Treffen auf dem Spielplatz statt im Stadtteilzentrum

Kinderlachen schwirrt durch die Luft, manchmal Gejohle. Ab und an sorgt ein ermahnender Ruf für kurzzeitige Beinahe-Stille. Es ist was los auf dem Spielplatz Schmiedekoppel an diesem Mittwochnachmittag, das hört sofort, wer sich nähert.15 Kinder toben herum, auf den Bänken sitzen einige Mütter. Sie haben heute wenig zu tun, denn die Stadt veranstaltet auf dem Gelände zum ersten Mal einen Kinder- und Jugendtreff. Zwei Mitarbeiter der Stadtjugendpflege sind ebenso vor Ort wie ein zweiköpfige Team von der Firma Ostseeanimation – zum Auftakt finanziert von der Bruhn-Stiftung. Mit dabei haben sie allerhand großformatige Spiele, eine Slackline und viel Geduld. Die Kinder dürfen mitspielen, aber sie müssen nicht. „Diese Auftaktveranstaltung ist der Startschuss für mehr Jugendarbeit“, kündigt Bürgermeister Uwe Brinkmann an, der zusammen mit dem zuständigen Amtsleiter Timo Michaelsen vorbeigekommen ist, um sich den neuen mobilen Treff anzuschauen. „Räumlich sind wir begrenzt“, erklärt der Bürgermeister, dieser Treff sei eine Möglichkeit, mit vorhandenen Mitteln schnell Abhilfe zu schaffen. Zudem wurde die Kirchengemeinde Cleverbrück ins Boot geholt, „die hier bereits hervorragende Arbeit leistet“, wie Brinkmann betont. Bei Bedarf kann der Jugendtreff auf das gegenüberliegende Gelände der Gemeinde verlegt werden. „Wir freuen uns, dass endlich etwas passiert“, sagt Pastorin Gesa Paschen. Das Warten auf passende Räumlichkeiten sei so zäh gewesen, „jetzt geht es endlich voran“. Der Kinder- und Jugendtreff findet ab sofort jeden zweiten Mittwoch – das nächste Mal am 6. Juni – von 15 bis 18 Uhr auf dem Spielplatz in der Schmiedekoppel statt. Ein „aufsuchendes Angebot“, wie Bürgermeister Uwe Brinkmann es nennt. Das rote Jugendmobil fährt zuvor durch die Straßen, um die Kinder und Jugendlichen an den Treff zu erinnern. „Mit dem Kinder- und Jugendtreff führen wir zugleich eine Bedarfsanalyse durch“, erläutert Birte Engels-Rettig, Koordinatorin der Jugendarbeit in Bad Schwartau. Die Verantwortlichen der Stadt wollen herausfinden: Was wollen die Jugendlichen im Stadtteil eigentlich? Parallel begleiten zwei Hamburger Experten, ein Professor der katholischen Hochschule mit jahrelanger Erfahrung in der Jugendarbeit und ein Professor für Erziehungswissenschaften, die Entstehung einer neuen Stadtteilarbeit. „Mit den externen Beratern und der Expertise im Haus können wir eingefahrene Wege verlassen“, hofft Bürgermeister Uwe Brinkmann. Noch in diesem Jahr soll gemeinsam ein Konzept entwickelt werden, „das wir in 2019 implementieren“, so Brinkmann. Erstmal müsse jedoch bekannt werden, dass in Cleverbrück etwas Neues stattfindet. An diesem Nachmittag verbreitet sich die Nachricht ausgezeichnet. Tobten anfangs 15 Kinder herum, versuchen sich später 20 Jungen und Mädchen an den Spielen, dann sind es fast 30. Axel Gieseler, der für die Bruhn-Stiftung vor Ort ist, möchte allen ein Eis spendieren. Die erste Fuhre reicht nicht, er muss nachkaufen. „Es ist wichtig, dass gerade hier etwas passiert“, sagt Gieseler. Das Stadtteilzentrum in der Hauptstraße war seit März 2012 Anlaufstelle in Cleverbrück. Im März dieses Jahres hatte Bürgermeister Uwe Brinkmann die Kündigung des Mietvertrags zum 31. Mai bekannt gegeben. Offizieller Grund: nicht beseitigter Schimmelbefall. Die Vermieterin gab jedoch an, nicht über Schimmel im Gebäude informiert worden zu sein. Die Politiker waren empört, da die Schließung des Stadtteilzentrums nicht mit ihnen abgestimmt worden war. Ilka Mertz

Bad Schwartau - Treffen auf dem Spielplatz statt im Stadtteilzentrum