Berkenthiner Landfrauen bleiben fit

Welche Klischees gibt es über Landfrauen? Nun, sie kommen vom Land, sind schon etwas älter und hantieren viel mit Haushaltsgeräten. Die Berkenthiner Landfrauen wollen diesen Vorstellungen etwas entgegensetzen und zweckentfremden deshalb alles, was sie ihrem Haushalt finden, für ein Sportprogramm. Die Mehlpackung als Hantel, der Besen als Stütze bei Dehnübungen, der Kochlöffel für Fingerübungen: Viele kleiner Helferlein, damit die Damen auch in der Corona-Pandemie fitbleiben. Iris Lembke ist Tanz- und Bewegungstherapeutin – und Landfrau. Sie versorgt ihre Mitstreiterinnen regelmäßig mit neuen Übungen, natürlich corona-konform via WhatsApp. In kurzen Videos macht sie eine Übung vor, ihre Co-Athletinnen können das dann zu Hause nachturnen. Es geht darum, mit einfachen Dingen fit und beweglich zu bleiben, wenn die Fitnessstudios geschlossen sind, Sport in der Gruppe nicht erlaubt ist und es draußen für mehr als einen Spaziergang eigentlich zu kalt ist. Das geht morgens los mit dem Dehnen der Füße beim Zähneputzen und reicht bis zu Lockerungsübungen für den Rumpf, bei denen das Nudelholz als Griff die Arme in die richtige Position bringt. Wer in Corona-Zeiten fitbleiben möchte, muss nicht in teure Sportgeräte investieren. Viele Übungen, für die man keine Hilfsmittel braucht, lassen sich leicht in den Alltag einbinden. Die Beine können Sie direkt morgens nach dem Aufwachen dehnen: Bein heranziehen, die Ferse dabei gerade halten, sechs Atemzügen lang halten – wieder ausstrecken, dann ist das andere Bein dran. Wer die Bauchmuskeln mit trainieren möchte, kann im Liegen die Beine parallel anheben und in der Luft halten. Für die Brustmuskeln gibt es ebenfalls eine simple Dehnübung: Dazu stellen Sie sich in den Türrahmen. Ein Arm wird im rechten Winkel an den Türrahmen gelehnt, Sie gehen in den Ausfallschritt und lehnen sich vor. Mit dem angewinkelten Arm drücken Sie sich am Türrahmen ab. Wichtig: Den Rücken gerade halten, aber kein Hohlkreuz machen. Viel Spaß beim Ausprobieren! Übungen für die Seele: Gerade die Rücken-Schulter-Nacken-Partie sei oft sehr verspannt. Der Grund dafür: In Zeiten der Kontaktbeschränkungen schauen viele Menschen noch öfter und länger auf ihr Handy, um zumindest digital mit Freunden und Verwandten in Kontakt zu bleiben. Auch die Arbeit im Homeoffice könne für Verspannungen in Schultern und Nacken sowie zu Rückenproblemen führen, wenn zum Beispiel der Bürostuhl am Arbeitsplatz nicht gut passt. Es geht aber auch darum, möglichst den ganzen Körper anzusprechen und viele Sehnen und Muskeln anzusprechen. Die Reaktionen, die Iris Lembke bisher zu ihren Übungen bekommen hat, waren durchweg positiv: „Viele kannten die Übungen bereits aus der Physiotherapie, haben sie aber inzwischen wieder vergessen“, sagt sie. Und, mindestens genauso wichtig: Sport macht glücklich, „mindestens genauso wie ein Stück Schokolade“, verspricht Iris Lembke. Das bestätigt auch Angelika von Keiser. Die Praktikumsleiterin am Institut für Biochemie an der Uni Lübeck ist Vorsitzende der Berkenthiner Landfrauen und hat zusammen mit Iris Lembke das digitale Fitnessprogramm gestartet. Sie weiß um die positive Wirkung von Sport und Bewegung auf die Psyche – und dafür „machen wir uns für die Frauen zum Hampelmann“, erklärt sie. Fitness für den Zusammenhalt: Ein weiterer positiver Effekt scheint außerdem zu sein, dass das digitale Fitnessprogramm inzwischen zu einem – natürlich nicht vollwertigen – Ersatz für die Treffen der Frauen geworden ist. „Ich habe ja meinen Mann, mein Enkelkind und seine Eltern wohnen auch ganz in der Nähe – aber die Gespräche mit den Frauen fehlen mir trotzdem“, sagt Anne Martin, eine der fleißigsten Sportlerinnen. Hin und wieder tauschen sich die Landfrauen per Videokonferenz aus, schmieden Pläne für die Zeit nach der Pandemie. Lesen Sie auch Krankenhäusern im Kreis Herzogtum Lauenburg gehen Intensivbetten aus Feuer zerstört Teile von Schulneubau in Geesthacht Corona: Neue Maskenpflicht im Herzogtum Lauenburg gut angenommen Die WhatsApp-Gruppe motiviere sie außerdem, selbst mit ihrem Fitnessprogramm dranzubleiben: Ständig mit den anderen Landfrauen im Austausch zu sein und die Erfolge der anderen zu sehen, sei da sehr hilfreich. „Allein würde ich das wohl nicht so fleißig machen“, gibt Anne Martin zu. Die Frau, die viel redet – ein bisschen Klischee darf also doch sein. 70 Mitglieder hat die WhatsApp-Gruppe inzwischen, und es werden stetig ein paar mehr. Die Gruppe ist so zusammengewachsen, dass schon die nächste Aktion geplant ist, wenn sie unter Einhaltung aller Abstands- und Hygieneregeln wieder erlaubt ist: Ein Flashmob zur „Jerusalema Dance Challenge“. Von Sophie Schade

Berkenthiner Landfrauen bleiben fit – per WhatsApp