AWSH: Müllabfuhr in Stormarn und dem Herzogtum Lauenburg wird teurer

Die für die beiden Kreise Herzogtum Lauenburg und Stormarn zuständige Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) drückt es wie gewohnt sachlich aus: In 2021 kommt es zu deutlich steigenden Aufwendungen, im Wesentlichen verursacht durch Markt- und Mengenentwicklungen sowie geänderte Vertragslagen. Für den Verbraucher bedeuten diese geänderten Rahmenbedingungen vor allem eines: steigende Kosten für die Müllabfuhr. Während beim Restabfall die Entgelte für die beliebtesten Tonnen im Lauenburgischen durchschnittlich um die drei Prozent oder umgerechnet etwa 3,18 Euro im Jahr steigen, erhöhen sich beim Bioabfall die Kosten um mehr als 38 Prozent – eine Erhöhung, die pro Monat gerade einmal 17 Cent bedeutet. Das geht aus der Tarifordnung hervor, die am kommenden Montag im Haupt- und Innenausschuss des Kreises beraten wird. Da die Rahmenbedingungen gleich sind, werden sich auch in Stormarn die Entgelte ähnlich entwickeln, heißt es. Immer mehr Müll muss verbrannt werden: Die Gründe für die Erhöhungen sind vielfältig. Ein Grund seien die steigenden Abfallmengen aufgrund der „steigenden Einwohnerzahlen“ und des „starken wirtschaftlichen Wachstums in den beiden Kreisen“. So reichen die vertragsgemäß vereinbarten Verbrennungskapazitäten von 93 000 Tonnen zu einem Tonnenpreis von um die 50 Euro im Müllheizkraftwerk Stapelfeld für die Rest- und Sperrmüllmengen sowie gewerblichen Abfälle in beiden Kreisen nicht mehr aus. Und für jede Tonne mehr muss die AWSH 115 Euro zahlen. „In der Vergangenheit konnten wir das vor allem in Stormarn vorhandene Wachstum teilweise noch durch die freien Kapazitäten in der für das Lauenburgische kalkulierten Abfallmengen ausgleichen“, sagt AWSH-Geschäftsführer Dennis Kissel. Das werde 2021 jedoch deutlich anders aussehen. Für das Lauenburgische rechnet die AWSH bei der Entgeltkalkulation mit einem Restmüllaufkommen von 23 927 Tonnen. Hinzu kommen kalkuliert 7455 Tonnen Sperrmüll, von dem etwa die Hälfte thermisch verwertet, also verheizt, werden kann. Kaum noch Erlöse für Wertstoffe: Beim Bioabfall ist die Situation ähnlich. Die Abfallpolitik sorgt dafür, dass immer mehr getrennt wird und damit die Biotonne immer stärker genutzt wird. So stark, dass die anfallenden Mengen inzwischen die Kapazität der Bioabfall-Kompostieranlage in Trittau überschreiten. In Trittau werden bei der Firma Buhck getrennt gesammelte Bioabfälle aus privaten Haushalten sowie Grünabfälle nach einer Vorbehandlung in einem speziellen Kompostierverfahren (Herhof-Technik) zu Kompost verarbeitet. Für die Bewältigung der Mehrmengen werden bereits seit 2019 Vergärungsanlagen in Lübeck und Schwerin genutzt – mit entsprechend höherem finanziellen Aufwand. Im kommenden Jahr rechnet die AWSH allein für das kommende Jahr mit gut 20 900 Tonnen Bioabfall aus privaten Haushalten. Aber auch steigende Lohnkosten treiben die Abfallentgelte in die Höhe. Ein Faktor, der sich in der Vergangenheit entlastend auf die Müllentgelte ausgewirkt hat, war die Vermarktung von gesammelten Wertstoffen zum Recycling. Doch dieser Markt für Sekundärrohstoffe ist im vergangenen Jahr zusammengebrochen – oder wie es die AWSH diplomatisch ausdrückt: hat sich deutlich negativ entwickelt. Kunden bekommen Geld für Altpapier: Für Altkleider und Altholz seien am Markt derzeit keine Erlöse erzielbar, heißt es von der AWSH. Die Erlöse für Elektroschrott, Metallschrott und Kunststoffe seien ebenfalls deutlich gefallen. „Diese Entwicklung führt zu deutlichen Mindererlösen. Zudem hat die negative Erlösentwicklung Auswirkungen auf die Kosten der Sperrmüllsortierung und der Verwertung der Inhalte der Wertstofftonne. Aufgrund der sinkenden Erlöse steigen hier die Aufwendungen“, heißt es von der AWSH. Immerhin bekommt der AWSH-Kunde für das abgegebene Papier und Pappe aus der Blauen Tonne noch 29 Cent im Monat gutgeschrieben. Unterm Strich bedeutet das, dass die Kosten für die Leerung der mit Abstand beliebtesten Mülleimer, der 60-Liter und der 80-Liter-Tonne, im Lauenburgischen bei 14-tägiger Leerung um 2,63 und 3,4 Prozent steigen sollen. Aufs Jahr gerechnet wären das Mehrkosten für die Kunden von 2,40 und 3,96 Euro. Biotonne soll möglichst günstig sein: Deutlich höher – zumindest prozentual – fällt die Erhöhung bei der Biotonne aus. Um mehr als 38 Prozent steigen durch die geplante Erhöhung die Kosten von 44 Cent auf 61 Cent pro Monat für die Standard-Biotonne. Die vorschriftsmäßige und schädlingssichere Entsorgung unter anderem auch von Essensresten kostet die Kunden damit im Jahr bei dieser Tonnenvariante künftig 7,32 Euro im Jahr. Ein Entgelt, das trotz der Anpassung in dieser Höhe landesweit weiterhin seinesgleichen suchen dürfte. Seit Jahren ist es die von den Kreisen getragene Tarifpolitik der AWSH, die Biotonne möglichst günstig und damit attraktiv zu machen. Die genauen Entgeltvorschläge für den Kreis Stormarn sollen in den nächsten Tagen veröffentlicht werden. In der Tendenz werden sie sich nicht wesentlich von der Entwicklung im Lauenburgischen unterscheiden. Von Holger Marohn