Alltagsengel Ute Andresen hilft Menschen mit Behinderung beim Lesen

In unserem Alltag gehört es zu den Selbstverständlichkeiten, im Erwachsenenalter lesen und schreiben zu können. Wichtige Techniken, die zum Leben gehören, ohne das über diese Fähigkeit besonders nachgedacht wird. Menschen mit Behinderungen mangelt es oft an diesen Grundkenntnissen. Eine Motivation für Ute Andresen, sich seit 2008 für Männer und Frauen besonders nachhaltig einzusetzen, die diese Defizite haben. „Ich war 42 Jahre lang Lehrerin, zuletzt an der Bertha-von-Suttner-Schule in Geesthacht 2. Konrektorin. Unterrichten liegt mir und Wissen weiterzugeben, ist etwas Schönes,“ sagt die überzeugte Ehrenamtlerin. Sie arbeitet in den Werkstätten des Lebehilfewerkes in Geesthacht mit Schülern, die einen hohen Förderbedarf haben, die verhaltensauffällig sind oder durch Mehrfachbehinderungen ein besonders großes Handicap meistern müssen. Frei gestalteter Lehrplan gefällt der Ehrenamtlerin: Andresen: „Meine jüngste Schülerin ist 25 Jahre alt, die älteste 50 Jahre. Was alle in den beiden Gruppen eint, die ich betreue, ist das Lernen wollen. Lesen und schreiben können ist ihnen wichtig. Da gibt es dann schon Unterschiede zu den Schülern in der Regelschule.“ Auch der völlig freie, von ihr gestaltete „Lehrplan“ für ihre Schützlinge gefällt ihr. In den wöchentlichen vier Schulstunden vermittelt sie nicht nur Grundkenntnisse des Schreibens und Lesens, sie bespricht auch aktuelle Themen wie Fußballmeisterschaften oder die Aktionen rund um die Klimaveränderungen mit ihren Schülern. „Diesen freundlichen Menschen zu helfen, bringt einfach Spaß“: Sich im wohlverdienten Ruhestand den Anforderungen einer, wenn auch sehr kleinen Klasse, zu stellen, erfordert doch mitunter starke Motivation. Welchen Nährboden hat ihr Engagement? „Das ist ganz einfach. Die Menschen in diesen Einrichtungen sind so freundlich und friedlich, da spüre ich den Willen, mitzuarbeiten ganz stark. Das macht einfach Spaß,“ begründet die 77 Jahre alte Geesthachterin ihren Einsatz. Sie hat nicht nur eine junge Stimme, sondern bleibt auch mit ihrer unkonventionellen Tätigkeit munter, fit und jung, wie sie meint. Stillstand ist nichts für sie. Deshalb suchte sie sich nach ihrer Pensionierung auch gleich ein Ehrenamt, in dem sie bedürftigen Menschen zur Seite steht. Hobbys hat Andresen, die nach dem Zweiten Weltkrieg von 1944 bis 1966 in Dänemark gelebt hat, auch: Rudern und Segeln gehören zu ihren Steckpferden, wie auch die Literatur. Und das Glück, lesen und schreiben zu können vermittelt sie auch als ehrenamtliche Lesepatin in einem Geesthachter Kindergarten. Eben ein Alltagsengel mit besonderen Fähigkeiten und einer großen Portion Menschlichkeit. Von Brigitte Gerkens-Harmann

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