahr dämpfen sollen: Das Clubhaus bleibt verschlossen und damit auch der Getränkeautomat, die Terrassenbestuhlung bleibt im Lager, die WCs auf dem Platz bleiben verschlossen – nur die neben dem Sekretariat sind geöffnet, die Fahne beim Putten darf keiner anfassen und auf die übliche Begrüßung per Handschlag soll verzichtet werden. „Wenn der Platz wieder auf hat, dann wird hier nur Golf gespielt“, sagt Klaus-Dieter Schmidt, „hier ist nichts zum geselligen Zusammensitzen hinterher, wer fertig ist mit Golfen, fährt wieder nach Hause.“ Das sei nicht schön, sagt der Vizepräsident, „aber das ist alles besser, als überhaupt nicht Golf spielen zu dürfen. Am schlimmsten aber ist die Situation für unsere beiden Golflehrer, die bis dahin überhaupt gar keine Einnahmen haben.“ Für die werdende Entenmutter jedenfalls dürfte der Golfplatz Curau auch bei Spielbetrieb ein kleines Paradies bleiben, denn mit ihren Küken kann sie sich später einen von den sechs Teichen auf dem Platz aussuchen. Von Doreen Dankert

Curau - Ente brütet mitten auf dem Golfplatz