Stockelsdorf plant neues Baugebiet und erlaubt Lückenbebauung

Stockelsdorf soll und wird weiter wachsen. Die Weichen dafür wurden bei der jüngsten Bauausschusssitzung in der Großsporthalle gestellt. Zutritt gab es nur mit Maske und durch einen Hygiene-Parcours mit automatischem Temperatur-Scanner und Desinfektionssäule. Auch etliche Bürger nahmen das in Kauf, denn immerhin ging es am Mittwochabend auch um die Frage, ob den Bauabsichten von Bürgern in den B-Plänen 89 und 90 – also die Bereiche Morier Straße und Lohstraße – durch eine Veränderungssperre erst einmal ein Riegel vorgeschoben wird. Bis zu 150 neue Wohneinheiten in Lohstraße: Verdichtung der Wohnbebauung lautet hier das Stichwort. Und da Wohnraum knapp und begehrt ist und Immobilien in Zeiten der Nullzinspolitik eine handfeste Geldanlage bedeuten, ist das Interesse vieler privater Investoren vorhanden, ihr Grundstück zu versilbern oder selbst zu bebauen. Und in den beiden genannten B-Plan-Gebieten wäre ein Menge möglich, erklärte Bauamtsleiter Dieter Rodewald. In der Lohstraße könnten durch Nachverdichtung rund 150 neue Wohneinheiten entstehen, im Bereich der Morierstraße weitere 60 bis 80 Wohneinheiten. Etliche Bauanträge würden bereits vorliegen. Doch eigentlich war es das Ziel seitens der Verwaltung, die Bautätigkeit in diesem beiden Bereichen erst einmal zu stoppen, jeweils einen B-Plan zu erstellen und damit baulichen Wildwuchs zu verhindern. Diesbezüglich gab es reichlich internen Diskussionsbedarf in den Fraktionen. Steigender Stellplatzbedarf ist das Problem: Warum die Verwaltung diesbezüglich auf die Bremse drücken will, machte Dieter Rodewald deutlich: „Wir sind weiß Gott nicht dagegen, dass hier noch gebaut wird, denn wir sind sowieso kreisweit die einzige Kommune, die noch wachsen wird. Aber wir schlagen vor, sich anzusehen, was infrastrukturell noch machbar ist.“ Hier kommt das nächste Stichwort ins Spiel: Stellplätze. Sowohl die Lohstraße als auch die Morier Straße sind diesbezüglich bereits jetzt schon Problemfälle. Denn wenn die Verdichtung von Wohnbebauung in diesen Bereichen vorgenommen wird, „dann wird sich das Problem der Stellplätze noch einmal akut verschärfen“, erklärte Rodewald, der dran erinnert, dass das auch im Zusammenhang steht mit Zufahrten von Feuerwehr oder Rettungswagen im Notfall. „Und wie schwierig die Stellplatzsituation jetzt schon häufig in diesen Straßen ist“, sagte Rodewald, „das wissen wir alle, denn wir kennen diese Straßen.“ „Über eine Veränderungssperre kann man nicht alles regeln“, warb Rodewald für die Zustimmung zu dieser Sperre, „aber ein paar Grundzüge kann man schon regeln.“ Vor allem CDU und Grüne zeigten sich nicht bereit, die Schaffung von weiteren Wohneinheiten auszubremsen. Die Sozialdemokraten folgten hingegen dem Vorschlag der Verwaltung. Nach der Abstimmung, die in beiden Fällen mit neun Nein-Stimmen zu sechs Ja-Stimmen gegen eine Veränderungssperre ausgegangen und mit Applaus aus den Reihen der Bürger bedacht worden ist, muss die Verwaltung also ihren Fuß wieder vom Bremspedal in Sachen Lückenbebauung nehmen. Neues Wohngebiet mit 111 Wohneinheiten geplant: Anders sieht es in dem geplanten Neubaugebiet namens Franzhörn aus, das in unmittelbarer Nachbarschaft zum Wohngebiet Bohnrader Weg entstehen soll. Da es hier noch gar keinen konkreten Plan gibt, sondern erst einmal nur ein Konzept, kann die Sache mit den Stellplätze von vorneherein geregelt werden. „Bei den Verträgen mit den Investoren werden die Stellplätze gleich mit festgehalten“, erklärte Rodewald, „die Stellplätze sind nämlich ein wichtiger Bestandteil des Konzepts.“ Die Aufgabe der Ausschussmitglieder war es, das Konzept zu beschließen und damit auf den Weg zu bringen. Die Detailplanung folgt dann später. „Und dann geht es auch darum, zu beschließen, wie viele Wohneinheiten es genau sein sollen“, sagte Rodewald, „denn je weniger Wohneinheiten, umso weniger Stellplätze braucht man.“ Interessierte Investoren würde es bereits geben, so Rodewald. Das aktuelle Konzept sieht vier Mehrfamilienhäuser mit jeweils elf Wohneinheiten, drei Mehrfamilienhäuser mit jeweils 16 Wohneinheiten im mittleren Bereich und zwei Reihenhausanlagen mit jeweils sieben Wohneinheiten vor. Zudem sind auch Flächen für Einzelhausbebauung vorgesehen. Insgesamt könnten hier 111 Wohneinheiten in den nächsten Jahren entstehen. Dieses städtebauliche Konzept wurde per Beschluss einstimmig auf den Weg gebracht. Dadurch könnten in den kommenden Jahren in Stockelsdorf in den drei genannten Gebieten bis zu knapp 350 neue Wohneinheiten entstehen. Von Doreen Dankert

Stockelsdorf – 350 neue Wohneinheiten - Stockelsdorf plant neues Baugebiet und erlaubt Lückenbebauung