Angst um 165 Jobs bei LMT in Schwarzenbek

„Mit dem Abbau globaler Überkapazitäten treiben wir unsere Maßnahmen zur Verbesserung der operativen Effizienz und Kostenführerschaft weiter voran und reagieren gleichzeitig auf veränderte Bedingungen in der verarbeitenden Industrie“, ließ sich CEO LMT Tools Daniel Ehmans Anfang Februar in einer Unternehmensmitteilung zitieren. Von europaweit 240 Jobs in der Gruppe war damals die Rede. Während einer Betriebsversammlung wurde das wenig später nach Betriebsratsangaben auf 150 Jobs in Deutschland, also die Standorte Schwarzenbek und Lahr betreffend, konkretisiert. Die LMT Group ist eine Management-Holding ist eine Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Oberkochen im Ostalbkreis in Baden-Württemberg. Der größte Produktions- und Technologiestandort ist Schwarzenbek bei Hamburg. Dort übernahm LMT 2009 die Firma Wilhelm Fette. Die Firma war 1908 in Altona gegründet worden und nach dem Krieg nach Schwarzenbek gezogen. Mit rund 1000 Mitarbeitern ist Fette mit den Sparten Werkzeugherstellung (Tools) und Tablettiermaschinen (Compacting) größter Arbeitgeber der Region. Zur LMT Tools Gruppe gehören der Automobil-, Luft- und Raumfahrtzulieferer LMT Belin/Frankreich, der Werkzeughersteller LMT Fette in Schwarzenbek, der Werkzeughersteller für Zerspanungsaufgaben LMT Kieninger mit Sitz in Lahr im Schwarzwald sowie der Hartmetallfräser-Entwickler und -Produzent LMT Onsrud im US-amerikanischen Bundesstaat Illinois. In Europa gibt es außerdem Niederlassungen und Servicestandorte neben Deutschland und Frankreich auch in Spanien, Russland, der Tschechischen Republik und Rumänien. Weltweit beschäftigt die LMT-Gruppe etwa 2300 Mitarbeiter, 1200 gehören zu LMT Tools. Europaweit hat LMT Tools 640 Mitarbeiter. Und nun scheint klar zu sein, was das für den Standort Schwarzenbek bedeutet. Wie bereits am 1. Dezember aus Betriebsratskreisen bekannt wurde, soll die Umstrukturierung bei LMT Tools allein am Standort Schwarzenbek 105 Jobs betreffen – von 243 Arbeitsplätzen bei LMT Tools in Schwarzenbek. In der Werkzeugsparte LMT Tools arbeiten in wiederum verschiedenen Tochterfirmen europaweit 640 Menschen, weltweit sind es etwa 1200. Wie aus einem den LN nun vorliegenden Papier hervorgeht, sollen von den 105 im Vergleich zum 1.1.2019 mindestens 30 betriebsbedingt gekündigt werden. 47 Mitarbeiter sollen außerdem zu einem freiwilligen Wechsel in eine Transfergesellschaft bewegt werden. 28 Mitarbeiter zusätzlich werden LMT Tools danach bis Ende 2021 ohnehin verlassen. „Die Anzahl der betriebsbedingten Kündigungen steht in Abhängigkeit zum Erfolg des Freiwilligenprogramms“, heißt es in der den LN vorliegenden Liste mit dem Logo LMT Fette, einer Tochter von LMT Tools. Betriebsräte weichen Nachfragen aus: Die Entlassungen und „freiwillige“ Übergänge in eine Transfergesellschaft gehen danach durch alle Unternehmensbereiche der Produktion bei LMT Tools beziehungsweise genauer LMT Fette. Neben den Bereichen Zerspanungsmechaniker (49 Positionen) und Administration (22) sind genauso auch Führungskräfte (6) und Mitarbeiter mit Hilfstätigkeiten (10) aufgelistet. Eine Stellungnahme zu den Umstrukturierungen war vom zuständigen Betriebsrat am Donnerstag nicht zu bekommen. Es wurde auch in Bezug auf einen möglichen Stellenabbau bei LMT Shared Services, die Rede ist von bis zu 60 Stellen bis Ende September 2021 zusätzlich zu den 105 beim LMT Tools wegfallenden Jobs, auf den Konzernbetriebsrat verwiesen. Martin Plucinski, Konzernbetriebsrat und in dieser Funktion auch Aufsichtsratsmitglied der LMT Group, verwies wiederum auf die zuständigen Betriebsräte der LMT Töchter. Von den 105 bei LMT Tools wegfallenden Jobs wisse er nichts, teilte Plucinski schriftlich mit. Was passiert mit Shared Services? Auf Anfrage teilte die LMT-Unternehmenskommunikation mit, dass zum „derzeitigen Zeitpunkt noch keine Informationen vorliegen“. Grundsätzlich bestätigt hatte das Unternehmen den geplanten Jobabbau aber bereits Anfang des Jahres. Aus dem gewöhnlich sehr gut informierten Schwarzenbeker Umfeld der Firma werden die 105 wegfallenden Jobs hingegen bestätigt – auch wenn mit Verweis auf die „hochsensible Situation“ niemand sich öffentlich äußern will. Danach soll es in Schwarzenbek möglicherweise nicht bei dem Jobabbau bei LMT Tools bleiben. So sollen bei der konzernweiten Dienstleistungstochter LMT Finance und Shared Services bis zum Herbst 2021 in den Bereichen IT, Logistik, Einkauf und Human Resources 60 weitere Jobs wegfallen. Die LMT Finance und Shared Services GmbH und Co KG wurde 2009 gegründet und bekam Teile der Firma Fette übertragen. Zwischenzeitlich firmierte sie auch unter LMT Immobilien GmbH & Co. KG. Tablettiermaschinenbereich nicht betroffen: Im Jahr 2009 war das Schwarzenbeker Traditionsunternehmen Wilhelm Fette kurz nach dem 100-jährigen Firmenjubiläum in die Krise geraten und wenig später von der LMT-Gruppe übernommen worden. In den Folgejahren gab es einen umfangreichen Jobabbau am Standort. Anschließend erholte sich das Unternehmen und wuchs wieder auch bei der Mitarbeiterzahl. Lesen Sie auch Viele Jobs weg: Schwarzenbek ist das Herz der LMT Group Ulf Hahn verlässt WFL Ratzeburg: Kino Burgtheater putzt sich in der Corona-Zwangspause heraus Aus dem ursprünglichen Unternehmen Wilhelm Fette wurde die Tablettiermaschinensparte als LMT Fette Compacting ausgegliedert. Die Sparte Fette Compacting ist Weltmarktführer in der Produktion von Tablettiermaschinen und von der Restrukturierung nicht betroffen, wie das Unternehmen Anfang des Jahres mitteilte. Von Holger Marohn