Musiker Bodo Wartke besucht Leibniz-Gymnasium in Bad Schwartau

2021 ist für den Künstler Bodo Wartke ein denkwürdiges Jahr – und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Am Leibniz-Gymnasium hat Bodo Wartke vor 25 Jahren sein Abitur gemacht –und seine Karriere als Klavierkabarettist mit gerade mal 19 Jahren mit dem ersten abendfüllenden Konzert gestartet. Sein Bühnenjubiläum fällt ausgerechnet in die Zeit der Corona-Pandemie, in der Bodo Wartke seit fast einem Jahr im Grunde zum Nichtstun verdammt ist. Trotz Lockdown ließ er es sich nicht nehmen, dorthin zurückzukehren, wo alles begann: an seine alte Schule. Wartke steht in der Aula und weiß noch ganz genau, wo damals der Flügel stand. Oben auf dem einen Podest war das. Anders als vor 25 Jahren hat Wartke das gesamte Gymnasium diesmal für sich ganz allein. Na ja, fast jedenfalls. Schulleiter Johannes Matlok, Musiklehrer Dirk Kelm, Hausmeister Olaf Graf und Schüler Kai Klindwort sind Gastgeber und stehen mit dem Musiker im großen Saal. Dort sind Besucher verboten. Immer noch. Singen auch. Und auch das ist denkwürdig. Klavierspielen ist aber erlaubt – allerdings ohne Publikum. Konzerte sind undenkbar. „Es ist schon sehr deprimierend, nicht auftreten zu können“, sagt Bodo Wartke, der mittlerweile in Berlin lebt und während eines Familienbesuchs nahe Hamburg einen Abstecher nach Bad Schwartau gemacht hat. Nach einem Rundgang durch die Aula setzt er sich an die Tasten. Klavierkabarett in Reimkultur – so bezeichnet Bodo Wartke seine Kunst der Unterhaltung: schmissige Lieder mit exzellent gereimten Texten voller Wortwitz, zu denen er sich selbst souverän am Klavier begleitet. Eine Kostprobe gibt er vor seinen Gastgebern, darunter der musikbegeisterte Schüler Kai Klindwort. Der Besuch von Wartke ist für ein Höhepunkt. „Ich freue mich so sehr, dass ich dabei sein darf, das ist ein kleines bisschen Kultur in einer Zeit, in der Kultur nicht stattfinden darf“, sagt der 15-Jährige. Lockdown ist existenzgefährdend: Wartkes letzter Auftritt war genau einen Tag vor Lockdown Nummer eins im März 2020 in Manheim. Also vor fast einem Jahr. Auch das ist denkwürdig. „Das ist wirklich existenzgefährdend, denn 80 Prozent der Einnahmen erfolgen durch Live-Auftritte“, sagt Wartke, „und ich habe wirklich Angst, weniger um mich, aber um die Leute, die für mich arbeiten.“ Der Musiker ist Chef einer eigenen Produktionsfirma. Er ist unabhängig. „Mir redet keiner rein und ich kann genau das machen, was ich will“, erklärt der Künstler. Eine Mischung aus Poesie, Politik, Prägnanz und einer persönlichen Note zeichnet seine Werke aus. Wartke hat das Talent, auf freundliche Art schonungslos zu sein. Davon könne man sehr gut leben, sagt er, „außer im Lockdown“. Physik für die Musik an den Nagel gehängt: Dass es eine Bühne und auch zahlungskräftige Besucher für Kabarett mit Klaviermusik gibt, das hat Bodo Wartke schon als Physikstudent nach Abitur und Zivildienst in Berlin erfahren. Während des Studiums, zu dem sich Wartke von seiner Familie überreden ließ, trat er nebenbei auf mit Liedern, die sich thematisch mit den Studentendemos beschäftigten. Schon bald kam das erste Engagement –daraufhin hängte Bodo Wartke die Physik zugunsten seiner Künstlerkarriere an den Nagel. Lesen Sie auch Bad Schwartau: Reparatur-Café startet digitale Sprechstunde Firma aus Bad Schwartau will Corona-Spucktest für alle auf den Markt bringen Lockdown Nummer zwei zwingt Bodo Wartke zur ernsthaften Überlegung, sich die Haare wachsen zu lassen, bis sie so lang sind, dass es für einen Zopf reicht. Der Künstler tritt seit einem Jahr nicht mehr auf. Seitdem sei er nicht mehr nur Gast zu Hause, wenn er von einer Tour kommt, „sondern ich verbringe jetzt ganz viel Zeit mit meinem Sohn und ich koche viel“, sagt der Künstler, „auf der einen Seite gewinne ich sehr viel, aber auf der anderen Seite verliere ich sehr viel.“ Digitale Privatkonzerte im Lockdown buchbar: Um sich gegen den Verlust seiner Karriere zu stemmen, hat Bodo Wartke um die Weihnachtszeit begonnen, Online-Privatkonzerte zu geben. Weil das gut lief, sind seine digitalen Darbietungen ab Mitte Februar wieder über die Internetseite www.bodowartke.de buchbar. Der Lockdown und Corona fördern auf gewisse Weise auch die Kreativität. Thematisch, so kündigt Wartke an, werde sich dieses beherrschende Thema auch in seinen Songs widerspiegeln. Er hofft auf die Jubiläumstour durch ein Dutzend deutscher Städte in der zweiten Hälfte dieses so denkwürdigen Jahres. „Wenn das dann wegen Corona immer noch verboten ist, dann wird die Tour verschoben“, erklärt Wartke, „aber sie kommt.“ Von Doreen Dankert