Berkenthin: Jugend will ihren Skatertreffpunkt zurück haben

Generationenkonflikt in der Großgemeinde Berkenthin: Seit einigen Wochen gibt es verstärkt Beschwerden von Anwohnern über ausufernde Freiluft-Feiern Jugendlicher mit lautstarker Musik, „nächtlichem Gegröle und Gesaufe“, so ein Bürger. Vor allem im Park zwischen Amtsverwaltung und Kanal, unter der Kanalbrücke oder am „Weißen Berg“ nahe der Kläranlage spiele sich das Geschehen ab. Negativer Höhepunkt war jüngst der Vandalismus am historischen Salzprahm-Nachbau: Hier wurden die Befestigungsseile zerschnitten und die (leere) Kajüte aufgebrochen. Immerhin befestigten die Unholde den Kahn wieder, damit dieser nicht abtreiben konnte. Die Tat wurde vom Vorsitzenden der Salzprahm-Kameradschaft Michael Winter bei der Polizei angezeigt, Bürgermeister Friedrich Thorn von der Berkenthiner Wählerinitiative BWI lobte eine Belohnung von 300 Euro für sachdienliche Hinweise zur Ermittlung der Täter aus. Dieser Gewaltakt gegen Sachen hat eine längere Vorgeschichte: Im Frühjahr sah sich die Gemeinde Berkenthin nach mehreren anderen Fällen von Vandalismus – Schmierereien, ausgeleerter Feuerlöscher, kaputte Flaschen, verstreuter Müll – genötigt, den beliebten Treffpunkt von Dutzenden Jugendlichen, die Skateranlage am Ende der Bahnhofstraße, vorübergehend zu schließen. „Das war nicht nötig“, sagen dazu Josina Gaul (21) und ihr Freund Pascal Scheer (20). Beide zählen sich zur Kerntruppe der jungen Leute, die schon seit zehn, zwölf Jahren, seit Errichtung der Skateranlage, hier ihren inoffiziellen Treffpunkt haben. „Mittlerweile sind wir zwischen 50 und 70 Leute, zuerst nur aus Berkenthin und den umliegenden Dörfern. Mittlerweile kommen sogar welche aus Lübeck, Bad Oldesloe oder Hamburg hierher“, erzählt Josina. Das habe sich so ergeben – durch Umzug von Einheimischen in die genannten Städte, über Mund-zu-Mund-Propaganda, über Freunde und deren Freunde eben. „Das ist ein idealer Platz zum Entspannen. Hier findet man seine Ruhe, aber auch immer Leute, mit denen man quatschen kann“, beschreibt Pascal die Vorzüge dieses Ortes. „Es handelt sich hier vor allem um die Jugendlichen, die keine Bindung zu den sonst üblichen Institutionen wie Feuerwehr, Landjugend oder Sportverein haben“, erklärt Volker Peters, Vorsitzender des Kulturausschusses, der sich schon seit geraumer Zeit um ein besseres Verhältnis zwischen den „Parteien“ bemüht. Lesen Sie auch: Vandalismus: Skateranlage in Berkenthin bleibt geschlossen Nazi-Schmierereien in Berkenthin: Aus für Skateranlage? Skateranlage in Berkenthin mit rechten Symbolen beschmiert Die Schließung der Anlage traf die Jugend in der corona-bedingten kontaktarmen Zeit ohnehin hart. Aber als man seitens des Bauhofes über das Ziel hinausschoss und auch noch die Wände und das Mobiliar (Sitzbänke, Tischplatte) an der kleinen Schutzhütte demontierte, die von den Jugendlichen selbst – in vorheriger Absprache mit dem Kulturausschuss – angebaut worden waren, „flippten“ einige Unbekannte aus und randalierten erst recht. „Das waren aber nicht ,unsere’ Berkenthiner Jugendlichen“, ist Michael Winter sicher. Die habe er als verantwortungsbewusst und ehrlich erlebt und traut ihnen nicht solche Schandtaten zu. Mittlerweile hatten die Jugendlichen Gelegenheit, sich in der jüngsten Gemeindevertretersitzung zu Wort zu melden und ihre Wünsche zu äußern. „Wir wollen gar kein extra Jugendzentrum haben“, sagt Josina Gaul. „Der Standort hier am Ende der Bahnhofstraße ist ideal. Es gibt viel Platz, wo die älteren Besucher ihre Autos abstellen können, die nächsten Häuser sind weit genug entfernt, dass sich die Bewohner nicht unbedingt über zu laute Musik beschweren müssen.“ Bei den Kommunalpolitikern ist dieses Ansinnen und vor allem die Dialogbereitschaft der Betroffenen gut angekommen. Bürgermeister Thorn erklärte: „Sobald es Corona zulässt, werden wir die Skateranlage wieder öffnen. Wir werden auch die Hütte mit Wänden, Tischen und Bänken wieder so herrichten, wie sie war. Oder die Jugendlichen können das nach ihren Wünschen machen.“ Als zusätzlichen Service seitens der Gemeinde gibt es zudem eine Beleuchtung. Einziger Knackpunkt vielleicht, allerdings mit Zustimmung der Jugend, ist die Installation einer Videoanlage. Diese Kamera soll helfen, unnötige Zerstörungswut im Vorhinein zu unterbinden. Für Josina Gaul und Pascal Scheer ist das aber das kleinste Übel: „Wir haben ja selbst angeboten, die Anlage sauber zu halten. Vielleicht bekommen wir noch eine zusätzliche abschließbare Werkzeugkammer dazu.“ Eine Kamera würde zudem beweisen, dass es sich hier um keinen Drogenumschlagplatz handele, wie böse Gerüchte das behaupten. Für den Kreis ihrer Bekannten und Freunde gäbe es für diese Behauptung keine Grundlage. Von Joachim Strunk