Bei der Digitalisierung ist die Stecknitz-Schule Berkenthin weit vorne

Matthias Heffter wohnt in Hamburg. „Ich habe gerade im ,Abendblatt’ gelesen, dass jetzt die erste Schule mit Tablet-Computern ausgerüstet wird. In Hamburg!“, sagt der Schulleiter der Stecknitz-Grund- und -Gemeinschaftsschule. Er erklärt nichts weiter, aber man merkt schon, wie er einen Vergleich zieht zwischen der Millionenmetropole, dem pulsierendem Wirtschaftsstandort und der Weltstadt an Alster und Elbe – und dem kleinen Provinznest Berkenthin am Elbe-Lübeck-Kanal. Berkenthin vor Hamburg! Tatsächlich scheint man in der schnelllebigen Moderne bereits Lichtjahre entfernt zu sein – aber mit umgekehrten Vorzeichen, Berkenthin vor Hamburg! Das liegt zum einen sicherlich an der hervorragenden Netzinfrastruktur, für die die Vereinigten Stadtwerke seit Jahren sorgen. Über ein zuverlässiges W-Lan-Netz verfügt die Schule bereits seit 2008/09. Zum anderen aber auch an der Entscheidungsfreude des der Zukunft zugewandten Schulverbandes, der von den Mitgliedern aus den zehn Dörfern im Amt Berkenthin beseelt wird. „Durch den Digitalpakt, das Sofortausstattungsprogramm des Bundes und eine intensive Förderung des Schulverbandes an der Stecknitz geht die Digitalisierung in großen Schritten an der Stecknitz-Schule voran“, erklärt Friedrich Thorn, Vorsitzender des Schulverbandes und seit Anfang dieses Jahres auch Bürgermeister der Gemeinde Berkenthin, etwas unaufgeregt. Aber er, der im Hauptberuf Fachbereichsleiter Schule und Sport der großen Hansestadt Lübeck ist, weiß es einzuordnen, wie weit man mittlerweile hier auf dem „Dörp“ ist. Pfleglicher Umgang mit den Geräten: „Zwischenzeitlich konnten alle Siebtklässler/innen an der Stecknitz-Schule mit iPads ausgestattet werden. Durch einen Mediennutzungs- und Leihvertrag haben alle Schülerinnen und Schüler auch die Möglichkeit, die Geräte jederzeit in der Schule und zu Hause für unterrichtliche Zwecke einzusetzen“, sagt Thorn. Dabei gingen die Schüler äußerst pfleglich mit den Geräten um: „Sie achten da besser drauf als auf ihre eigenen Geräte oder Bücher“, erzählt Heffter. Vor vier Jahren wurde eine zehnte Klasse zuerst mit den Geräten ausgestattet, quasi als Versuchsballon. Heffter: „Die Erfahrung zeigt, dass das iPad als zusätzliches Werkzeug im Unterricht viele Lernprozesse unterstützen kann und gerade im Bereich der Differenzierung, Förderung und Forderung eine große Hilfe ist.“ Sukzessive wurden immer mehr Geräte angeschafft: „150 haben wir aus eigenen Mitteln bezahlt, weitere 100 bekommen wir über den Digitalpakt der Bundesregierung. Damit sind demnächst 250 Geräte in insgesamt zehn Klassen im Einsatz: dem 6. und 7. Jahrgang, und nach den Herbstferien auch die drei Fünften“, erklärt Thorn. Zwei kleine, familiäre Dorfschulen: Dem ausgewiesenen Schulexperten merkt man seine Zufriedenheit an: „Der Schulträger ist sehr stolz, dass wir bei der Digitalisierung schon so weit sind, die Geräte rechtzeitig angefordert und nun auch parat haben.“ Ziel sei es, am Ende jede Klasse der Gemeinschaftsschule, also ab dem 5. Jahrgang, mit den Tablets auszurüsten. Ihm mache es „großen Spaß, an dieser Schule Schulträger zu sein“, fügt er hinzu. Vor allem, als Heffter noch die Vorzüge des geteilten Standortes hervorhebt. Denn der wurde in der Vergangenheit eher als großer Nachteil angesehen, vor allem bei den Eltern der Schulkinder. „Wir haben zwar insgesamt 700 Kinder an der Schule, aber durch die Aufteilung sind es nur 350 an jedem Standort. Insofern haben wir hier zwei Dorfschulen, wo sich alle bestens kennen. Wir haben eine total familiäre Atmosphäre, die sich auch bei anderen Lehrern herumgesprochen hat.“ Das jedenfalls sei seine Erfahrung aus schon mehreren Bewerbungsgesprächen. Lesen Sie auch Berkenthiner Stecknitz-Schule mit moderner Lüftungsanlage gut gegen Corona gerüstet Schulverband investiert in Schulhöfe in Berkenthin und Krummesse Gymnasiale Oberstufe: Stecknitz-Schulverband klagt gegen Kiel Von Joachim Strunk