Reparatur-Café Bad Schwartau: Reparatur-Café startet digitale Sprechstunde

Seit einem Jahr sind die Türen des Reparatur-Cafés in Bad Schwartau geschlossen. Ebenso wie in über 800 anderen Cafés dieser Art im Rest der Landes auch. Dennoch soll die Aktion für Nachhaltigkeit mitten im harten Beschränkungs- und Kontaktverbot aus dem Dornröschenschlaf geholt werden. Gelingen soll das über den digitalen Weg mit Videoschalte ohne persönliche Kontakte. Am Montag, 1. Februar, geht es los. Etwa 50 Reparatur-Cafés aus ganz Deutschland wollen mitmachen. Auch das Reparatur-Café Bad Schwartau ist dabei. Besser gesagt – einige der ehrenamtlichen Reparateure, die sonst regelmäßig im Gemeindehaus der Kirchengemeinde Rensefeld ihr Talent zum Reparieren angeboten haben, um die Lebensdauer von defekten Geräten oder Gegenständen zu verlängern. „Und vielleicht nehmen an dieser Aktion ja auch Bürger aus Bad Schwartau und der Region teil“, sagt Rainer Grendel, Cheforganisator der vierteljährlichen Aktionen. Beratung in verschiedenen virtuellen Räumen: Funktionieren soll das mit Videokonferenzen in verschiedenen virtuellen Räumen, in denen jeweils der Ratsuchende und der Reparateur das technische oder mechanische Problem zu beheben versuchen. In die einzelnen virtuellen Räume wird man per Mausklick vom demjenigen geschickt, der die Besucher im virtuellen Café empfängt. Diesen Vorraum betrifft man über die Internetseite https://www.reparatur-initiativen.de/online-reparaturcafe. Erstellt hat die Videoplattform die Zentrale der Reparatur-Initiativen in München. Eine vorherige Anmeldung zur Teilnahme ist nicht erforderlich. Die Premiere ist für alle ein aufregender Tag. „Wir rechnen damit, dass es da ein paar Anlaufschwierigkeiten geben könnte“, sagt Rainer Grendel, „wir müssen erst mal Erfahrungen mit dem digitalen Weg der Reparatur sammeln und werden dann von Sprechstunde zu Sprechstunde technisch nachbessern.“ Wichtig sei, dass die Idee des Reparatur-Cafés durch den langen Lockdown nicht in Vergessenheit gerät. In Bad Schwartau hatte das Reparatur-Café vor ziemlich genau sechs Jahren Premiere und hat sich im Laufe der Jahre spürbar wachsender Beliebtheit und Nachfrage erfreut. „Und weil wir nicht wissen, wann wir im realen Leben wieder starten können“, sagt Grendel, „machen wir es jetzt digital.“ In der analogen Version hat der Reparateur selbst Hand angelegt beim defekten Gegenstand. In den digitalen Version muss das der Besucher des Reparatur-Cafés tun und dabei den Anweisungen des Reparateurs folgen. Wenn es weitergeht im realen Leben, dann – das ist laut Rainer Grendel schon beschlossene Sache – wird ein neues Reparatur-Café hinzukommen, das abwechselnd in Pansdorf, Sereetz und Ratekau Besucher empfängt. Zu folgenden Zeiten findet die digitale Reparatur-Sprechstunde statt: 1. Februar (Montag):19-21 Uhr 2. Februar (Dienstag):19-21 Uhr 3. Februar (Mittwoch):19-21 Uhr 4. Februar (Donnerstag):19-21 Uhr 5. Februar (Freitag):19-21 Uhr 6. Februar (Sonnabend):14-16 Uhr Über https://www.reparatur-initiativen.de/online-reparaturcafe ist eine Videokonferenz eingerichtet. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Bitte zur Reparatur neben dem defekten Gegenstand auch vorhandene Schaltpläne, Werkzeug sowie gegebenenfalls Reinigungsutensilien bereithalten. Wer das digitale Café besuchen will, muss allerdings ein paar technische Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehören eine stabile Internetverbindung sowie ein Computer oder Laptop mit Webcam, Lautsprechern und Mikrofon. Eine Teilnahme mit Tablet oder Smartphone ist ebenfalls möglich. Über die Kamera können Gäste den Defekt an ihrem Gegenstand von zu Hause zeigen und beschreiben. Die Reparaturhelfer versuchen, eine Ferndiagnose zu erstellen und überlegen zusammen mit dem Gast, ob und wie eine Reparatur gelingen kann und begleiten den Reparaturversuch des Gastes mit Know-How und Tipps aus der sicheren Distanz. Alltagsgegenstände sollen vor dem Wegwerfen bewahrt werden: Die Online-Variante der beliebten Reparaturcafés ermutigt zum Reparieren und ermöglicht es dadurch, kaputte Alltagsgegenstände vor dem Wegwerfen zu bewahren. Bei folgenden Defekten ist eine Ferndiagnose und „Heim-Reparatur“ sinnvoll: generelle Bedienfehler, mechanische Defekte, Elektroreparaturen an Geräten mit weniger als 230V-Netzspannung, Textilreparatur, Klebehilfe bei Bruchstellen und ähnliche Reparaturen, die mit im Haushalt vorhandenen Werkzeug, etwas Geschick und kreativer Beratung vorgenommen werden können. Ehrenamtliche Reparateure aus rund 50 Reparatur-Initiativen stehen als Berater an den sechs Tagen der Aktionswoche zur Verfügung. „Da kann es dann sein, dass ich selbst aus dem südlichen Ostholstein einen Besucher berate, der aus Stuttgart ist und umgekehrt“, sagt Rainer Grendel, „aber wichtig ist nur, dass wir eben einen anderen Weg finden, Bürgern zu helfen, bis es wieder erlaubt ist, sich im realen Reparatur-Café zu treffen.“ Lesen Sie auch Massenansturm verhindern: Ab Ostern neue Corona-Regeln für Tagestouristen? Bad Schwartau: Polizeistation und Streifenwagen mit Steinen beworfen Und wenn das soweit ist, so glaubt Grendel, „werden wir wieder großen Zulauf haben, denn dieses Café hat auch einen soziale Aspekt mit Kaffee, Kuchen und Klönen – und das vermissen die Leute auch.“ Auch Mitglieder des Reparatur-Cafés Bad Schwartau beteiligen sich an der Aktion und freuen sich, ihre Gäste trotz ausfallender Veranstaltungen in diesem neuen Format wiederzusehen. Ob der Lockdown bisher zur Nachhaltigkeit beigetragen hat? Für sauberere Luft durch deutlich reduzierten Flugverkehr war das gut, sagt Grendel, „aber weil die Leute beim Reisen und bei Kultur viel Geld gespart haben, wurden eben auch viele Neuanschaffungen getätigt bei Geräten und Gegenständen, die nicht einmal defekt waren.“ Von Doreen Dankert