ADFC-Fahrradklima-Test: Geesthacht besser als Mölln und Lauenburg

Rollt man mit Freude über die Straßen seiner Stadt oder ist das Radfahren in den lauenburgischen Städten mit Ärger und Stress verbunden? Sind die Radwege breit genug und sind Radverkehr und öffentlicher Personennahverkehr gut miteinander verknüpft? Das sind Fragen, die der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) noch bis zum 30. November unter www.fahrradklima-test.de stellt. Diese Daten können eine Grundlage für zu beantragende Fördertöpfe sein, die seit September in Aussicht stehen und den Radverkehr verbessern sollen. Der ADFC zeigt die Ergebnisse des aktuellen Fahrradklimatests (2018) online. Die Stadt Mölln etwa, die seit einigen Jahren an einem klimafreundlichen Verkehrskonzept und an der Planung eines Fahrradschnellweges arbeitet, schneidet darin mit der Note „ausreichend“ ab. Land gibt 55 Millionen für mehr Radverkehr aus: „Das Land Schleswig-Holstein und der Bund drehen bei der Radverkehrsförderung jetzt richtig auf. Da ist es gut, wenn wir ein möglichst flächendeckendes, aktuelles Bild haben, wo die Stärken und Schwächen beim Radverkehr liegen, und wo der Handlungsbedarf und die Notwendigkeit für Fördermittel am größten sind“, erklärt Thomas Möller, Landesvorsitzender des ADFC. Er hofft auf eine hohe Teilnahmequote. Ziel der im September beschlossenen Radstrategie Schleswig-Holstein 2030 sei es, den Radverkehrsanteil bis 2030 von bisher 13 Prozent auf 30 Prozent zu erhöhen und im gleichen Zeitraum die Zahl der Unfälle zu halbieren. Das Land habe dazu in den kommenden zwei Jahren über 55 Millionen Euro eingeplant. Der Bund stelle im Rahmen des Klimaschutzpakets in den nächsten Jahren 900 Millionen Euro zusätzlich für den Radverkehr zur Verfügung. Trotz klammer Kassen, bedingt durch die Coronapandemie, fordern die Möllner Grünen in einer Pressemitteilung von Freitag, dass im Haushalt ausreichend Geld für den Klimaschutz ausgegeben wird. Laut Regina Hälsig habe ihre Partei bereits im Sommer erreicht, dass 200 000 Euro für Instandsetzung und Bau von Radrouten im Investitionsplan für den Haushalt 2021 aufgenommen werden. Die Grünen fordern, dass die Stadt Mölln zur Fördermittelsuche für bessere Rad- und Fußwege Experten beschäftigt. Ebenso fordert die Partei einen konsequenten Herbst- und Winterdienst auf Radwegen und mehr Geld für Carsharing. Die Anträge auf Fördermittel und ein konsequenter Herbst- und Winterdienst auf den Radwegen seien am Donnerstagabend im Bauausschuss beschlossen worden. „Mölln hat einstimmig den Klimanotstand ausgerufen, das muss jetzt mit Taten untermauert werden. Diese Haushaltsansätze helfen, den Klimaschutz in Mölln besser umzusetzen und Mölln nachhaltiger zu gestalten“, sagt Hälsig. Geesthacht und Büchen vor Lauenburg und Mölln: Mölln erreichte im vergangenen Fahrradklima-Test bei der Bewertung nur die „Schulnote“ 4,2 und den hinteren Platz 157 von 186 bei den teilnehmenden Städten im Bundesgebiet. Besonders negativ fielen auf: holprige und unebene Radwege, kaum Winterdienst auf Radwegen, ungünstige Erreichbarkeit des Stadtzentrums. Landesweit landete Mölln auf dem Platz 18 von 26 bei Städten in der gleichen Größenordnung. Jedoch ist diese Befragung nicht repräsentativ. In Mölln hatten sich 2018 nur 59 Radfahrer an der Umfrage beteiligt. Noch schlechter als Mölln schnitt zuletzt Lauenburg (Note 4,4, Rang 179) ab. Besser sieht es hingegen in Büchen aus: Note 3,5, Rang 39. Auch Geesthacht schnitt vergleichsweise gut ab in den Bewertungen der Radfahrer: Note 3,7, Rang 106 in der entsprechenden Städte-Größenordnung. Auch Ratzeburg landete vor Mölln. Dort vergaben die Radler eine Note von 3,8. Die Inselstadt landete auf dem Platz 95. Schwarzenbek wurde nicht bewertet. Wo kommen Kinder sicherer per Rad zur Schule? Die Fragen waren dabei vielschichtig. Nach Komfort, Familienfreundlichkeit und nach Sicherheit der Fahrradfahrer wurde gefragt. Eine Frage etwa: „Kann man selbst Kinder im Grundschulalter ohne schlechtes Gewissen allein Rad fahren lassen?“ Hinsichtlich dieses Kriteriums vergaben die Lauenburger Radler die Schulnote 4,6, die Möllner Radler eine 4,5, die Ratzeburger eine 3,9, die Geesthachter eine 3,7 und die Teilnehmenden in Büchen immerhin eine 3,6. Dass Mölln und Lauenburg in der Umfrage bisher eher schlecht abschnitten, hat zum Teil mit der historischen Altstadt zu tun. Dort gibt es schmale Gassen, in denen Radwege schwer integriert werden können. Und das historische Kopfsteinpflaster wird vielerorts erhalten. Fahrradschnellweg lässt auf sich warten: Was die Erreichbarkeit der Innenstadt betrifft, so hat etwa Mölln noch viel Potenzial nach oben. Das Projekt eines seit Jahren geplanten und von der Mehrheit der Politik gewünschten durchgängig befahrbaren Fahrradschnellweges kam immer wieder ins Stocken und wurde nur streckenweise verwirklicht. Auf den Hauptverkehrsadern vom Süden in Richtung Innenstadt wie Wasserkrüger Weg, Gudower Weg und Grambeker Weg gibt es weite Strecken ohne Radwege. Sie werden stellenweise nur mit gestrichelten Linien markiert. Da am Straßenrand Autos parken dürfen, ist die Straße oft so eng, dass die Kraftfahrzeuge häufig auf dem gezeichneten Radweg fahren. Was die Möllner Hauptstraße betrifft, könnten Radler Hoffnung in den Umbau in den kommenden Jahren setzen. Hohe Kantsteine und Parkplätze sollen verschwinden. Radler, Fußgänger und Autos sollen sich den vorhandenen Raum rücksichtsvoll teilen. Lesen Sie auch: ADFC Lübeck schlägt elf neue Fahrradstraßen vor Lübeck: Lärmschutzwand der Wakenitzbrücke wird auf Radweg gebaut ADAC testet Radrouten: Kiel schneidet am besten ab – Viele Radwege mangelhaft Mölln investiert zu wenig in Straßen: Verfall der Hauptstraße droht ADFC ruft Radler zum Mitmachen auf: Im Kreis Herzogtum Lauenburg haben in der laufenden Umfrage bisher nur Lauenburg und Büchen die erforderliche Teilnehmerzahl von 50 beim Fahrradklima-Test erreicht. Geesthacht, Mölln und Ratzeburg waren beim letzten Durchgang 2018 in der Wertung. „Sie könnten nun feststellen, ob es inzwischen Fortschritte gegeben hat. Auch in Schwarzenbek und Wentorf ist das Fahrrad ein wichtiges Verkehrsmittel“, so ADFC-Kreissprecher Ekkehard Gertig. Von Florian Grombein